Der prächtige Amtssitz der französischen Staatspräsidenten und dessen bisherige Bewohner spiegeln Frankreichs – und Europas – wechselhafte Geschichte wider. Im Élysée-Palast residierten Madame de Pompadour, Napoleons Schwager und Charles de Gaulle, der hier Konrad Adenauer empfing.
Die erste, wiewohl inoffizielle Politikerin, die den Élysée-Palast bezog, war Jeanne-Antoinette Poisson, besser bekannt als Madame de Pompadour. Die offizielle Mätresse von König Ludwig XV. gestaltete aktiv die französische Außenpolitik mit – sie arbeitete etwa intensiv für die neue französisch-österreichische Bündnispolitik – und kaufte 1753 den standesgemäßen Palast. Madame de Pompadour vererbte den Élysée-Palast ihrem königlichen Liebhaber, wodurch er in den Besitz der Bourbonen überging. Bekannt war er damals unter dem Namen „Hotel Bourbon“.
Könige gab es keine mehr, der Élysée-Palast blieb aber Machtzentrum
Nach der Französischen Revolution von 1789 verkaufte eine Cousine des letzten französischen Königs den Élysée-Palast, der einige Jahre darauf wieder an eine regierende Dynastie fiel. 1805 gelangte er in den Besitz von Joachim Murat, dem treuen Marschall und Schwager von Kaiser Napoleon I. Als Napoleon seinen Schwager 1808 zum König von Neapel ernannte, übernahm er dessen Palast, dem er einen neuen Namen gab, nämlich „Élysée-Napoléon-Palast“ (der Name Napoleons sollte später wieder aus der offiziellen Bezeichnung gestrichen werden).
Nachdem sich Napoleon 1809 von seiner Frau Joséphine scheiden ließ, um aus Staatsraison die österreichische Erzherzogin Marie-Louise zu heiraten, überließ er seiner geliebten Ex-Frau den Palast, holte ihn sich jedoch 1812 wieder zurück. Hier erlebte der Mann, der fast über ganz Europa geherrscht hatte, letztlich seine größte Demütigung: 1814 unterzeichnete er im „Élysée-Napoléon-Palast“ seine Abdankung.
Frankreichs Staatspräsidenten ziehen in den Élysée-Palast ein
Anlässlich der Februarrevolution von 1848 bestimmte die französische Nationalversammlung den Élysée-Palast zum Amtssitz aller künftigen Staatspräsidenten. Allerdings kam noch ein kaiserliches Intermezzo dazwischen: Denn 1852 ließ sich Napoleons Neffe, Charles-Louis-Napoléon Bonaparte, in einem Plebiszit zum Kaiser der Franzosen wählen (Napoleon III.). Erst nach seiner Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg von 1870 und seinem Sturz sowie der neuerlichen Ausrufung der Republik konnten Frankreichs Staatspräsidenten in den Élysée-Palast einziehen: Seit 1873 ist dieser endgültig der offizielle Amtssitz des Président de la République.
Ein besonderes Datum in der jüngeren Geschichte des Élysée-Palasts markierte der 22. Jänner 1963. An diesem Tag unterzeichneten der französische Staatspräsident Charles de Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer den „Élysée-Vertrag“.
Dieser deutsch-französische Freundschaftsvertrag sollte die jahrhundertelange Feindschaft zwischen Deutschland und Frankreich endgültig zugunsten einer intensiven Zusammenarbeit beenden und stellt ein zentrales Element der europäischen Einigung dar, die ohne den Motor der deutsch-französischen Achse nicht möglich geworden wäre.
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