Die steirischen Feuerwehren ziehen jetzt Bilanz: 2024 nahmen kräftezehrende Unwetter-Einsätze weiter zu, auch mehr Brände forderten die Helfer.
Autos, die in den reißenden Fluten schwimmen wie Spielzeug. Überflutete Ställe voller toter Tiere. Häuser, die durch Hangrutschungen komplett zerstört wurden – das Jahr 2024 war erneut von schweren Unwettern geprägt und hinterlässt bei vielen Steirern bedrückende Erinnerungen.
Deutlich bemerkbar machen sich diese Extremwetterereignisse auch in der Einsatzbilanz der steirischen Feuerwehren, die am Donnerstag beim Jahresempfang in der Feuerwehrschule Lebring vorgelegt wurde.
56 Tage mit größeren Unwetter-Einsätzen
Nachdem schon 2023 für die steirischen Florianis extrem fordernd war, stiegen die Einsätze im letzten Jahr noch einmal an. Exakt 54.287-mal wurden die Feuerwehren 2024 alarmiert, rund 2600 Einsätze mehr als im Vorjahr. Ein Fünftel aller sogenannten technischen Einsätze – wie etwa Autobergungen – war auf Unwetter-Ereignisse zurückzuführen. Davon blieb kaum ein Landesteil verschont. Im abgelaufenen Jahr gab es 56 Tage mit unwetterbedingten Schadenslagen, bei denen mehrere Feuerwehren gefordert waren. Besonders in Erinnerung blieb dabei unter anderem das katastrophale Hochwasser im Übelbachtal bzw. in Deutschfeistritz.
Leistungswert 256 Millionen Euro
Landesfeuerwehrkommandant Reinhard Leichtfried betonte in seiner Rede, „dass Unwettereinsätze längst keine Ausnahme mehr sind, sondern zunehmend zur Normalität werden“. Er bedankte sich bei allen Feuerwehrmitgliedern, die teils bis an die Grenze der Belastbarkeit „schöpften“: „Dieser selbstlose Einsatz verdient höchsten Respekt und Anerkennung.“ Um das – zum überwiegenden Großteil freiwillige – Engagement in Zahlen zu fassen: Bei einem fiktiven Stundensatz von 40 Euro würden alle im letzten Jahr geleisteten Stunden der Feuerwehrmänner und -frauen einem Wert von 256 Millionen Euro entsprechen.
Einen Anstieg verzeichnete der Landesfeuerwehrverband nicht nur bei Unwetter-Einsätzen, sondern auch bei Bränden (+717 Alarmierungen). Als besonders herausfordernd in Erinnerung geblieben ist der große Waldbrand in Wildalpen, der im April zahlreiche Wehren mit rund 1200 Kräften wochenlang in Atem hielt.
„Krone“: Schwere Unwetter treten in der Steiermark immer häufiger auf. Was heißt das für die Feuerwehren?
Reinhard Leichtfried: Mit 6882 Alarmierungen zu Unwetter- bzw. Pumpeinsätzen verzeichneten wir 2024 einen erneuten Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Die Einsätze werden intensiver, umfangreicher und erfordern immer wieder schnelles Reagieren unter oft schwierigen Bedingungen. Gefühlt ist es so, dass Extremwetterereignisse in dieser Dimension früher alle fünf Jahre aufgetreten sind, jetzt fünfmal pro Jahr.
Werden die freiwilligen Feuerwehren diese immense Belastung auf Dauer alleine stemmen können?
Natürlich stellen uns diese Entwicklungen vor Herausforderungen. Aber hier kommt uns unser flächendeckendes System sehr entgegen, das uns ermöglicht, Hilfe zu bündeln und Einsätze effizient auf mehrere Schultern zu verteilen. Unsere KHD-Einheiten (Katastrophen-Hilfsdienst, Anm.) können sowohl regional als auch überregional eingesetzt werden und unterstützen dort, wo lokale Kräfte stark gefordert sind. Das hilft uns, auch große Herausforderungen zu bewältigen.
Bei Hochwasser kann nicht jeder Keller sofort ausgepumpt werden, was vereinzelt auch zu Unmut der Betroffenen führt.
Mit hundertprozentiger Sicherheit arbeiten die Feuerwehrkräfte mit höchster Priorität daran, allen Betroffenen so schnell wie möglich zu helfen. Dennoch können wir leider nicht überall gleichzeitig sein, gerade bei großflächigen Hochwasser- und Extremwetterereignissen. In manchen Fällen ist das Auspumpen aus Sicherheits- oder statischen Gründen nicht möglich. Anzumerken ist auch, dass unsere leistungsstarken Pumpen physikalische Grenzen haben. Ein paar Zentimeter Wasser bleiben oft zurück und müssen dann mit Nasssaugern entfernt werden. Hier kann Eigenvorsorge gut helfen.
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