Chefberater, Beirat, Aufsichtsratschef: Der ehemalige SPÖ-Vorsitzende stand bei Benkos Signa-Gruppe gut im Sold. Die „Krone“ kennt die Details.
In besseren Zeiten saßen René Benko und Alfred Gusenbauer im Swimming Pool der Villa Ansaldi am Gardasee, ließen sich die Sonne auf den Bauch scheinen und genossen dicke Zigarren. Heute sitzt Finanzjongleur Benko in U-Haft. Und sein langjähriger Berater Gusenbauer sorgt auch nach seiner Zeugenaussage vor den Ermittlern der Soko Signa mit üppigen Honorarnoten im Pleitejahr 2023 für Aufsehen. Der ehemalige SPÖ-Vorsitzende hatte Ende Oktober 2023, kurz vor dem Crash der Signa Holding, noch zwei Honorarnoten über insgesamt 3,3 Millionen Euro in Rechnung gestellt. Für die „strategische Beratung“ bei „Kapitalaufbringungsmaßnahmen“.
Wie kam Gusenbauer zur Signa? Und wie konnte der Altkanzler in 15 Jahren bei der intransparenten Signa-Gruppe rund 20 Millionen Euro kassieren?
Der Wechsel vom Kanzleramt in das Benko-Universum erfolgte gleichsam fliegend. Am 2. Dezember 2008 verließ Gusenbauer den Ballhausplatz, am 23. Dezember wurde der erste Vertrag mit Benko, damals auch offiziell Geschäftsführer der Signa Holding, unterzeichnet. Ab Februar 2009 gab es für Gusenbauer ein Kanzlergehalt von 280.000 Euro pro Jahr – für einen „Zeitaufwand von einer Arbeitswoche pro Monat“, wie es in dem Dokument heißt. Zusätzlich waren Erfolgshonorare möglich.
Bereits 2010 wurde die Vereinbarung ergänzt: Gusenbauer sollte fortan anstatt „projektbezogener, erfolgsorientierter Sonderhonorare“ eben „ein Pauschalhonorar in Höhe von EUR 280.000,- p.a. (Anm. pro Jahr) rückwirkend ab 2009“ erhalten. Bedeutet: die doppelte Kanzlergage.
Rasante Sprünge
Aus einer vertraulichen Signa-internen Unterlage geht hervor, wie es in den Jahren danach für Alfred Gusenbauer sowie seine GmbH weitergehen sollte:
560.000 Euro im Jahr 2012 von der Signa Holding.
907.500 Euro im Jahr 2013, verteilt auf Signa Holding, Signa Recap sowie zwei Aufsichtsratsmandate.
977.500 Euro im Jahr 2014.
1,105 Millionen Euro im Jahr 2015. Damals lagen die Aufsichtsratsvergütungen noch im fünfstelligen Euro-Bereich, später wurden auch diese sechsstellig.
Am Ende – ab Februar 2023 – belief sich die monatliche Gage für die Beiratstätigkeit in der Signa Holding auf 50.000 Euro. Dazu kamen Sonderhonorarnoten der Gusenbauer Projektentwicklung GmbH, die der Holding allein für Beratungen rund um Galeria Karstadt Kaufhof im Zeitraum 2020 bis 2023 insgesamt zwölf Millionen Euro in Rechnung stellen sollte.
Für die Frage, worin die Leistung bestand, interessiert sich insbesondere auch der Konkursverwalter der Signa Holding.
Ex-Signa-Handelschef ist Beschuldigter
Im Ermittlungsverfahren, das die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen Benko und weitere Manager der Signa-Gruppe führt, gibt es laut Informationen von „Krone“ und „News“ neuerdings einen weiteren Beschuldigten: Dieter Berninghaus, ehemaliger Chefberater im Handelsbereich. Eines seiner Unternehmen soll von der Signa Holding 2022 ein „wirtschaftlich nicht vertretbares Darlehen über 16,9 Millionen Euro“ erhalten haben, das für den Kauf eines Privathauses genutzt worden sein könnte.
Die WKStA sieht in Benko und Berninghaus „faktische Machthaber“ der Signa Holding. Der Verdacht lautet auf Untreue, die Vorwürfe werden bestritten. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Ein Sprecher von Berninghaus erklärte: „Uns sind von Behördenseite noch keine Vorwürfe bekannt. Sollte sich das bestätigen, werden wir mit den Behörden selbstverständlich zusammenarbeiten und diese Vorwürfe entkräften.“
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