Bereits 31 Vorstrafen

Prozess gegen Häfn-Stammgast wird wiederholt

Gericht
13.02.2025 17:00

Er witzelt mit dem vorsitzenden Richter, bedankt sich höflich bei den Justizwachebeamten und begrüßt seinen Bewährungshelfer herzlich – Kurti P. macht im Landesgericht Wien keinen schlechten Eindruck. Wohl die Routine nach 31 Verurteilungen. Vor Geschworenen sitzt er aber zum ersten Mal und sofort der Paukenschlag: Das Urteil wird ausgesetzt.

Gerichtssäle sind Kurti P. nicht fremd – nicht nur, weil es bereits der zweite Verhandlungstag gegen ihn im Wiener Landesgericht ist. Der 54-Jährige hat bereits erschreckende 31 Vorstrafen. Wegen versuchten Mordes droht ihm nun die nächste Verurteilung. Und bei der Höchststrafe – lebenslange Haft – vielleicht auch seine letzte.

„Er wollte mich beschützen“
Tatort Fritz-Imhoff-Park in Wien-Mariahilf: Ein beliebter Treffpunkt in der Suchtmittelszene. Und so auch für Kurti P., der seit seinem 13. Lebensjahr drogensüchtig ist. „Wir haben Bier getrunken und wollten Kokain konsumieren“, erinnert sich eine Zeugin im Wiener Landl zurück. Aus dem Nichts hätte sie ein Syrer angestänkert. „Der war ziemlich beeinträchtigt. Er wollte Drogen und wir haben ihm keine gegeben. Ich weiß nur, dass ich ein Messer gesehen hab‘. Er ist auf mich zugekommen und ich wollte weglaufen“, versucht die 38-Jährige trotz Erinnerungslücken zu rekonstruieren.

Der Tatort im Fritz-Imhoff-Park – nebenbei spielten Kinder ... (Bild: zVg, Krone KREATIV)
Der Tatort im Fritz-Imhoff-Park – nebenbei spielten Kinder ...
(Bild: zVg, Krone KREATIV)

Der angeklagte Wiener sei dann ehrenhaft dazwischen gegangen. „Ich weiß ganz sicher, dass er mich beschützen wollte“, sagt die Frau aus. Verletzt waren am Ende der „Rangelei“ beide – Kurti P. trug einen Bauchstich davon; der Asylwerber erlitt indes mehrere Stiche und Schnitte, auch im Gesicht. Laut medizinischem Gutachten hätte diese tödlich enden können. Auf der Anklagebank sitzt deswegen nur der 54-Jährige.

Bedrückende Vergangenheit
Einen Mordvorsatz streitet er aber schon beim Prozessauftakt kurz vor Weihnachten ab. Er sei zuerst attackiert worden, habe aus Notwehr gehandelt – und vermutlich auch aus seinem Rausch heraus. Am ersten Tag gab er einen Einblick in seine Vergangenheit: „Wenn’s mir psychisch nicht gut geht, hau’ ich mir alles rein.“ Sein Vater sei gewalttätig gewesen, seine Mutter weitgehend abwesend. Im Kinderheim wurde er später missbraucht. 

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Mein Mandant ist kein Ministrant, kein Heiliger.

(Bild: Bissuti Kristian/Kristian Bissuti)

Verteidiger Elmar Kresbach

Stabilität hätte er ab der Jugend schließlich im Gefängnis gefunden. Da hatte er einen Tagesablauf und Regeln, an die er sich halten musste. Während einer Haftstrafe in der Justizanstalt Stein in Krems (NÖ) holte er seinen Hauptschulabschluss nach, machte auch eine Ausbildung zum Koch und Kellner.

Gegenüber Gerichtspsychiater Peter Hofmann: „In der Haft habe ich mich im Wesentlichen eigentlich immer am wohlsten gefühlt.“ Das können auch Prozessbeobachter klar sehen: Während er auf Fotos vom Tattag abgemagert und blass aussieht, tritt der Mandant von Elmar Kresbach vor Gericht gut genährt auf. 

Laienrichter bei 32. Verurteilung zu mild
Das Häfn-Menü darf er auch noch einige Zeit genießen. Der Paukenschlag nach mehrstündiger Beratung der Laienrichter: Der Schuldspruch der Geschworenen wegen „lediglich“ versuchter schwerer Körperverletzung wird von den Berufsrichtern ausgesetzt. Verteidiger Elmar Kresbach kritisiert dies gegenüber der „Krone“ hart: „Die Entscheidung war einstimmig und sollte eigentlich respektiert werden.“ Sein Mandant bleibt in U-Haft, bis noch einmal verhandelt wird.

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