Kickl und Stocker

In nur acht Stunden die Koalition verspielt

Innenpolitik
13.02.2025 20:38

Die ÖVP behauptet, FPÖ-Chef Herbert Kickl verhandelte mit ÖVP-Chef Christian Stocker nur etwas mehr als acht Stunden. Die „Krone“ ging dem nach und recherchierte detailgenau die Treffen zwischen den beiden Parteichefs. Die Freiheitlichen weisen jede Schuld von sich.

Es war eine Randbemerkung am Tag des Scheiterns, die allerdings für Staunen sorgte: Nur magere acht Stunden sollen die beiden Parteichefs Herbert Kickl (FPÖ) und Christian Stocker (ÖVP) gemeinsam verhandelt haben. Acht Stunden für eine Koalition, die fünf Jahre halten soll? Man braucht kein Politprofi sein, um zu wissen, das kann sich in acht Stunden nicht ausgehen.

Recherchen im ÖVP-Verhandlerteam bestätigen dieses Bild – die „Krone“ konnte sämtliche Treffen detailreich rekonstruieren.

(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe)

Erstes Schnupper-Treffen dauerte nur 40 Minuten
Die ersten Schnupperrunden zwischen dem Spitzenduo gab es zwei Tage nachdem Kickl den Regierungsauftrag erhielt. In einem Vier-Augen-Gespräch, das knappe 40 Minuten dauerte, versuchten die beiden ihre Ressentiments auszuräumen. Einen Tag später, das erste Treffen der Steuerungsgruppe, wo auch Kickl anwesend war. Was dann folgte, war eine 20-tägige Pause. In diesem Zeitraum waren die 13 Untergruppen am Werk. Allerdings war das kein Grund für Funkstille. Am 29. Jänner übernahm dann wieder die Chefpartie das Ruder. Der Rest ist bekannt. Ab 4. Februar wurde nur mehr über die Ministeriumsverteilung gestritten.

ÖVP-Verhandlerkreise beteuern: „Das lag nicht an der Volkspartei oder Christian Stocker. Wir wollten öfter und länger miteinander reden. Aber es gab kein Entgegenkommen von Kickl.“ In der ÖVP entwickelte sich daher zunehmend das Gefühl, dass Kickl gar kein Interesse daran habe.

Die FPÖ wiederum weist alle Schuld von sich: „Stocker hat sich nicht mehr Zeit genommen. Außerdem wollte Stocker immer zwei bis drei Tage Pause, da er die Vorschläge parteiintern absegnen lassen musste.“ Und, so die FPÖ, die ÖVP wollte nur mehr über Ministerien statt Inhalte reden.

Zusätzlich gab es eine sogenannte Dissenz-Konsens-Gruppe, die Lösungen für auf rot gestellte Punkte finden sollte – das sollte die Treffen zwischen den Parteichefs effizienter und kürzer machen.

Kurz und Strache suchten bei Sushi nach einer Basis
Ganz anders liefen die Gespräche zwischen Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache im Jahr 2017 ab. Bevor die Koalitionsgespräche starteten, trafen sich Strache und Kurz im privaten Rahmen bei Sushi. „Wir versuchten in vielen Stunden in meiner Wohnung in Klosterneuburg auszuloten, wie ernsthaft jeder an einer Koalition interessiert ist. In den Steuerungsgruppen waren die Diskussionen auch sehr zeitintensiv“, erinnert sich Strache. Teilweise dauerte es bis in die frühen Morgenstunden.

2017 einigten sich Kurz und Strache schnell auf einen Koalitionspakt, der dann durch das Ibiza-Video zerbrach.

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