Die schlechte Wirtschaftslage macht vor der österreichischen Sozialversicherung nicht halt. Zum Kostenanstieg hat unter anderem das Verlagern von Patientinnen und Patienten in Praxen beigetragen.
Nicht nur die Staatsfinanzen liegen im Argen, auch bei der Gesundheitskasse klafft ein riesiges Budgetloch. Statt der prognostizierten 800 Millionen zählt der Abgang bereits 900 Millionen Euro. Bei einem Gesamtbudget von 21 Milliarden Euro für das Jahr 2025 entspricht das einem Defizit von 4,29 Prozent. Hauptgründe für diese Entwicklung sind laut der Kasse eine Leistungsausweitung, die Entlastung der Krankenhäuser und die Verlagerung der Versorgung in den niedergelassenen Bereich sowie die schlechte Wirtschaftslage, die zu geringeren Beiträgen führt.
Verlagerung vom Spital zu den Arztpraxen
Die gezielte Verlagerung von Leistungen aus dem Spitalsbereich in den niedergelassenen Bereich entlastet Krankenhäuser. Im Jahr 2024 wurden insgesamt 24 neue Primärversorgungseinheiten eröffnet. Im Vorjahr verzeichnete die ÖGK eine Ausgabensteigerung von 8,3 Prozent im Vertragsarztbereich.
Auch im Bereich der bildgebenden Diagnostik zeigt sich diese Entwicklung: Während in Krankenhäusern um 17 Prozent weniger MR-Untersuchungen durchgeführt wurden, stieg die Anzahl dieser Untersuchungen bei niedergelassene Ärzten und Instituten in den vergangenen Jahren um 68 Prozent.
Wo gespart werden soll
Trotz dieser Leistungsverlagerung in den niedergelassenen Bereich zahlt die ÖGK mittlerweile jährlich knapp sechs Milliarden Euro an Spitäler. Die Kasse kündigt ein Maßnahmenpaket zur Kostendämpfung an. Der neue Co-Obmann Peter McDonald (ÖVP) will zum Beispiel in der eigenen Verwaltung sparen und mit den Ländern für mehr ambulante Leistungen kooperieren. Zudem fordert er mehr Geld vom Bund. Investitionen im Baubereich sollen aufgeschoben werden. „Wir werden künftig mehr Controller und Ökonomen brauchen und weniger Juristen“, sagte er.
Wir werden künftig mehr Controller und Ökonomen brauchen und weniger Juristen.
Co-Obmann Peter McDonald will die Verwaltung umkrempeln.
Es brauche auch rasch eine neue Regierung und ein handlungsfähiges Parlament, er und ÖGK-Obmann Andreas Huss (SPÖ) wollen das Gespräch mit den Klubobleuten im Parlament suchen. Ein weiterer Finanzierungsbeitrag des Bundes sei „natürlich unumgänglich“.
Weniger schlecht ist die Prognose bei der Sozialversicherung der Selbstständigen (SVS). Für 2024 rechnet sie mit einem Minus von 3,9 Millionen Euro, für 2025 ist ein Abgang von 15,3 Millionen Euro kalkuliert.
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