Schauspielhaus Graz

„Iokaste“: Die Mutter des Krieges und ihre Kinder

Steiermark
15.02.2025 14:00

Eine Mutter ringt um den Frieden zwischen ihren verfeindeten Söhnen – verzweifelt und vergeblich: Das Schauspielhaus Graz zeigt mit „Iokaste“ von Roland Schimmelpfennig die eindrucksvolle Neubearbeitung eines antiken Stoffes.

„Es muss Frieden geben können“, sagt Iokaste und bittet ihre verfeindeten Söhne Eteokles und Polyneikes an den Verhandlungstisch. Erbittert und unversöhnlich sitzen sie sich an der kargen Tafel (Bühne: Hannah von Eiff) gegenüber. Sie beide beanspruchen die Herrschaft über ihre Heimatstadt Theben, sie beide führen dafür ihre Gründe ins Feld. Doch so sehr die Mutter auch auf Versöhnung pocht, die Brüder werden es nicht schaffen, über den Schatten ihrer persönlichen Kränkungen und des Schicksals ihrer Familie zu springen. Der Krieg ist ebenso unvermeidlich wie alles umfassend. Am Ende wird Iokaste zwischen den Leichen ihrer Söhne sitzen und fragen: „Was nun?“

Pure Urkraft des Theaters
Dramatiker Roland Schimmelpfennig hat den antiken Stoff für das Deutsche Schauspielhaus Hamburg neu bearbeitet und dabei vor allem das diplomatische Scheitern der Mutter ins Zentrum gestellt. In Graz feiert „Iokaste“ nun seine österreichische Erstaufführung und Regisseurin Anne Bader und ihr Team setzen dabei voll und ganz auf die pure Urkraft des Theaters: Der Text und die Darsteller sind die Stars dieses 70-minütigen Parforceritts. 

VErfeindete Brüder: Robert Maximilian Rausch als Eteokles (li.) und Mario Lopatta als Polyneikes. (Bild: Lex Karelly)
VErfeindete Brüder: Robert Maximilian Rausch als Eteokles (li.) und Mario Lopatta als Polyneikes.

Das Ende der Figuren schwingt in allen Darstellungen von Anfang an mit: Karola Niederhuber scheint als Iokaste schon zu Beginn zu wissen, dass sie mit ihren diplomatischen Bemühungen erfolglos bleiben wird – sie versucht es dennoch. Und auch Robert Maximilian Rausch als Eteokles und Mario Lopatta als Polyneikes legen ihre Figuren so an, dass trotz all der großen Worte eigentlich kein Weg zum Frieden möglich scheint. Gleich mehrfach nimmt Dominik Puhl als Menoikeus das blutige Ende mit seinen verzweifelten Selbstmorden vorweg.

Mauerschau von der Antike ins Heute
Unaufdringlich und wortgewandt arbeitet Schimmelpfennig dabei gegenwärtige Krisen in den antiken Stoff ein: Vor allem die Schwestern Ismene (Anna Klimovitskaya) und Antigone (Luisa Schwab) lässt er in einer Art Mauerschau von der Antike ins Heute allzu bekannte Bilder vom diplomatischen Scheitern rund um die vielen Kriegsschauplätze dieser Welt und dessen dramatische Auswirkungen auf Zivilisten heraufbeschwören. 

Dadurch entsteht ein dichter, zeitloser Theaterabend, der in all seiner düsteren Tragik aufzeigt, wie stark der Mythos des Krieges ist und wie schwer es ist, dagegen anzukommen. Versuchen freilich muss man es, wie Iokaste, trotzdem und immer wieder.

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