„Krone“-Interview

Sängerin Hava: „Wien hat für immer mein Herz“

Musik
16.02.2025 18:16

Die Sängerin Hava feierte 2019 mit „Korb“ ihren Durchbruch. Mit „Kein Schlaf“, ihrer Zusammenarbeit mit Rapper Nimo, erreichte sie Platz eins der deutschen Single-Charts. Nach vier erfolgreichen Alben war sie nun mit ihrer ersten Solo-Tour „Four Seasons“ unterwegs. Backstage im Wiener Gasometer sprachen wir mit ihr über Musik, Fans und ihrer Liebe zu Wien.

Mit ihrer souligen, R&B-geprägten Stimme katapultierte sich Hava (bürgerlich: Dilara Hava Tunç) 2019 an die Spitze der deutschen Singlecharts. Seitdem ist sie aus der R&B-Pop-Szene nicht mehr wegzudenken. Ihre Songs gehen unter die Haut – mal tief emotional, mal kraftvoll nach vorne, aber immer mit einer besonderen Tiefe, die ihre Fans fühlen lässt. Im November 2024 startete die deutsche Sängerin mit bosnisch-türkischen Wurzeln ihre erste Solo-Tour „Four Seasons“, die ursprünglich in zehn Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz Halt machen sollte. Leider wurde sie krank und musste deswegen Wien und Leipzig auslassen.

Jetzt holte sie ihren Wien-Auftritt im Gasometer nach – und die „Krone“ durften sie backstage treffen. Zwischen Haarspray, Make-up und Styling nahm sich die sympathische Sängerin Zeit für ein entspanntes Gespräch über ihre Zukunftspläne, ihre Musik und die Dinge, die sie antreiben.

„Krone“: Wie geht es Ihnen? Sind Sie aufgeregt?
Hava: Gut, danke, ja ein bisschen. Aber nur, weil ich so lange nicht mehr auf der Bühne war und jetzt Angst habe, dass ich meine Routine irgendwie vermassle. Aber ich glaube, wenn man einmal drin ist, dann kommt es von selbst.

Mit der „Krone“ sprach sie über die Musik und ihren weiteren Plänen. Hava backstage im Wiener Gasometer kurz vor ihrem Auftritt.  (Bild: David Ko Pictures)
Mit der „Krone“ sprach sie über die Musik und ihren weiteren Plänen. Hava backstage im Wiener Gasometer kurz vor ihrem Auftritt. 
Im November 2024 startete sie ihre erste Solo-Tour, leider wurde die Sängerin krank. Nun holte sie ihren Auftritt in Wien nach. (Bild: David Ko Pictures)
Im November 2024 startete sie ihre erste Solo-Tour, leider wurde die Sängerin krank. Nun holte sie ihren Auftritt in Wien nach.

Wann haben Sie gemerkt, dass Musik Ihre Leidenschaft ist?
Relativ früh, schon als Kind. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich damit wirklich Geld verdienen oder an die Öffentlichkeit gehen könnte. Ich komme aus einem sehr konservativen Haushalt und habe mich deshalb lange selbst eingeschränkt in meinen Gedanken. Irgendwann habe ich den Schritt aber gewagt, bin ins Studio gegangen und habe mich dabei gut gefühlt. Danach habe ich mit meinen Eltern darüber gesprochen, was sie davon halten würden, wenn ich wirklich öffentlich Musik machen würde. Und sie waren sofort einverstanden und sagten: „Let’s go!“

Ihr Durchbruch mit der Single „Korb“ kam 2019. Wie haben Sie diesen Erfolg damals erlebt?
Es war kaum zu glauben. Ich war total überrascht. Ich hatte gerade meine Ausbildung im kaufmännischen Bereich begonnen und wollte meinen musikalischen Werdegang von diesem Song abhängig machen. Der erste Song „Heartbreaker“ kam gut an, aber ich wollte kein „One-Hit-Wonder“ sein. Also brachte ich einen zweiten Song heraus – „Korb“ – und machte alles davon abhängig. Wenn der Song ein Flop geworden wäre, hätte ich meine Ausbildung weitergemacht. Aber weil er durch die Decke ging, habe ich mich entschieden, mich komplett auf die Musik zu konzentrieren.

Wie würden Sie Ihren musikalischen Stil beschreiben?
Emotional, selbstreflektierend und fiktiv. Ich spreche oft über Schmerz, weil jeder von uns Schmerz kennt. Natürlich habe ich selbst auch Erfahrungen damit gemacht, aber ich bin glücklich verheiratet. Trotzdem thematisiere ich in meinen Songs, dass es mir nicht gut geht, dass ich betrogen wurde oder dass mein Herz gebrochen wurde – einfach, um meinen Fans etwas zum Hören zu bieten. Ich kann ja nicht den ganzen Tag nur darüber singen, wie schön es ist, verliebt zu sein. Es gibt schließlich auch die Schattenseiten der Liebe. Deshalb würde ich sagen, meine Musik ist auch teilweise fiktiv.

Wunderschönes Bühnenbild bei ihrer „Four Seasons“-Tour.   (Bild: EventsforBrands)
Wunderschönes Bühnenbild bei ihrer „Four Seasons“-Tour.  

Welche Künstler oder Genres mögen Sie am liebsten? Haben Sie darüber nachgedacht, eine andere musikalische Richtung auszuprobieren?
Ich mag tatsächlich alles Mögliche. Wenn der Beat, die Stimme und der Text passen, finde ich jedes Genre cool – sogar Rock, aber selbst machen würde ich es nicht. Ich höre auch international sehr viel Musik, sei es aus Bosnien oder aus der Türkei. Ich würde mich gerne an neuen Dingen versuchen, aber ich habe das Gefühl, dass meine Musik immer sehr emotional ist. Sobald ich etwas anderes ausprobiere, merke ich schnell, dass es nicht passt. Rappen würde ich zum Beispiel nie, weil ich es einfach nicht kann. Aber ich würde gerne mehr in Richtung Hip-Hop gehen.

Wie kam es zu der Idee für Ihr letztes Album „Four Seasons“?
Tatsächlich kam die Idee von meinem Mann. Er meinte, dass das Konzept perfekt zu mir passt. Also habe ich mir überlegt: „Was möchte ich mit den vier Jahreszeiten sagen?“ Ich habe das Album strukturiert aufgebaut, weil meine Songs auch so unterschiedlich sind – mal fröhlich, mal traurig, mal total emotional. Manchmal fühlt es sich wie der Frühling an, in dem alles aufblüht, und manchmal wie der Winter, der eher melancholisch ist. Ich arbeite in verschiedenen Stimmungen, und genauso fühlt sich das Album an: Frühling, Sommer, Herbst, Winter.

Sie singen auch auf Türkisch und Bosnisch. Wie entscheiden Sie, welche Sprache zu einem bestimmten Song passt?
Das ist eine sehr gute Frage! Ich gehe da tatsächlich sehr gezielt ran. Ich finde, Deutsch ist eine schwierige Sprache für Musik. Wenn ich zum Beispiel „Party“-Musik machen will, klingt es auf Deutsch oft zu sehr nach Schlager. Ich kann nicht jeden Song nur auf Deutsch machen. Die bosnische Sprache hingegen klingt sehr international und passt oft besser. Wenn ich einen Song mit kraftvollen Beats habe, denke ich: „Der muss bosnisch werden.“ Bosnisch ist eine sehr emotionale Sprache, in der man viel mehr Dinge ausdrücken kann, ohne sie direkt übersetzen zu müssen.

Gibt es ein bestimmtes Lied auf dem Album, das für Sie eine besondere Bedeutung hat?
Winter“ hat eine sehr starke Bedeutung für mich, weil es um Verlust geht. Jeder von uns hat schon Verluste erlebt. Auch „Ich lasse dich nicht los“ liegt mir besonders am Herzen. Es ist ein Song für Menschen, die mit Depressionen oder sogar noch schlimmeren Gedanken kämpfen. Er soll Hoffnung geben und zeigen, dass es immer jemanden gibt, der einen da rausholen kann.

Sie haben bereits mit verschiedenen Rappern zusammengearbeitet. Gibt es jemanden, mit dem Sie unbedingt ein Feature machen möchten?
Ich bin da sehr offen. Es gibt niemanden, bei dem ich sage: „Mit dem muss ich unbedingt einen Song machen.“ Viel wichtiger ist, dass man sich versteht und auf einer Wellenlänge ist. Ich könnte niemals mit jemandem arbeiten, mit dem ich mich nicht gut verstehe. Wenn sich ein Projekt ergibt, warum nicht? Ich lasse das einfach auf mich zukommen.

Wie wichtig ist Ihnen der Kontakt zu Ihren Fans?
Sehr wichtig! Ich bin da wirklich eine Ausnahme, weil ich mich sogar schon mit Fans angefreundet habe. Ich frage sie nach ihrer Meinung, denn sie sind meine Zuhörer. Ohne sie wäre ich nichts. Ich mache mir Gedanken darüber, was sie mögen, und freue mich immer riesig, wenn ich sie persönlich treffen kann.

Gibt es etwas Verrücktes, das ein Fan für Sie gemacht hat?
Oh ja, vieles! Das verrückteste war aber, als plötzlich Fans vor meiner Haustür standen. Das finde ich dann nicht mehr lustig, weil es meine Privatsphäre verletzt. Oft sind es aber Kinder, die sich gar nicht bewusst sind, dass das unhöflich sein könnte. Sie klingeln einfach und fragen: „Kannst du mal rauskommen?“ Ich stehe dann im Bademantel da und denke mir: „Mist, das ist jetzt ein bisschen creepy“ (lacht). Manche Fans machen mir auch viel zu teure Geschenke. Das ist mir oft unangenehm.

Planen Sie ein gemeinsames Album mit ihrem Ehemann und Rapper Dardan?
Nein, eigentlich nicht. Falls wir mal eines machen, dann irgendwann später. Aber aktuell möchte ich mich auf meine Solo-Karriere konzentrieren.

Gibt es neue Projekte oder Songs, an denen Sie gerade arbeiten?
Ich habe kürzlich in Vorarlberg in einem Chalet Musik aufgenommen - mit Blick auf die Berge und Skifahrer. Die neuen Songs gehen mehr in eine orchestrale Richtung, weil ich das schon lange machen wollte. Viele Künstler schränken sich ein, um kommerziell erfolgreicher zu sein. Aber ich mache jetzt einfach das, worauf ich Lust habe. Ich möchte ein Album mit echten Instrumenten aufnehmen.

Hatten Sie in Vorarlberg die Gelegenheit, Ski zu fahren?
Nein, leider nicht. Ich war noch nie Ski fahren! Ich habe gehört, man kann sich da alle Knochen brechen – davor habe ich Angst (lacht).

Wie erleben Sie es, in Wien aufzutreten?
100 % Energie! Egal in welcher Stadt ich bin, aber Wien hat für immer mein Herz. Hier gibt es viele „Jugos“ (lacht), die meine bosnischen Songs besonders laut mitsingen.

Haben Sie ein Ritual vor Ihren Auftritten?
Tatsächlich: nichts essen (lacht). Dafür trinke ich viel Wasser. Ich entspanne mich mit meinen Freunden und mache mich langsam fertig. Ich gehe lieber mit leerem Magen auf die Bühne, weil ich mich sonst nicht konzentrieren kann.

Möchten Sie Ihren Fans eine besondere Message mitgeben?
Bleibt euch selbst treu! Glaubt nicht an Leute, die euch sagen, dass ihr etwas nicht schaffen könnt. Wenn ihr etwas wirklich wollt, dann macht es einfach. Man kann immer alles erreichen!

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