Der Dopingfall, der die Tenniswelt ein halbes Jahr in Atem gehalten hat, ist vorbei. Der Weltranglistenerste und dreimalige Grand-Slam-Sieger Jannik Sinner wird für drei Monate gesperrt. Ein faires Urteil? Zumindest der Zeitpunkt ist schon etwas komisch. Eine Kolumne von „Krone“-Redakteur Gernot Bachler.
Wichtig für das Tennis ist, dass die Sache geklärt ist. Sehr gut ist auch, dass Sinner nicht ohne Strafe davongekommen ist. Es ist dem sympathischen Südtiroler sehr wohl zu glauben, dass er sich des Dopings nicht bewusst war. Im Code der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) heißt es aber nun einmal, dass „jeder Spieler auch für seine Betreuer verantwortlich“ ist. Und der Schuldige in diesem Fall war Giacomo Naldi. Sinners mittlerweile ehemaliger Physiotherapeut hatte im März des Vorjahres in Indian Wells einen Schnitt am eigenen Daumen mit einem Spray behandelt – auf diesem war allerdings eine Dopingwarnung aufgedruckt. Dennoch behandelte er hinterher den italienischen Tennisstar.
Da die Substanz die in Sinners Körper nachgewiesen wurde, geradezu lächerlich, wahrscheinlich nicht einmal leistungssteigernd war, erschien seine Geschichte glaubhaft. Auch für die WADA, die daher mit einer nur dreimonatigen Sperre für ihn einverstanden war.
In Relation zu anderen Dopingsperren sind diese drei Monate für dieses Vergehen auch absolut angemessen. Was ein etwas schiefes Licht auf den Vergleich werfen mag, ist, dass es scheint, als ob Sinner sich den Zeitpunkt der Sperre aussuchen könnte. Die WADA hatte bereits Ende November Einspruch gegen den ursprünglichen Freistoß der Internationalen Tennis-Integritäts-Agentur (ITIA) erhoben. Der 23-Jährige hätte also auch schon im Dezember oder Jänner einen Vergleich aushandeln können, allerdings hätte er dann die Australian Open verpasst.
Kein Grand Slam verpasst
Wäre es zur Verhandlung im April vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) gekommen und Sinner dort für drei Monate gesperrt worden, hätte dies sogar seinen Zwangsverzicht auf die French Open und Wimbledon bedeutet. So fällt er zwar um vier Masters-Titel um, doch für einen Tennisspieler seines Kalibers haben natürlich die Grand Slams oberste Priorität.
Die dreimonatige Sperre an sich ist also durchaus fair, größere Signalwirkung hätte sie allerdings sicher zu einem anderen Zeitpunkt gehabt. Man kann freilich nicht fix davon ausgehen, dass Sinner auch vor dem CAS schuldig gesprochen wäre, es ist aber sehr wahrscheinlich.
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