„Krone“-Kommentar

Das Böse fährt mit uns Bus, geht mit uns einkaufen

Kolumnen
16.02.2025 12:38

Ich bekomme dieses Grinsen nicht mehr aus dem Kopf. Der Attentäter von Villach sitzt auf einer Steinbank, ein Schuh fehlt ihm und er grinst. Einen 14-Jährigen hat er gerade totgestochen und der hockt da und freut sich. Das Grinsen des Teufels, haben viele in den sozialen Medien geschrieben, aber der Syrer ist schlimmer als der Teufel: „Krone“-Wien-Chef Michael Pommer über den Terrorakt von Villach – und die Konsequenzen.

In meiner Vorstellung, wohl nicht ganz bibelfest, trägt Satan Hörner auf dem Kopf, er hat Hufe, die er nicht verlieren kann wie Sneakers, das Gebiss einer Muräne und dunkelrot glühende Augen, weil sich darin die in den Flammen windenden Seelen der Sünder spiegeln. Horrorfilmgeschädigt, Sie haben recht.

In meiner Vorstellung kommt der Teufel nicht zu 14-Jährigen, man muss ihn beschwören, mit Zeremonien, lateinischen Formeln, Kerzenritualen oder einem Pakt, der einem zuerst unendlichen Reichtum beschert und dann die Hölle. Der Teufel sieht nicht aus wie ein Passant, wie jeder Zweite, der einem in der Stadt über den Weg läuft. Er tarnt sich nicht als Mensch und sticht hinterrücks Kinder nieder.

Kommentiert für die „Krone“: Wien-Ressortleiter Michael Pommer (Bild: Krone KREATIV)
Kommentiert für die „Krone“: Wien-Ressortleiter Michael Pommer

Ein 14-Jähriger ist tot. Der Jugendliche wird sich am Samstag daheim von jemandem verabschiedet haben, von seiner Mutter, seinem Vater oder einem Bruder. „Bis später“ als ein Versprechen, das er nicht einhalten durfte. Jetzt müssen die Eltern ein Foto für den Partezettel heraussuchen. Plötzlich und unerwartet gestorben, wird vielleicht zu lesen sein, dabei sollte dort stehen: Er könnte noch leben, wenn die Politik nicht versagt hätte. Ist es so banal? Aus meiner Sicht ist es das.

Niemand baut eine Volksschule neben einer Autobahn
Die Politik hat unter anderem die Aufgabe, Menschen zu schützen. Das fängt bei Kleinigkeiten wie der Stadtplanung an. Niemand baut eine Volksschule neben einer dreispurigen Autobahn mit einem ampellosen Zebrastreifen über die Fahrbahnen. Der Grund liegt auf der Hand. Risikobewertung nennt sich das. Oder gesunder Menschenverstand.

Bei der Aufnahme von Flüchtlingen gab es den nie. Wir haben alle ins Land gelassen. Die Krankenschwester, den Arzt, den Lehrer genauso wie Messerstecher, Terroristen und jetzt kommt mein Lieblingswort, die Gefährder. Das sind Personen, von denen Sicherheitsbehörden annehmen, dass sie schwerwiegende Straftaten begehen könnten. Ein blutiger Konjunktiv. Tickende Zeitbomben sind das, schwer radikalisiert, von Hass zerfressen, wohnen sie Tür an Tür neben uns. Der Staat weiß, dass es Unberechenbare sind, aber sie sind dennoch hier. Sie gehen mit Ihnen einkaufen, fahren mit Ihnen im Linienbus, stehen neben Ihnen in der Apotheke oder in der Warteschlange. Eine Politik, die das in Europa zulässt, hat versagt.

Und ich habe noch einen banalen Gedanken, unterkomplex heißt das heutzutage, glaube ich, aber es ist meine Meinung: Wer sich integriert hat, wer arbeitet, wer in Frieden leben will und das auch für seine Kinder möchte, wer nicht grinst, wenn es Tote gibt, soll bleiben. Die Gefährder, die Radikalisierten, die Extremisten – und die Behörden wissen, wer die sind – müssen genauso wie die Kriminellen per Luftbrücke nach Hause geschickt werden.

Aber Syrien und Afghanistan sind nicht sicher, werden wohl einige jetzt sagen. Ganz ehrlich, es ist mir egal. Österreich ist es auch nicht mehr.

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