(Bild: KMM)

Besondere Habsburgerin

Warum die Enkelin des Kaisers Sozialistin wurde

Skandale, Affären und eine neue politische Heimat: Aus der Enkelin des Kaisers wurde nicht nur eine überzeugte Republikanerin, sondern auch eine engagierte Sozialistin. Die ungewöhnliche Habsburgerin Elisabeth Petznek, die einen SPÖ-Politiker heiratete, vermachte der Republik ihr Vermögen. 

Erzherzogin Elisabeth kam 1883 zur Welt, als einzige Tochter Kronprinz Rudolfs. Als sich ihr Vater das Leben nahm, war sie erst fünf Jahre alt. Nach der Tragödie von Mayerling übernahm Kaiser Franz Joseph die Vormundschaft über Elisabeth. Diese wuchs zu einem hübschen, aber auch exaltierten und starrköpfigen Mädchen heran.

Elisabeth als Mädchen, sie wuchs am Wiener Hof auf. (Bild: Archiv Gerald Piffl / brandstaetter images / picturedesk.com)
Elisabeth als Mädchen, sie wuchs am Wiener Hof auf.

Mit 18 Jahren setzte sie ihre Heirat mit dem feschen Offizier Prinz Otto zu Windisch-Graetz durch – und zwar sowohl gegen den Willen ihres kaiserlichen Großvaters, als auch gegen den Willen ihres zukünftigen Ehemannes, der gar der nicht vorhatte, die resolute Elisabeth zu heiraten. Aber der Enkelin des Kaisers gibt man keinen Korb und für einen Offizier ist der Wunsch seines Kaisers Befehl. So geriet, nicht ganz überraschend, die Ehe trotz vier gemeinsamer Kinder zur Katastrophe, beiderseitige eheliche Untreue und Skandale waren an der Tagesordnung.

Elisabeth heiratete Prinz Otto zu Windisch-Graetz (Bild: Roger Viollet / picturedesk.com)
Elisabeth heiratete Prinz Otto zu Windisch-Graetz

Als der Kaiser stirbt, lässt sich Elisabeth endlich scheiden
Zeit seines Lebens hatte Kaiser Franz Joseph Elisabeth eine Scheidung verboten, doch nach dem Tod des Kaisers und dem Ende der Monarchie 1918 kam es schließlich zu einem schmutzigen Scheidungs- und Sorgerechtsstreit. Als man Elisabeth per Gerichtsbeschluss die Kinder entziehen wollte – der zuständige Richter forderte, die widerspenstigen Kinder notfalls gefesselt abzuführen – fand sie Hilfe und Unterstützung bei der Arbeiterschaft ihres Wohnortes Schönau in Niederösterreich. Arbeitervertreter umzingelten ihr Schloss und vertrieben die Gerichtsbeamten und Polizisten, die die Kinder abholen sollen. In der Folge konnte die sozialdemokratische Partei Elisabeths Angelegenheit bis ins Parlament tragen.

Elisabeth als erwachsene Frau (Bild: Kosel, Hermann Clemens / ÖNB-Bildarchiv / picturedesk.com)
Elisabeth als erwachsene Frau

Schließlich erhielt Elisabeth Windisch-Graetz das Sorgerecht für ihre Kinder. Die Hilfe, die sie in der schlimmsten Not erfahren hatte, war für sie der letzte in einer Reihe von Gründen, mit ihrer alten Umgebung endgültig abzuschließen und sich offiziell der Sozialdemokratie zuzuwenden. Am 1. Oktober 1925 wurde sie Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei.

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Es war übrigens der erste Parteitag, an dem ich als Zuhörer auf der Galerie teilnahm, und er ist mir auch deshalb gut in Erinnerung geblieben, weil ich neben der Prinzessin Windisch-Graetz saß. Die ,rote Prinzessin‘, wie sie genannt wurde, war eine interessante Erscheinung, eine der schönsten Enkelinnen Franz Josephs.

Bundeskanzler Bruno Kreisky erinnerte sich an seinen ersten SPÖ-Parteitag im Herbst 1927.

Nach der Trennung von ihrem Ehemann lernte die Kaiserenkelin den SPÖ-Politiker Leopold Petznek kennen. Er wuchs als Waise in bitterarmen Verhältnissen auf, arbeitete als Volksschullehrer und schloss sich in jungen Jahren der Sozialdemokratie an. Leopold Petznek war ein enger Freund von Karl Renner und zog 1921 als Abgeordneter in den Niederösterreichischen Landtag ein.

Eine große Liebe: Die Kaiserenkelin und der Sozialist 
Die Kaiserenkelin und der Politiker lernten sich in den 1920er Jahre kennen und sollten bis zu Leopold Petzneks Tod im Jahr 1956 zusammenbleiben; geheiratet hat das Paar erst 1948. Der Politiker wurde 1944 ins Konzentrationslager Dachau gebracht, nach seiner Befreiung und Rückkehr nach Wien wurde er vom Nationalrat zum ersten Präsidenten des Rechnungshofes nach dem Zweiten Weltkrieg gewählt. Mit dem SPÖ-Politiker aus einfachsten Verhältnissen fand die Kaiserenkelin ihr großes privates Glück.

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Ich hatte den Eindruck, dass die Prinzessin eine ebenso schöne wie geistig hochstehende Frau sei, die alle Vorurteile ihrer Familie abgelegt hatte.

Michael Hainisch, erster Bundespräsident der Republik Österreich über die Kaiserenkelin Elisabeth

Als überzeugte Republikanerin vermachte die Kaiserenkelin nach ihrem Tod 1963 der Republik ihre riesige Sammlung an Kunstgegenständen, Schmuck und unzähligen persönlichen Gegenständen von Kaiser Franz Joseph, Kaiserin Elisabeth und Kronprinz Rudolf.

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