Museum für Geschichte

Stolze steirische Bürger schufen sich ihre Bühnen

Steiermark
13.02.2025 11:00

Das Grazer Museum für Geschichte zeigt in der eindrucksvollen Schau „Bühnen des Bürgertums“, wie sehr sich die Gesellschaft im 19. Jahrhundert veränderte und wie sehr uns das heute noch beeinflusst.

Das 19. Jahrhundert ist das Zeitalter der Bürger. Die Industrialisierung sorgte für neue Bedürfnisse, die Hierarchien und das Zusammenleben, aber auch das Erscheinungsbild der Städte veränderten. Wie sehr diese Zeit uns bis heute prägt, zeigen Ulrich Becker und Walter Feldbacher im Grazer Museum für Geschichte.

Die Kuratoren Ulrich Becker (re.) und Walter Feldbacher mit Museums-Leiterin Bettina Habsburg-Lothringen. (Bild: UMJ/J. J. Kucek)
Die Kuratoren Ulrich Becker (re.) und Walter Feldbacher mit Museums-Leiterin Bettina Habsburg-Lothringen.

„Bühnen des Bürgertums“ heißt die Schau, und tatsächlich schufen sich die steirischen Städter zahlreiche Orte der Repräsentation. Zu den wichtigsten zählen – dank der neuen Eisenbahn – die Bahnhöfe. Sie wurden prächtig dekoriert und waren das Tor zur Stadt.

Der Bahnhof als Tor zur Stadt und zur Ausstellung. (Bild: UMJ/J. J. Kucek)
Der Bahnhof als Tor zur Stadt und zur Ausstellung.

Im Museum für Geschichte sind sie auch das Tor zum Ausstellungsrundgang, der nicht nur die Statussymbole des Bürgertums beleuchtet, sondern auch deren prestigeträchtigen Treffpunkte. Theater (auch in Kleinstädten) und Opernhäuser gehörten dazu, Kaffeehäuser, Restaurants und die Grandhotels.

Prächtig dekorierte Funktionsbauten
„Es war eine Zeit der Ingenieure und Dekorateure“, bringt es Becker auf den Punkt. Jeder Funktionsbau wurde prächtig gestaltet, das Handwerk aufgewertet, Musterstücke fanden sich in den neuen Museen (auch das Joanneum stammt aus dieser Zeit) wieder.

Doch es ging den Bürgern nicht nur um Repräsentation. Sie waren Investoren, wenn es um die Eisenbahn ging, und eroberten mit mehrstöckigen Warenhäusern den Handel. Erstmals gab es Fixpreise und Kataloge. Die moderne Organisationsstruktur und die Hierarchien wirken bis heute nach – nicht nur in Phrasen wie „Beehren Sie uns bald wieder“.

Frühe Kastner-Kataloge (Bild: UMJ/J. J. Kucek)
Frühe Kastner-Kataloge

Geburtsstunde der Ortskaiser
Auch die Bildung eroberten sich die Bürgerlichen: Die Technische Universität entstand zu dieser Zeit ebenso wie viele Schulen. Zahlreiche Städte bekamen damals Rathäuser. „Es war die Geburtsstunde der Ortskaiser“, betont Becker. Der Journalismus ist ebenfalls ein Kind des 19. Jahrhunderts, überall entstanden Zeitungsredaktionen. Und es gab plötzlich Freizeit, die es zu nutzen galt. Kuranstalten, Parks und Sportvereine wurden gegründet, die Sommerfrische belebte die Alpen wie die obere Adria.

Sportgeräte aus dem 19. Jahrhundert (Bild: UMJ/J. J. Kucek)
Sportgeräte aus dem 19. Jahrhundert

Selbstbewusst bis zuletzt
Selbst der letzte Weg wurde aufgewertet: Familien errichteten pompöse Gruften und Grabdenkmäler. Im Epilog der sehenswerten, von Robert Rüf und Larissa Cerny gestalteten Ausstellung kommt noch Stefan Zweig mit seiner „Welt von Gestern“ zu Wort.

Zu sehen sind die „Bühnen des Bürgertums“ von 14. Februar bis 2. November im Grazer Museum für Geschichte.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Steiermark



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt