„Krone“-Kommentar

Die Würfel sind gefallen

Kolumnen
14.02.2025 06:00

Man ist ja in diesen Zeiten schon einiges gewohnt, aber was hier der größte Dealmaker der Welt, wenn nicht des gesamten Universums, sagte, hat denn doch überrascht: Trump ist der erste Dealmaker, der noch vor einem Deal seine Trümpfe aus der Hand gegeben hat.

Trumps Ukraine-Vision: Die gesamte Beute an Russland, kein NATO-Beitritt, kein NATO-Schutzschirm, keine US-Soldaten für eine Schutztruppe und Europa soll sich um die Zukunft der Ukraine kümmern. Dann noch die große Respekterweisung gegenüber Putin: „Russland hat um das Land gekämpft, viele Soldaten verloren. Es war keine gute Idee der Ukraine, in diesen Krieg hineinzugehen.“

Das ist „Russia First“. So war nicht einmal der britische Premierminister Chamberlain 1938 in die Verhandlungen mit Hitler nach München geflogen, um den Frieden zu retten. Seine Zugeständnisse hatten das Gegenteil erreicht. Sein auf Kosten anderer erkaufter Frieden hatte vielmehr das Tor zur Hölle geöffnet.

Schlimmer hätte es für die Ukraine gar nicht kommen können. Es ist ein wahrhaft großer Deal – für den Kreml. Dort ist inzwischen der Wodka ausgegangen.

Schlimmer hätte es auch für Europa nicht kommen können. Bei den kommenden Verhandlungen, die keine mehr sind, zwischen Trump und Putin, ist für Europa höchstens Platz am Katzentisch.

Trump stellt die europäischen NATO-Alliierten vor vollendete Tatsachen. Das ist praktisch auch sein Abgesang an die NATO als solche. Wenn es kein solidarisches Verhalten mehr gibt, hat das NATO-Bündnis auch ihre Abschreckungskraft verloren. Was das für Europa gegenüber einem Aggressor wie Putin bedeutet, kann man sich noch gar nicht ausmalen.

Dieser Zusammenbruch der westlichen Sicherheitsarchitektur hat sogar globale Bedeutung. Chinas Führung beobachtet genau, wie Trump die Ukraine fallen lässt und zieht daraus ihre Schlüsse. Taiwan muss jetzt auf alles gefasst sein. Demokratien rund um die Welt können nicht mehr mit den USA rechnen. Trump liefert die Ukraine und morgen vielleicht andere Staaten dem Faustrecht der Aggressoren aus.

Europa hat Zeit genug gehabt, sich auf Trump vorzubereiten. Es hat die Zeit nicht genutzt. Es wurde jetzt kalt erwischt. Es ist in seinem jetzigen Zustand gar nicht in der Lage, allein der Ukraine die nötigen Sicherheitsgarantien zu geben, geschweige denn sie allein zu verteidigen.

Es fehlt wie immer an einem geschlossenen Auftreten. Schon am Tag nach dem Trump-Schock proklamierte Frankreichs Macron ein „Mir nach!“, aber für die deutsche Regierung stand schon fest, auch nach einem Friedensschluss keine Soldaten für eine europäische Truppe in der Ukraine stellen zu können.

Das einzige Druckmittel, das Trump noch in der Hand hat, ist die Aufhebung der Sanktionen. Hoffentlich begreift das der größte Dealmaker aller Zeiten.

Es wird auf jeden Fall zwei Verlierer geben: die Ukraine und Europa. Mehr darüber morgen.

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