Nachdem US-Präsident Donald Trump am Mittwoch mit dem russischen Machthaber Wladimir Putin wegen Verhandlungen zu einer Waffenruhe in der Ukraine telefoniert hat, herrscht in Europa weitgehend Ratlosigkeit und Entsetzen. Das Gespräch sei über die Köpfe der Ukraine und der EU hinweg geführt worden, der Münchner Militär-Experte Carlo Masala sieht darin „ein apokalyptisches Szenario“. Im Kreml hingegen wird gejubelt.
Nach dem Telefonat verkündete Trump, dass Verhandlungsteams sofort Gespräche über einen Friedensplan für die Ukraine aufnehmen werden. Das erste Treffen werde mit seinem Amtskollegen werde in Saudi-Arabien stattfinden.
Selenskyj wurde erst nach dem Telefonat informiert
Trump telefonierte erst nach dem Gespräch mit Putin auch mit dem ahnungslosen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Eine Waffenruhe in der Ukraine könne „in nicht allzu ferner Zukunft“ erreicht werden, fügte er an.
Masala ortet „ein apokalyptisches Szenario“
Experte Masala sieht im Gespräch mit der „Bild“ in der Tatsache, dass über die Einbeziehung vor allem der Ukraine und der EU agiert wurde „ein apokalyptisches Szenario. Die Europäer werden keinen Platz am Verhandlungstisch haben. Sie werden das Ergebnis akzeptieren müssen. Und es sieht leider Gottes so aus, dass dies auch für die Ukraine gilt.“
Masala ist nicht der Ansicht, dass Putin zu Kompromissen gezwungen werden kann. Viel eher werde sich der russische Staatschef die besetzten ukrainischen Gebiete behalten wollen.
Auch NATO-Generalsekretär Mark Rutte forderte am Donnerstag die Einbeziehung der Ukraine in alle Gespräche zur Beendigung des russischen Angriffskriegs. Zudem müsse eine Vereinbarung für einen Frieden dauerhaft sein, sagte Rutte vor Beratungen der NATO-Verteidigungsminister in Brüssel.
US-Verteidigungsminister will mehr Geld von Europas NATO-Staaten
An den Gesprächen nimmt auch US-Verteidigungsminister Pete Hegseth, der nicht glaubt, dass die Ukraine wieder die Grenzen von vor 2014 erhalten wird, teil. Es sei eine wichtige Verantwortung Europas, sich der russischen Kriegsmaschinerie entgegenzustellen, sagte Hegseth. Die NATO müsse „stark und robust“ sein und die europäischen Alliierten sollen künftig fünf Prozent ihrer Wirtschaftsleistung der NATO zur Verfügung stellen.
Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius mahnte ebenfalls, Europa müsse an Verhandlungen über ein Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine beteiligt sein. Es müsse aber auch klar sein, dass eine Präsenz der USA in Europa erforderlich sei, um eine wirksame Abschreckung Russlands zu gewährleisten.
Moskau jubelt über neuen Kurs Trumps
Die USA unter Trump haben Europa also eine sicherheitspolitische Zeitenwende aufgezwungen. Während in der EU deshalb Ratlosigkeit herrscht, wird in Russland über den neuen Kurs offen gejubelt.
Zu Hegseths Aussagen sagte Leonid Sluzki, Leiter des Außenausschusses im russischen Parlament: „Die Aussagen des Pentagon-Chefs können eine kalte Dusche für Selenskyj werden.“
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