(Bild: KMM)

Geheime Wunderkammer

Das ist der mysteriöseste Kaiser der Habsburger

Zauberei, geheimnisvolle Labore und ein wertvolles Gegengift: Kaiser Rudolf II. war ein mysteriöser Habsburger, der Magensteine sammelte, die angeblich die Potenz förderten. Er gibt bis heute Rätsel auf und Österreich verdankt ihm eine ganz besondere Krone.

In Prag residierte Kaiser Rudolf II., einer der eigenartigsten, mysteriösesten, aber auch spannendsten Habsburger. Das Besondere an diesem Kaiser, der von 1576 an regierte? Rudolf II. passte so gar nicht ins habsburgische Korsett.

In den spannungsreichen Jahrzehnten vor dem Dreißigjährigen Krieg – den verheerenden militärischen Auseinandersetzungen der europäischen Großmächte unter dem Deckmantel der Religion –, bevorzugte es Rudolf, sich in seine „Wunderkammer“ zurückzuziehen und den Geheimnissen von Natur und Magie auf den Grund zu gehen. Man flüsterte von geheimen Laboren und alchemistischen Versuchen. Ganz geheuer war seinen Zeitgenossen Rudolfs Begeisterung für Geheimnisvolles nicht. Dieser katholische Herrscher kannte keine Berührungsängste, er holte alle an seinen Hof, die ihm bei seiner Suche nach dem Wesen aller Dinge helfen konnten.

Kaiser Rudolf II. (Bild: Austrian Archives (AA) / brandstaetter images / picturedesk.com)
Kaiser Rudolf II.

In Rudolfs Wunderkammer – eine der außergewöhnlichsten Kunst- und Kuriositätensammlungen der europäischen Geschichte –, fanden sich neben kostbaren Goldschmiedearbeiten, wertvollen Gemälden, edelsteinbesetzten Kunstwerken auch Kuriositäten wie seine „Bezoare“. Dabei handelte sich um Mägen von Wiederkäuern, deren magische Wirkung angeblich Vergiftungen verhindern und verschiedene Krankheiten heilen konnte. Die Bezoare ließ Kaiser Rudolf übrigens in kostbare Kunstwerke verwandeln, sie gehörten zu den Höhepunkten seiner berühmten Sammlung. Angeblich förderten Bezoare auch die männliche Potenz.

Ein Magenstein, umhüllt von exquisiter Goldschmiedearbeit (Bild: akg-images / picturedesk.com)
Ein Magenstein, umhüllt von exquisiter Goldschmiedearbeit

Nötig hatte Kaiser Rudolf dieses aus heutiger Sicht eigenartige Potenzmittel nicht, denn er zeugte zahlreiche Nachkommen, allerdings waren alle unehelich. Denn der Kaiser weigerte sich, eine Ehe einzugehen, um die habsburgische Nachfolge zur sichern – eine weitere Ungereimtheit seiner Vita, war es doch die wichtigste Pflicht eines Herrschers, einen Erben zu zeugen. Rudolfs Weigerung, zumindest seine Nachfolge zu sichern, führte übrigens zum berühmten „Bruderzwist im Hause Habsburg“. 

Kaiser Rudolf starb 1612. Seine Kunstkammer wurde wenige Jahre später, während des Dreißigjährigen Krieges von einem Söldnerheer geplündert. Aber selbst die wenigen erhaltenen Reste sind einzigartig und bilden heute den Grundstock der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums. Der Kaiser selbst bleibt bis heute ein Rätsel.

Auch Arcimboldos berühmte, sonderbare Gemälde gehörten zu Rudolfs Wunderkammer. (Bild: Austrian Archives (AA) / brandstaetter images / picturedesk.com)
Auch Arcimboldos berühmte, sonderbare Gemälde gehörten zu Rudolfs Wunderkammer.

Knapp 200 Jahre nach seinem Tod erhielt eines von Rudolfs Kunstwerken noch eine identitätsstiftende Bedeutung. Denn die Habsburger 1804 das Kaisertum Österreich ausriefen, brauchten sie eine Krone.

Rudolfs Hauskrone wurde später die Krone des Kaisertums Österreich. (Bild: Gerhard Trumler / brandstaetter images / picturedesk.com)
Rudolfs Hauskrone wurde später die Krone des Kaisertums Österreich.

Man fand sie unter den Resten von Rudolfs Wunderkammer: Dessen juwelenbesetzte Hauskrone wurde kurzerhand in die Krone des neuen Kaisertums Österreich verwandelt

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