Am Samstag ist in Villach ein 14-Jähriger bei einem islamistischen Anschlag ums Leben gekommen. Nun wird diskutiert, wie die terroristische Bedrohungslage bewertet werden kann. Grundsätzlich gilt in Österreich bereits seit Herbst 2023 die Terrorwarnstufe 4, das ist die zweithöchste.
Zuletzt waren laut der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) keine konkreten Anschlagspläne bekannt. Während der Ballsaison und bei Großveranstaltungen sei jedoch erhöhte Wachsamkeit geboten. Die Anzahl der Gefährderinnen und Gefährder liegt laut DSN-Direktor Omar Haijawi-Pirchner „im höheren zweistelligen Bereich“.
Die gewaltbereiten Extremistinnen und Extremisten würden immer jünger werden. Der Jüngste war erst zehn Jahre alt, als der DSN auf ihn aufmerksam wurde. Während noch vor Kurzem sogenannte Brennpunkt-Moscheen als Orte galten, bei denen vor allem junge Burschen radikalisiert wurden, findet dieser Prozess mittlerweile vor allem im Internet statt. Salafistische und dschihadistische Influencer und Prediger werden immer beliebter.
Radikale haben „Faszination für Gewalt“
Neben der Ideologie spielt laut Verfassungsschutzbericht „vor allem die Faszination für gewalttätige Inhalte“ eine Rolle bei der Radikalisierung. Auf Handys von IS-Anhängerinnen und -anhängern werden fast immer Tötungs- und Hinrichtungsvideos gefunden, die sie von Gleichgesinnten über soziale Medien oder direkt über eine IS-Propagandastelle bekommen haben. Im selben Bericht 2023 heißt es zudem, dass die Beschuldigten vermehrt „psychische Auffälligkeiten und Erkrankungen“ hätten.
Seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem Zusammenbruch des syrischen Regimes haben die Verfassungsschützerinnen und Verfassungsschützer einen Anstieg an antiisraelischer und antisemitischer Propaganda festgestellt.
Der Terrorismusexperte Peter R. Neumann vom King‘s College in London klassifiziert den Anschlag von Villach als Teil einer dschihadistischen Welle, „die sich seit Monaten angekündigt hat“. Die Täter repräsentierten einen „neuen Typus“. Bei der Radikalisierung stehe das Internet im Mittelpunkt, schrieb er auf der Plattform „X“.
Online-Radikalisierung habe massiv zugenommen, „islamistische ,Influencer‘ auf TikTok haben Hunderttausende Follower, berichtete der Terrorexperte. Dabei sei die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen weniger wichtig geworden: „Jeder kann sich aus Versatzstücken auf TikTok oder Instagram eine eigene Ideologie zusammenbauen.“
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