Ein Vorarlberger Lehrling wollte nach der Kündigung aus dem Fenster springen. Bei der Untersuchung durch die zuständige Amtsärztin geriet er in Panik und schlug sie. Am Donnerstag kam es zum Prozess in Feldkirch.
Seit langer Zeit schon befindet sich der Angeklagte aufgrund seiner Angststörung in psychiatrischer Behandlung. Der junge Mann leidet an Agoraphobie. Das heißt, er hat Angst vor geschlossenen, engen Räumen. Aber auch Situationen, die er als existenziell bedrohlich empfindet, lösen bei ihm Panik aus.
So geschehen Anfang Dezember vergangenen Jahres, als der Lehrling von seinem Arbeitgeber gekündigt wird. Zu viel für den jungen Mann, der sich daraufhin noch in der Firma durch einen Sprung aus dem Fenster das Leben nehmen will. Der Versuch scheitert zum Glück, die zuständige Amtsärztin wird alarmiert und vom Betriebsarzt über den Sachverhalt und die Angststörung des 20-Jährigen in Kenntnis gesetzt.
Nachdem der Beschuldigte der Medizinerin mitteilt, dass es ihm schlecht gehe und er aufgrund der Kündigung keine Perspektive mehr sehe, beschließt sie, den Patienten wegen Eigengefährdung ins Landeskrankenhaus Rankweil einliefern zu lassen. Worauf der Gekündigte aufgrund seiner Angststörung erneut in Panik gerät und mit Händen und Füßen um sich schlägt. Dabei versetzt er der Amtsärztin zwei Faustschläge gegen den Kopf. Glücklicherweise erleidet diese nur leichte Verletzungen an Hals, Nacken, Ohr und Schulter.
„In Ausnahmezustand“
Im Prozess bekennt sich der Angeklagte zu den Vorwürfen vollumfänglich schuldig. Sowohl den Betriebsarzt als auch die Amtsärztin bittet er per Handschlag um Verzeihung für sein Verhalten und sagt: „Nichts rechtfertigt Gewalt. Deshalb bin ich auch in psychiatrischer Behandlung. Ich will alles daran setzen, dass so etwas nie wieder passiert.“ Weil der Angeklagte bislang unbescholten und zudem bemüht ist, wieder im Beruf Fuß zu fassen, wird das Verfahren gegen ihn diversionell erledigt und somit eingestellt. Richterin Sabrina Tagwercher begründet dies wie folgt: „Sie haben sich durch die Kündigung und ihren Suizidversuch in einem Ausnahmezustand befunden.“
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