Die Spitzenkandidaten der Wien-Wahl im Sicherheits-Check: Welche Ideen haben sie, und was sind die gefährlichsten Orte der Stadt?
Wien ist eine der sichersten Städte der Welt, lebensgefährliche No-go-Areas, wie wir sie etwa aus Frankreich kennen, gibt es bei uns nicht. Das ist ein Faktum, das man nicht schlechtreden kann. Aber all diese für Wien so positiven Zahlen haben keinen Effekt auf das subjektive Sicherheitsgefühl, das immer mehr leidet. Angst vor Überfällen, Übergriffen, das mulmige Gefühl, wenn man in der Nacht durch Teile der Stadt gehen muss, durch die dubiose Gestalten patrouillieren – diese Furcht muss von der Politik ernst genommen werden. Und eine Insel der Seligen ist auch Wien längst nicht mehr – das zeigen Maßnahmen wie Poller und schwer bewaffnete Polizisten auf den Weihnachtsmärkten, die wir vor zehn Jahren noch ohne Unbehagen aufsuchen konnten.
Welche Konzepte haben nun die Parteien vor der Wien-Wahl? Wie wollen die Spitzenkandidaten die Stadt noch sicherer machen? Die Antworten lesen Sie hier.
Michael Ludwig (SPÖ): Ja, bei mir wurde bereits eingebrochen. Das war auch der Anlass für die Installation einer Alarmanlage. Waffen im öffentlichen Raum kommen für mich nicht infrage. Ich setze mich daher schon lange für ein generelles Waffenverbot in ganz Wien, das konsequent und lückenlos von der Polizei kontrolliert werden muss, ein.
Christoph Wiederkehr (NEOS): In meinem Privatleben habe ich keine besonderen Sicherheitsmaßnahmen getroffen, aber im Rathaus bin ich durch eine Alarmanlage und die Wiener Rathauswache gut geschützt.
Karl Mahrer (ÖVP): Durch meine Arbeit in der Polizei kenne ich die Wiener Probleme sehr gut. Dort habe ich natürlich umfangreiche Waffenausbildungen und Selbstverteidigungskurse abgeschlossen und weiß, wie man sich in brenzligen Situationen verhalten muss. Mein Zuhause ist mit einer Alarmanlage gesichert. Ich war auch schon einmal Opfer eines Wohnungseinbruches.
Dominik Nepp (FPÖ): Zum Glück ist bis jetzt keines meiner Familienmitglieder Opfer einer Straftat geworden – und auch ich persönlich nicht. Allerdings haben wir zu Hause eine Alarmanlage. Nichtsdestotrotz muss gegen die steigende Kriminalität in Wien entschieden aufgetreten werden.
Judith Pühringer: Für mein Sicherheitsempfinden in den eigenen vier Wänden reicht es mir, die Wohnungstür ins Schloss fallen zu lassen und die Tür zu versperren. Vor vielen Jahren wurde aber einmal in meine Wohnung eingebrochen, und ich kann mich noch gut an das unangenehme Gefühl erinnern, dass jemand in einen sehr privaten Bereich eingedrungen ist.
Michael Ludwig (SPÖ): Als Bürgermeister bin ich viel in Wien unterwegs und fühle mich wohl, immerhin ist Wien eine der sichersten Metropolen weltweit. Ich nehme das subjektive Sicherheitsempfinden der Wienerinnen & Wiener aber sehr ernst und habe kürzlich ein Maßnahmenpaket für mehr Sicherheit präsentiert: Schwerpunktaktionen und Alkoholverbotszone im 21. Bezirk.
Christoph Wiederkehr (NEOS): Der gefährlichste öffentliche Ort ist der, wo Radikalisierung und Extremismus leider viel zu oft losgeht: der digitale Raum. Als Stadt tun wir einiges, um dagegen vorzugehen, unter dem Namen „Wir alle sind Wien“ etwa bauen wir positive Role Models für junge und migrantische Communitys auf. Wenn wir online mehr handeln, wird Wien auch offline noch sicherer.
Karl Mahrer (ÖVP): Hotspots wie die U6, die zur Geisterbahn aus Verwahrlosung, Drogen und Kriminalität geworden ist, der Praterstern oder der Reumannplatz dürfen Kriminellen nicht überlassen werden. Die Sicherheit der Wiener hat für uns oberste Priorität. Wir fordern eine Taskforce für Unsicherheitsbereiche, die diese Zonen entschärfen soll und den Wienern zur Seite steht.
Dominik Nepp (FPÖ): Durch die Untätigkeit von Bürgermeister Ludwig, aber auch von Innenminister Karner haben sich in Wien leider einige Hotspots entwickelt. Allen voran der Reumann- und der Keplerplatz, aber auch im 20. oder 21. Bezirk. Generell hätten wir längst mehr Polizei-Planstellen benötigt. Stattdessen gab es Schließungen von Inspektionen in den Nachtstunden.
Judith Pühringer (Grüne): Der Zebrastreifen auf der Ottakringer Straße auf Höhe Yppengasse. An dieser Ecke ist es für Kinder auf dem Schulweg sehr gefährlich. Für viele Frauen ist der gefährlichste Ort leider immer noch in den eigenen vier Wänden. Die schwarz-grüne Regierung hat den Gewaltschutz zwar massiv ausgebaut, aber hier gibt es immer noch viel zu tun.
Michael Ludwig (SPÖ): Die Wiener Hausordnung gilt für alle! Wenn unsere Regeln des Zusammenlebens verletzt werden, gibt es durch Schwerpunktaktionen der Polizei und des Einsatzteams Wien sowie Alkohol- und Waffenverbotszonen strenge Konsequenzen. Zudem unterstützen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter Menschen in schwierigen Lebenssituationen vor Ort.
Christoph Wiederkehr (NEOS): In meinem Bereich setzen wir auf Gewaltprävention. Mit dem Gewaltschutzpaket machen wir Schulen sicherer, Schulpsychologie und Sozialarbeit wurden massiv ausgebaut. Im öffentlichen Raum sorgen wir für Sicherheit: Im Sommer sind Awareness-Teams unterwegs, um Konflikte zu entschärfen und das Sicherheitsgefühl der Jugendlichen zu stärken.
Karl Mahrer (ÖVP): Einführung einer Stadtwache: Diese soll die Polizei ergänzen. 5000 neue Überwachungskameras: Um die Prävention und Aufklärung von Straftaten zu ermöglichen. Einführung von Nulltoleranz-Zonen mit verstärkter Polizeipräsenz. Aber das Wichtigste ist die Ursachenbekämpfung. Es braucht einen Neustart in der Bildungs- und Integrationspolitik!
Dominik Nepp (FPÖ): Wien braucht einen Sicherheitsstadtrat. Aufgrund der steigenden Jugendkriminalität fordern wir eine SOKO Jugendbanden. Zudem müssen die Polizeiinspektionen ausgebaut und modernisiert statt geschlossen werden, Kameraüberwachung an Brennpunkten, strenge Kontrollen von islamischen Zentren und eine Sicherheitswacht zur Entlastung der Polizei.
Judith Pühringer (Grüne): Auch wenn Wien statistisch eine der sichersten Großstädte ist, geht es um das persönliche Sicherheitsgefühl der Wienerinnen und Wiener. Das beginnt schon bei der Stadtplanung und damit, wie man öffentliche Räume gestaltet. An manchen Orten braucht es mehr Polizeipräsenz (Grätzelpolizisten), mehr Straßensozialarbeit & multiprofessionelle Teams.
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