Im Vorjahr besuchten 440.000 Personen die Ausstellungen des Leopold Museums im Wiener MuseumsQuartier – zweifellos ein Besuchermagnet. Seit 2015 ist der Oberösterreicher Hans-Peter Wipplinger als Museumsdirektor im Amt, kürzlich wurde sein Vertrag verlängert. Im „Krone“-Talk plaudert er darüber, wie er junge Menschen ins Museum holt und ob Künstliche Intelligenz (KI) beim Bilderschauen etwas verändern wird.
Der Oberösterreicher Hans-Peter Wipplinger (57) ist seit 2015 Direktor des Leopold Museums, „der“ Besuchermagnet im Wiener MuseumsQuartier. Meisterwerke von Klimt, Schiele, Kokoschka und Gerstl zählen zu den Schwerpunkten der Sammlung.
Vor wenigen Wochen wurde Wipplingers Vertrag bis 2030 verlängert, wir haben darüber berichtet. Im „Krone“-Talk spricht er darüber, was ein Museum heutzutage bieten muss.
„Krone“: Die Wiener Museen verzeichnen Besucherrekorde. Gibt es auch Trübungen?
Hans-Peter Wipplinger: Als durch Corona der Tourismus stillstand, war die Situation für Kulturinstitutionen nicht einfach. Wir sind aber auch abhängig von geopolitischen Aspekten, wie aktuell von den Kriegen in der Ukraine oder im Gaza-Streifen.
Inwiefern beeinflusst der Krieg in der Ukraine das MuseumsQuartier?
Wir hatten vor diesem schrecklichen Krieg viele Besucherinnen und Besucher aus Russland, Weißrussland, der Ukraine, auch aus Polen. Der Rückgang des Tourismus aus diesen Ländern wirkt sich aus. Wir sind ein Haus, das ein Drittel der Einnahmen in Form von Subventionen erhält. 67 Prozent beträgt der Eigenmittelanteil, den wir selbst erwirtschaften.
Wie gleichen Sie die fehlenden Besuche aus?
Wir bieten ein attraktives, vielfältiges Ausstellungsprogramm, präsentieren Highlights unserer Sammlung im Ausland, wie etwa Japan und Korea und wir erweitern unsere Einträge in der Online-Sammlung sukzessive.
Spüren Sie auch gesellschaftliche Veränderungen?
Die Transformation der Bevölkerung wirkt sich aus. Stichwort Migration, demographischer Wandel generell. Wir sind sehr aktiv in den Sozialen Medien, um jüngere Zielgruppen zu erreichen. Wir haben 15.000 Schülerinnen und Schüler jährlich im Haus. Wir setzen gezielt auf Mehrsprachigkeit bei der Vermittlung. Viele dieser Schulklassen können sich nicht einmal das Busticket leisten. Das sind Brennpunktschulen, die wir auch hereinholen wollen, wir arbeiten hierfür mit dem Verein EduCare zusammen.
Die Konkurrenz ist bunt
Unter den jungen Leuten boomen doch eher Musikfestivals und Konzerte.
Taylor Swift und Helene Fischer sind unsere Mitbewerberinnen, auch Cineplexx, der Tiergarten Schönbrunn und neue Multimedia-Formate wie Inside Van Gogh: Kunst als immersives Erlebnis.
Wird die Künstliche Intelligenz (KI) die Museen wesentlich verändern?
Wir bieten aktuell Audioguides in sieben Sprachen. Durch KI kann man künftig 100 Sprachen einspielen, aber auch Videos und vieles mehr an Hintergrundinformationen. Das Ergebnis ist eine Intensivierung des Kulturerlebnisses durch KI.
Gibt es eine Aura des Originals?
Glauben Sie, dass das virtuelle Museum irgendwann den echten Besuch ersetzen könnte?
Virtuelle Museumsbesuche kann man wunderbar zur Vor- und Nachbereitung nutzen. Menschen aus fernen Ländern wie Japan oder den USA können sich im Vorfeld ihrer Reise genau anschauen, was sie bei uns sehen wollen. Sobald sie in Wien sind, kommen sie ins Haus, um die unvergleichliche Aura des Originals zu erleben.
Sie sind von der Aura des Originals überzeugt?
Auf jeden Fall. Nur vor Ort erlebt man die Farben und Texturen der Werke, spürt ihre Kraft, erfasst die Kunstobjekte in all ihren Dimensionen und kann anhand des Originals den künstlerischen Schöpfungsakt nachempfinden. Unsere Besucherzahlen sprechen dafür.
Verraten Sie uns das nächste Highlight?
Ab 28. März zeigen wir mit „Zeiten des Umbruchs“ zum ersten Mal im Leopold Museum eine Ausstellung über das Spätwerk von Egon Schiele. Wir fragen: Wie ist aus dem wilden Expressionisten beinahe ein Klassizist geworden?
Wie pflegen Sie Ihre oberösterreichischen Wurzeln?
Ich komme aus Schardenberg, einem Ort im Bezirk Schärding. Ich bin regelmäßig im Innviertel, um meine Familie – die Eltern, die Schwester – zu besuchen.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.