Der Waldkindergarten in Maria Saal steht vor dem Aus. Die Betreiberin und die Eltern geben dem neuen Kärntner Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz die Schuld. Die Bürger aus Maria Saal wollen aber weiterkämpfen.
Das neue Kärntner Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz sieht vor, dass Eltern nicht mehr für die Unterbringung ihrer Sprösslinge zahlen müssen. Auch, wenn sie es wollen. Genau darum geht es rund um die Schließung des Waldkindergartens in Maria Saal, der vor 22 Jahren als Österreichs zweiter Kindergarten dieser Art eröffnet wurde.
Bisher finanzierte sich der private Kindergarten durch die Landesförderung, finanzielle Mittel der Gemeinde und Elternbeiträge – das ist nun Geschichte, weil die Gesetzesnovelle nicht zulässt, dass Eltern zusätzliche Kosten übernehmen. Sonst würde die Landesförderung entfallen, wird vor Ort erklärt. Damit sei der private Kindergarten aber nicht mehr finanzierbar, denn auch die Gemeindekassen sind mittlerweile leer.
„Es kann nicht sein, dass ich als Elternteil nicht selbst entscheiden kann, wo ich meine Kinder betreuen lasse – wir würden alle liebend gerne mehr zahlen, um den Waldkindergarten zu retten“, ärgert sich Christian Pogatschnig, Vater von zwei Waldkindergarten-Kindern, am Freitag bei einer Pressekonferenz, die die Elterninitiative organisiert hat.
Dort waren etwa 200 Personen anwesend und diskutierten über die aktuelle Lage, darunter auch Bürgermeister Franz Pfaller (SPÖ), Vizebürgermeister Siegfried Obersteiner (ÖVP), Landtagsabgeordneter Josef Krammer (FPÖ) und Bildungssprecherin Iris Glanzer (NEOS). Nur einer fehlte: Bildungslandesrat Daniel Fellner. „Wir haben ihn eingeladen, es kam nicht einmal eine Antwort“, so die Eltern, die eine Gesetzesänderung und dadurch Wahlfreiheit in der Kinderbetreuung fordern.
SPÖ-Bürgermeister: „Das KBBG ist ein Fehlgriff“
Nicht nur seitens der Freiheitlichen, NEOS oder der ÖVP-Gemeindevertreter hagelte es Kritik auf das 2023 eingeführte Gesetz ein, sogar der SPÖ-Bürgermeister schimpfte: „Wir sind als Gemeinde genauso betroffen. Ich klage da auch meine eigene Partei an. Das KBBG ist ein Fehlgriff“, so Pfaller, in dessen Gemeinde gerade ein Ausbau des öffentlichen Kindergartens um 2,5 Millionen Euro umgesetzt wird.
Mit dem KBBG klebt die SPÖ das Pflaster neben die offene Wunde. Wir unterstützen die Forderung der Elementarpädagogen und der Eltern, dieses Gesetz aufzuheben. Kinder sind kein politisches Experiment.
Iris Glanzer (NEOS)
Wir haben es mit einem Husch-Pfusch-Gesetz zu tun, das nicht zu Ende gedacht war. Daher wollen wir vom zuständigen Landesrat wissen, wie die Entwicklung weitergehen soll.
FP-Chef Erwin Angerer in einer Aussendung
Emotionen treffen aufeinander
Die Stimmung war aufgeheizt, Eltern und die Betreiberin des Waldkindergartens, Sabine Dörfler, emotional: „Einerseits bin ich überwältigt von der ganzen Unterstützung durch euch Eltern, andererseits habe ich das Gefühl, es wurde seitens der Gemeinde zu wenig gekämpft“, meint Dörfler, die 21 Kinder in ihrer privaten Einrichtung betreut, sichtlich gerührt.
Und wie geht es jetzt weiter? Pogatschnig kündigte – sollte sich Landesrat Daniel Fellner nicht umentscheiden – eine Bürgerversammlung an. Auch von Protesten war kurzzeitig die Rede.
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