Neue Details zum Attentäter von Villach, der am Samstagnachmittag mit einem Klappmesser um sich gestochen und einen 14-Jährigen tödlich verletzt hatte: Der 23-jährige Syrer hatte sich via TikTok radikalisiert, in seinem Wohnsitz wurde eine IS-Flagge sichergestellt. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) kündigte Massenüberprüfungen an.
Die neuesten Entwicklungen in aller Kürze:
Villach trauert um die Opfer der dramatischen Messerattacke, nun steht fest: Ahmad G. (23) hatte eindeutig ein terroristisches Motiv, wollte möglichst viele Menschen töten oder zumindest schwer verletzten.
Islamistischen Predigern via TikTok gefolgt
Wie die „Krone“ aus Kreisen des Verfassungsschutzes erfuhr, radikalisierte sich der 23-Jährige - ähnlich wie der Swift-Attentäter Beran A. - über soziale Medien. Er folgte auf TikTok diversen islamistischen Predigern. In der Wohnung des Villach-Attentäters wurde zudem eine IS-Flagge sichergestellt, auch soll er dem Islamischen Staat die Treue geschworen haben.
Kein Gefährder, keine Vorstrafen
Auffällig ist allerdings, dass Ahmad G. nicht als Gefährder galt. In Österreich werden aktuell 150 Personen vom Verfassungsschutz derartig eingestuft – der 23-jährige Syrer, der sich seit 2020 in Österreich aufhielt und eben erst als Flüchtling anerkannt wurde, stand allerdings auf keiner Liste. Auch bei internationalen Geheimdiensten war er ein unbeschriebenes Blatt. Vorstrafen hatte der Syrer ebenso keine.
Der 23-Jährige hatte am Samstag wahllos auf Passanten in der Villacher Innenstadt eingestochen. Ein Jugendlicher (14) überlebte seine schweren Verletzungen nicht, fünf weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Dabei handelt es sich um zwei 15-Jährige, eine 28-jährige, eine 32-jährige und eine 36-jährige Person. Vier von ihnen haben die österreichische Staatsbürgerschaft, ein Opfer die türkische. Tatwaffe war ein Klappmesser mit einer zehn Zentimeter langen Klinge.
Hier sehen Sie ein Bild von dem Syrer:
Ein syrischer Essenslieferant fuhr den Täter mit seinem Auto nieder und verhinderte so Schlimmeres. Aus Ermittlerkreisen verlautete, der 23-Jährige habe offenbar geplant, sich von der Polizei erschießen zu lassen.
Ministerium lässt Schutzstatus-Inhaber prüfen
Aus dem Innenministerium hieß es, man werde dem Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit sowie dem Bundesamt für Fremden- und Asylwesen den Auftrag von „anlasslosen Massenüberprüfungen gezielt von jenen, die in den letzten Jahren einen Schutzstatus bekommen haben, vor allem Syrer und Afghanistan“ erteilen.
Karner: „Anlasslose Massenüberprüfung“
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) bedankte sich Sonntagmittag in einer Pressekonferenz bei den Einsatzkräften und sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. Es sei notwendig, Konsequenzen zu ziehen, den Attentäter einzusperren und abzuschieben. Der Staatsschutz brauche Möglichkeiten, einzuschreiten, und „anlasslose Massenüberprüfungen“ durchzuführen. Zielgruppen seien etwa Asylberechtigte mit syrischem und afghanischen Hintergrund.
Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sagte, dass solche Dinge wie der Anschlag nur mit Prävention verhindert werden könnten. „Wir werden vieles angesichts dieses dramatischen Ereignisses überdenken müssen (...). Es wird auch darum gehen, warum Radikalisierungen auf Kommunikationsplattformen in kurzer Zeit stattfinden können.“ Für die Mitschülerinnen und Mitschüler des Todesopfers gebe es am Montag eine Krisenintervention.
Wir werden vieles angesichts dieses dramatischen Ereignisses überdenken müssen.
Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser
Polizeipräsenz erhöht
„Wir dürfen uns von solchen Verbrechen und solchen Verbrechern unseren Zusammenhalt in unserer Stadt, unserem Land nicht nehmen lassen“. Die Gemeinschaft dürfe nicht loslassen, sagte Kaiser.
Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweiß berichtete am Sonntag, dass kurzzeitig von zwei Tätern ausgegangen wurde. Daher sei unter anderem der Bahnhof Villach gesperrt worden. Der Tatverdächtige war der Polizei nicht bekannt. Er hätte wohl seinen eigenen Tod in Kauf genommen und sich erschießen lassen. Seine Wohnung und die eines Angehörigen standen bereits im Zentrum der Ermittlungen. Dabei wurde eine IS-Flagge sichergestellt. Nach dem Vorfall wurde die Polizeipräsenz in der Stadt erhöht, Samstagmittag standen 120 Sicherheitskräfte im Einsatz.
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