Deutschland

Chemnitz erfindet sich neu

Reisen & Urlaub
12.02.2025 17:00

Die ehemalige Industriehochburg Chemnitz, in DDR-Zeiten als Karl-Marx-Stadt auch ein ideologisches Zentrum, ist in diesem Jahr Kulturhauptstadt Europas. Eine Stadt in stetem Wandel.

Plattenbauten, alte Industrieanlagen und dazwischen rekonstruierte Schmuckstücke – das ist der erste Eindruck, den man von Chemnitz hat. Im Osten Deutschlands am Rand des Erzgebirges gelegen, hat es als Technik-Hochburg eine reiche Vergangenheit und als Karl-Marx-Stadt (von 1953 bis 1990) auch politisch einiges erlebt.

Kulturell hatte man bisher eher die Nachbarstädte Leipzig und Dresden auf dem Schirm, doch Chemnitz nützt seine Chance als Kulturhauptstadt und verankert sich mit einem dichten Programm – 225 Projekte und mehr als 1000 Veranstaltungen – als weltoffene, vielfältige Stadt im Bewusstsein der Menschen. Dabei richtet das „sächsische Manchester“ den Fokus auf die eigene Bevölkerung. Interessante Lösungen für leer stehende Industriedenkmale und Stadtentwicklungsprojekte wurden entworfen, aber man legt auch die Finger in die Wunden der Vergangenheit und Gegenwart – man erinnere sich etwa an die rechtsextremen Exzesse 2018.

INFOS

Anreise:
Flüge bis Dresden oder Leipzig, dann weiter mit dem Zug; oder Nachtzug nach Dresden und von dort eine Stunde mit dem Regionalzug nach Chemnitz

Stadt-Infos: www.chemnitz.travel

Allgemeines: www.germany.travel

Programm der Europäischen Kulturhauptstadt:
www.chemnitz2025.de 

Unter dem Motto „C the unseen“ geht es um verborgene Biografien, Talente, Orte, um Fragen des Zusammenlebens, der gemeinsamen Werte. Eines der großen Projekte der Kulturhauptstadt ist „Gelebte Nachbarschaft“, bei dem die Bewohner Tausende Bäume pflanzen, neue Parks anlegen. Zudem werden die Ufer des Flusses renaturiert und zu Erholungsräumen.

Skulptur der Künstlerin Leiko Ikemura am „Purple Path“. (Bild: Ernesto Uhlmann)
Skulptur der Künstlerin Leiko Ikemura am „Purple Path“.

Das Erzgebirge spielt eine wichtige Rolle
Die Stadt kümmert sich aber auch um ihr Umland. 38 Gemeinden sind Teil des Projekts „Purple Path“, in dem renommierte Künstler Skulpturen an markanten Orten positionieren. In Schneeberg im Erzgebirge hat etwa Sean Scully einen Stapel riesiger Münzen vor der für ihren Cranach-Altar berühmten Wolfgangkirche aufgeschlichtet, in Aue-Bad Schlema zeigt Tony Craigg eine Bronzearbeit im rekonstruierten Kurpark. Auch eine Österreicherin ist mit von der Partie: Uli Aigners Porzellanskulpturen sind in Lößnitz zu finden. Eröffnet wird „Purple Path“ im April.

Das Erzgebirge bietet Handwerkskunst. (Bild: M. Reichart)
Das Erzgebirge bietet Handwerkskunst.

Das Chemnitzer Umland ist auch bekannt für seine Handwerkstraditionen. Holzschnitzer aus dem Erzgebirge, Klöpplerinnen und sogar ein Handschuhmacher laden heuer zu Workshops oder Kreativurlauben. In neun „Makerhubs“ wird altes Wissen weitergegeben und der kreative Austausch gepflegt. Im Esche-Museum in Limbach-Oberfrohna, einer ehemaligen Strumpfwarenfabrik, kann man etwa auf professioneller Ebene weben, stricken, sticken oder nähen.

Auch wenn Chemnitz im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört wurde, sind doch einige bauliche Schönheiten erhalten geblieben. Eine davon, das 1930 eröffnete „Kaufhaus Schocken“ des Architekten Erich Mendelsohn, beherbergt heute das Archäologiemuseum. Beeindruckend ist auch das 1925 eröffnete Stadtbad von Fred Otto.

Baukunst der 1920er-Jahre – das Stadtbad Chemnitz (Bild: Ernesto Uhlmann)
Baukunst der 1920er-Jahre – das Stadtbad Chemnitz

Mit dem Kaßberg verfügt die Stadt zudem über eines der größten Jugendstilviertel Deutschlands. Die von Henry van de Velde bis ins kleinste Detail geplante Villa Esche ist ein liebevoll renoviertes Meisterwerk aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts. Selbst die Plattenbauten aus DDR-Zeiten faszinieren, und am „Nischel“, dem mehr als sieben Meter hohen steinernen Kopf von Karl Marx, dem eigentlichen Wahrzeichen der Stadt, kommt man ohnehin nicht vorbei.

Marx’ „Nischel“ (Bild: Ernesto Uhlmann)
Marx’ „Nischel“

Ausstellungen über den europäischen Realismus, Edvard Munch, Bergbau, Eisenbahnen und die vielen Transformationen der Stadt, aber auch die Würdigung der Chemnitzer Stefan Heym und Karl-Schmidt-Rottluff sowie Aufführungen und Festivals sorgen dafür, dass es sich das ganze Jahr über lohnt, in Chemnitz vorbeizuschauen.

Und dann gibt es ja auch noch das Projekt „So schmeckt Chemnitz“, das für Genießer so manche Überraschung bereithält. Oder hätten Sie die Stadt mit köstlichen Schokolade-Kreationen in Verbindung gebracht?

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