Was hinterlassen uns die österreichischen Spitzenpolitiker – oder sagen wir lieber: die sogenannten Spitzenpolitiker? Einen einzigen Scherbenhaufen! Und wer ist mit den sogenannten Spitzenpolitikern gemeint? Nein, das sind nicht nur Herbert Kickl und Christian Stocker, die beiden so fulminant gescheiterten Verhandler einer blau-schwarzen Zusammenarbeit.
Die beiden Herren natürlich ganz besonders: Herbert Kickl hatte nicht nur, um ein Zitat des blauen Urgesteins Andreas Mölzer zu verwenden, ein Fenster zum Kanzleramt. Er war so nahe an der Tür zum Kanzleramt wie noch nie. Und wird dieser Tür, selbst wenn er kommende Wahlen noch höher gewinnen sollte als die Nationalratswahlen im vergangenen September, vielleicht nicht mehr wieder so nahekommen.
Herbert Kickl als Hausherr im Kanzleramt, als österreichischer Regierungschef – das wird dieser Tage nicht passieren und es wird nach Einschätzung vieler Insider, auch aus der FPÖ selbst, vielleicht gar nie passieren.
Denn Kickl hat den Bogen überspannt, keinen Partner gefunden. Und so wie der spät, aber doch vom Bundespräsidenten mit der Regierungsbildung beauftragte FPÖ-Chef diese Verhandlungen geführt hat, wird er – vermutlich erst recht dann, wenn er Neuwahlen noch höher gewinnt – erst recht keinen Partner finden.
Christian Stocker – er ist nicht der Vizekanzler unter Kickl geworden. Er hat nicht die Funktion des ÖVP-Parteichefs angestrebt, er wird es möglicherweise auch nicht lange bleiben.
In die Legionen an Verlieren einreihen muss sich auch der Bundespräsident: Er hätte Kickl schon im Herbst beweisen lassen müssen, ob dieser es schafft, eine Koalition zu schmieden. Damals hätte der Wahlsieger vermutlich nicht so kraftstrotzend wie in den vergangenen Wochen seine Muskeln spielen lassen. Wir wüssten jedenfalls längst, ob er einen Partner finden kann oder will – oder nicht. So hat uns Alexander Van der Bellen viel Zeit gekostet.
Viel Zeit gekostet haben uns freilich auch Andreas Babler, Beate Meinl-Reisinger und Karl Nehammer. Sie alle und noch viele mehr hinterlassen einen Scherbenhaufen, ein Bild von der österreichischen Innenpolitik, das kaum übler vorstellbar ist.
Karl Nehammer hat wenigstens Konsequenzen gezogen und sich zurückgezogen. Jetzt sind die nächsten Mitverursacher dieses Scherbenhaufens dran.
Österreich wartet auf den dringend notwendigen Neustart. Es ist nicht fünf Minuten vor zwölf, sondern 15 Minuten nach zwölf. Neue Köpfe müssen diesen Scherbenhaufen aufräumen!
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