Verletzt und einsam
So leiden Opfer von Säureattacken in Bangladesch
2013 ist es bereits zu 27 Vorfällen mit 37 Überlebenden gekommen, berichtet die bangladeschische Hilfsorganisation Acid Survivors Foundation auf ihrer Website. Von 1999, der Gründung der Gruppe, bis 2012 wurden 3.112 Vorfälle mit 3.424 Überlebenden gezählt.
Immerhin sinkt die Zahl der Angriffe und somit der Betroffenen - 2002 war mit 496 Säure-Attacken Spitzenreiter, bis 2012 hat sich die Zahl auf 98 kontinuierlich gesenkt. Das ist zu einem großen Teil der Arbeit der Acid Survivors Foundation zu verdanken, berichtet Hermann.
Säureopfer werden ausgegrenzt
Doch noch ist das Problem nicht aus der Welt geschafft - und die Opfer leiden neben Schmerzen und bleibenden Schäden oft darunter, als "Freaks" abgestempelt und ausgegrenzt zu werden. Diesem Bild wollten Hermann und Klan entgegenwirken: Er habe die "Schönheit jedes Gesichts" darstellen wollen, so der dänische Fotograf, die "Person hinter den Narben" solle auf den Fotos offenkundig werden.
Brutale Rache des Ehemanns
Doch die beiden Journalisten haben nicht nur Bilder gemacht, sondern auch die Leidensgeschichten der Betroffenen aufgezeichnet und in einem Video (auf Englisch) festgehalten. Etwa die Geschichte von Umma Aysha Siddike Nila (2. Bild). Weil sie - noch im Teenager-Alter - nicht mit ihrem zehn Jahre älteren Ehemann in dessen Heimatland Saudi-Arabien gehen wollte, griff dieser 2008 zu Säure. Sie ist eine von vielen, die nun für die Hilfsorganisation arbeiten.
Zurückgewiesene Männer wählen oft Säure
Ayesha Akter (3. Bild) wurde 2000 von ihrem Großvater attackiert, nachdem sie einen Heiratsantrag ausgeschlagen hatte. Peyara Begum (4. Bild) wurde 1998 von einem Privatlehrer ihrer Kinder verletzt, nachdem sie sich geweigert hatte, eine Affäre mit ihm anzufangen. Aus demselben Grund nahmen 1998 ein Nachbar von Runa Laila (5. Bild) und 2002 ein Anwohner von Anita Bala (6. Bild) Rache an den Frauen.
Dabei wurde auch Balas Sohn Shamol (7. Bild) getroffen - er schlief gerade in den Armen seiner Mutter, als der Nachbar die Säure über beide schüttete. Seine Mutter sei sehr hübsch gewesen, erzählt Shamol im Video, darum habe man sie attackiert. Heute sei er sehr traurig, wenn er seine Mutter ansehe.
Angreifer kommen häufig aus der eigenen Familie
Auch Selina Khatun (8. Bild) wurde 1995 wegen der Zurückweisung der Avancen ihres Cousins von ihm mit Säure übergossen. Jahanara Akhtur Parul (9. Bild) wurde bei einem Familienstreit 2001 von ihrem Cousin angegriffen. Shamsun Nahar (10. Bild) wurde 2006 von einem Verwandten wegen eines Streits um Land mit Säure überschüttet.
Auch Männer werden Opfer
Doch die Gewalt trifft auch Männer: Shamim Sheikh (11. Bild) wurde 1984 vom Ehemann der Frau, mit der er eine Affäre hatte, mit Säure verletzt. Monirujjaman Masud (12. Bild) wurde 1998 von einem Nachbarn getroffen, der sich eigentlich an seiner Mutter rächen wollte - diese hatte sich geweigert, den Mann zu heiraten. In der Schule sei er schließlich so sehr gehänselt worden, dass er sie hingeschmissen habe, so Masud unter Tränen im Video - ein Schritt, der ihm bis heute schwer zu schaffen mache.
Monjurul Alam Mojnu (13. Bild) wurde 1985 wegen eines Ehestreits Opfer eines Säureangriffs durch einen Nachbarn. Abdul Kader (14. Bild) wurde zwei Jahre später von seinem Cousin wegen eines Streits um Grundbesitz attackiert - er ist seither auf dem rechten Auge blind. Er sagt im Video, er sei nicht mehr derselbe wie zuvor. Aber er fühle sich in gewissem Sinne stärker und glaube, mit allem fertigwerden zu können, was ihm noch begegnen könnte.
Gegenseitige Hilfe gibt Kraft
Auch andere Betroffene zeigen sich trotz aller Schwierigkeiten und der schlimmen Erfahrungen positiv. Die Porträtierten sind heute in vielen Fällen für die Acid Survivors Foundation tätig, so wie Umma Aysha Siddike Nila. Sie wollen nicht nur den Säureangriffen ein Ende setzen, sondern auch anderen Betroffenen in ein neues Leben helfen und sie vor Ausgrenzung schützen. Denn die soziale Isolation sei das Ziel jener Menschen, die Säure verwenden, zeigt sich Nila im Video überzeugt.
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