Die heimische Konjunktur schwächelt nach wie vor und hinkt der europäischen hinterher. Mittlerweile wird gar mit einer höheren Teuerung als zuvor gerechnet. Nicht verwunderlich ist daher, dass die Leute nur ungern Geld ausgeben.
„Aufgrund des überraschend starken Anstiegs der Inflation zu Jahresbeginn haben wir unsere Prognose für 2025 von durchschnittlich 2,2 auf 2,5 Prozent angehoben“, erklärte der Ökonom Walter Pudschedl. Für 2026 wird unverändert eine Teuerung von 1,9 Prozent erwartet. Die schwache Konjunktur in den kommenden Monaten soll für eine schrittweise Verlangsamung der Inflation sorgen. Den Preisschub im Jänner hätten das Auslaufen der Strompreisbremse, die Erhöhung der CO2-Bepreisung und sonstige Preisanpassungen ausgelöst.
Die Konsumenten sind jedenfalls nach wie vor stark verunsichert. Trotz hoher realer Lohnzuwächse übten sie sich weiterhin in Kaufzurückhaltung und sparten in höherem Ausmaß als üblich, hielt der Chefökonom Stefan Bruckbauer fest. Im Laufe des Jahres dürften sie aber ihre Kaufzurückhaltung etwas ablegen. Eine starke Belebung des Konsums sei allerdings nicht zu erwarten – dem wirkten die anhaltend hohe Verunsicherung, Sorgen um den Arbeitsplatz sowie budgetäre Maßnahmen entgegen.
Keine gute Stimmung im Bausektor
In allen Sektoren der Wirtschaft sei die Lageeinschätzung ungünstiger als im Euroraum, erklärt die UniCredit Bank Austria in ihrem aktuellen Bericht. Die Ökonomen der Bank revidierten die Prognose für das Wirtschaftswachstum 2025 von 0,9 auf 0,3 Prozent kräftig nach unten. In den zwei vergangenen Jahren war die Wirtschaft geschrumpft.
Der Konjunkturindikator der Bank war im Jänner trotz eines leichten Anstiegs immer noch mit minus 2,6 Punkten im negativen Bereich und damit laut Bruckbauer „vorläufig auf sehr niedrigem Niveau“. Der Dienstleistungssektor und ein etwas aufgehelltes Exportumfeld stützten die Verbesserung. Mehr Rückenwind verspürt hätten neben dem Tourismus und dem Einzelhandel auch der Handel mit Kraftfahrzeugen sowie die Transportdienstleistungen. Ausschließlich am Bau habe sich die Stimmung im Jänner wieder etwas eingetrübt – die mäßige Auftragsentwicklung im Hochbau bereite Sorgen. Im Tiefbau wiederum habe sich die Lage sogar deutlich verbessert, im Ausbaugewerbe sei sie stabil.
Der UniCredit-Bank-Austria-Konjunkturindikator bewege sich auf ähnlicher Höhe wie im Jahresdurchschnitt 2023 und 2024, „beides Jahre, die einen BIP-Rückgang in Österreich von rund 1 Prozent gebracht haben“, erinnerte Bruckbauer.
Erneut starker Inflationsaufschlag gegenüber dem Euroraum
Heuer im Jänner zog die Inflation laut Schnellschätzung der Statistik Austria auf 3,3 Prozent wieder deutlich an, nachdem sie sich im Gesamtjahr 2024 von 7,8 auf 2,9 Prozent beruhigt hatte. Das war erneut ein spürbarer Inflationsaufschlag gegenüber dem Euroraum. Dort lag die Teuerung im Jänner nach einer ersten Schätzung der Statistikbehörde Eurostat bei 2,5 Prozent und im wirtschaftlich gebeutelten Deutschland bei nur 2,3 Prozent.
Österreich setzt dem Konjunkturindikator zufolge nur kleine Schritte aus der Rezession. „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, betonte Pudschedl. Die Anzeichen für ein rasches Ende der Wachstumsschwäche der österreichischen Wirtschaft seien „derzeit nicht zu sehen“. „Wir bleiben jedoch optimistisch, dass (...) Österreich ein drittes Rezessionsjahr erspart bleibt.“ Allerdings würden der gestiegene Protektionismus im Außenhandel und eine restriktive Fiskalpolitik die Wachstumsaussichten begrenzen, sagte Pudschedl mit Blick auf das neue Zollregime des US-Präsidenten Donald Trump und die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).
Arbeitslosigkeit bleibt im Rahmen
Die Auswirkungen der hartnäckigen Wirtschaftsflaute auf den Arbeitsmarkt sollen sich weiterhin in Grenzen halten. Die Arbeitslosenquote dürfte sich den Ökonomen der Bank zufolge heuer von 7 auf 7,3 Prozent erhöhen und dann auch 2026 auf diesem Niveau verharren. Der Anstieg des Arbeitskräfteangebots werde durch das Ausscheiden der Babyboomer-Generation aus dem Arbeitsprozess, geringere Zuwanderung und das hohe Maß an Teilzeitarbeit verlangsamt.
Wirtschaft im Euroraum vor Jahreswende doch gewachsen
Die Wirtschaft in der Eurozone ist vor der Jahreswende hingegen minimal gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte in den Monaten Oktober bis Dezember um 0,1 Prozent zum Vorquartal zu, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Freitag mitteilte. In einer früheren Schätzung war noch eine Stagnation gemeldet worden. Im Sommerquartal war ein Wachstum von 0,4 Prozent herausgesprungen. Für das Gesamtjahr 2024 ergibt sich ein Plus beim BIP von 0,7 Prozent für den Euro-Währungsraum.
Wobei es in den einzelnen Mitgliedsstaaten der Eurozone große Unterschiede gab: Während die Konjunktur in Spanien weiter auf vergleichsweise hohen Touren läuft und das BIP um 0,8 Prozent im Quartalsvergleich zulegte, schrumpften die beiden größten Volkswirtschaften des Währungsraums. In Deutschland fiel die Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent und in Frankreich um 0,1 Prozent. Aus Italien wird eine Stagnation gemeldet. Den stärksten Rückschlag in der Eurozone meldet Eurostat in Irland. Hier schrumpfte die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal um 1,3 Prozent, nachdem sie aber im Quartal zuvor ungewöhnlich stark um 3,5 Prozent gewachsen war.
Damit hinken die Staaten der Währungsunion den USA konjunkturell hinterher, die es 2024 auf ein Wachstum von 2,8 Prozent brachten. Der Arbeitsmarkt im Euroraum hat die Konjunkturflaute bisher recht gut überstanden: Im Schlussquartal 2024 hat die Zahl der Erwerbstätigen laut Eurostat zum Vorquartal sogar um 0,1 Prozent zugelegt.
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