Die Internationalen Filmfestspiele in Berlin werden ein Jahr nach dem Eklat um Antisemitismus-Vorwürfe wieder von politischen Themen bestimmt. Als eine Art Wiedergutmachung erinnerte die neue Intendantin Tricia Tuttle auf dem roten Teppich an die israelische Geisel David Cunio. Auch weitere Prominente erklärten ihre Solidarität mit dem israelischen Schauspieler. Auch der Anschlag von München und die deutsche Innenpolitik fanden Erwähnung.
„Obwohl wir jetzt hier so feierlich zusammen sind und die Eröffnung der Berlinale feiern, denken wir natürlich auch heute Abend mit einem sehr schweren Herzen an die Menschen in München“, erklärte die Moderatorin der Eröffnungsgala, Désirée Nosbusch.
Swinton: „Das Umenschliche wird vor unserer Aufsicht verübt“
Die Ehrung von Tilda Swinton verlieh der Eröffnungsgala etwas Glamour. Doch auch die Oscar-Preisträgerin nutzte ihre Dankesrede für eine flammende politische Rede. „Der vom Staat verübte und international ermöglichte Massenmord terrorisiert derzeit mehr als einen Teil unserer Welt aktiv“, sagte sie. „Das Unmenschliche wird unter unserer Aufsicht verübt“, führte Swinton aus. „Ich bin hier, um es zu benennen, ohne Zögern oder Zweifel. Und meine unerschütterliche Solidarität all jenen zu geben, die die inakzeptable Selbstgefälligkeit unserer giersüchtigen Regierungen erkennen, die sich bei Planetenzerstörern und Kriegsverbrechern lieb Kind machen. Ganz gleich, woher sie kommen.“
Neubauer: „Demokratie stirbt bei Tageslicht“
Klimaaktivistin Luisa Neubauer teilte mit einem provokanten Kleid gegen Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz aus. Auf ihrem Kleid war vorn zu lesen: „Donald & Alice & Elon & Friedrich?“ Auf der Rückseite stand: „Democracy dies in daylight!“ („Die Demokratie stirbt bei Tageslicht!“). „Ich mache mir wie sehr viele andere Menschen gerade in Deutschland große Sorgen um unsere Gesellschaft und unsere Demokratie und um das gesellschaftliche und ökologische Klima. Und ich frage mich, wer all das verteidigt, wenn's darauf ankommt“, sagte Neubauer.
Die Schauspielerinnen Meret Becker und Anna Thalbach hielten einen Schal mit der Aufschrift „Humanity for all“ für zivile Seenotrettung hoch. Zur Eröffnung kamen auch zahlreiche deutsche Stars wie Matthias Schweighöfer, Herbert Grönemeyer und Heike Makatsch – und mussten sich dabei gegen Schnee und eisige Temperaturen behaupten.
Nach Eröffnungsgala ging „Das Licht“ auf
Im Anschluss an die Eröffnungsgala wurde die Berlinale mit dem Film „Das Licht“ des deutschen Regisseurs Tom Tykwer eröffnet. In den Hauptrollen rund um die Geschichte einer zerrissenen Berliner Familie sind Lars Eidinger und Nicolette Krebitz zu sehen, deren Leben durch eine syrische Haushälterin verändert wird. Tykwer („Lola rennt“) greift dabei aktuelle Themen der heutigen Zeit, wie etwa den Klimaschutz und Generationskonflikte, auf. Die Berlinale endet am 23. Februar – am Tag der Bundestagswahl.
Bei der Preisverleihung 2024 hatte es Kritik bis hin zu Vorwürfen von Israelhass und Antisemitismus gehagelt. Einzelne Preisträger hatten das Vorgehen Israels massiv kritisiert, ohne den Terrorangriff der islamistischen Hamas vom Oktober 2023 zu erwähnen.
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