Die Jahre 1934 bis 1938 gelten als Vorboten für das spätere NS-Regime. Der Austrofaschismus sei in Salzburg aber zu wenig erforscht, sagen Historiker und die KPÖ Plus, die Gemeinderat dazu einen Antrag eingebracht hat.
Die Zeit war damals von Armut, Hoffnung und erster Zerschlagung von Demokratie geprägt. Autoritäre Ideen und konservative Wertvorstellungen begannen alles zu dominieren. Kanzler Engelbert Dollfuß war an der Macht. In den Februar-Kämpfen von 1934 wurden Arbeiterbewegungen niedergeschlagen und Gewerkschaften verboten.
„Es gibt in Salzburg recht wenig Forschung dazu, geschweige denn ein Überblickswerk“, so Historiker Robert Obermair von der Uni Salzburg. Die regionale Aufarbeitung der Epoche hinkt hinterher. Lebensgeschichten von Widerständlern wurden zwar dokumentiert, der Fokus liegt aber klar in der NS-Zeit. Obermair: „Natürlich kann man die Regime nicht vergleichen. Aber es sind sich alle einig, dass der Austrofaschismus totalitär war.“ Ist der Umgang mit der Zeit heute zu wenig kritisch? Symbole wie die Dollfuß-Gedenktafel im Bluntautal zeugen davon.
Was ist in Salzburg in den Jahren wirklich passiert?
Eines der Zentren war Lamprechtshausen: Putschisten hatten sich im Gasthaus Stadler verschanzt. Es kam im Juli 1934 bei österreichweiten NS-Putschversuchen zur blutigsten Auseinandersetzung in Salzburg. Die Gendarmerie wurde überfallen, die Post besetzt, Telefone unbrauchbar gemacht. Die Putschisten wurden gestoppt, es gab aber Opfer.
Es geht um Demokratie-Bewusstsein, das ist heute wichtiger denn je.
Helga Embacher, Historikerin Universität Salzburg
Der Widerstand konzentrierte sich in starken Eisenbahner-Gemeinden wie Saalfelden oder Bischofshofen. In Salzburg erinnert ein jährliches Gedenken beim Lokalbahnhof an die Februar-Kämpfe von 1934. Der Mut der roten Lokalbahner sei bis heute Vorbild im Ringen um Demokratie, betont der KZ-Verband. Beispielgebend ist die Geschichte von August Gruber. Er war Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und des Republikanischen Schutzbundes. Von den Austrofaschisten wurde er pensioniert, im NS-Regime aber wieder als Fahrdienstleiter eingestellt. Der Widerstand war schließlich sein Todesurteil.
Für Historikerin Helga Embacher, auch Uni Salzburg, sollte es in Zeiten zunehmender faschistischer Bewegungen in erster Linie Warnung sein. „Es geht um Demokratieverständnis.“
Salzburgs Vize-Bürgermeister Kay-Michael Dankl (KPÖ Plus) sieht die Lücke in der Aufarbeitung kritisch und hat einen Antrag im Gemeinderat eingebracht. Er regt in Vorbereitung auf das 100-Jahr-Jubiläum eine Zusammenarbeit mit der Uni und externen Experten an.
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