Die US-Stadt Chicago stemmt sich gegen Trumps Abschiebepolitik. „Kennen Sie Ihre Rechte“ steht beispielsweise auf Zetteln, die an Laternenmasten kleben. Darauf wird erklärt, was zu tun ist, wenn Beamtinnen und Beamte der US-Polizei- und Einwanderungsbehörde (ICE) vor der Tür stehen.
So solle etwa geschwiegen, die Situation gefilmt und nichts unterschrieben werden. Die Informationskampagne klärt Migrantinnen und Migranten in verschiedenen Sprachen über ihre Rechte auf, beispielsweise auf Bildschirmen in Bussen und Bahnen. Chicago verfolgt diese Politik bereits seit den 1980er-Jahren und gibt zum Beispiel keine migrationsbezogenen Daten an ICE weiter. Der Gedanke dahinter: Wer fürchten muss, dass jede Kontrolle zur Abschiebung führt, meldet Straftaten vielleicht nicht der Polizei.
Eine weitere Form des Protests ist das „Hyde Park Refugee Project“ in der Kirche. Ursprünglich sollte damit wenigen Familien die Integration erleichtert werden. Inzwischen leisten Freiwillige auch Nothilfe. Pastor Jonathan hat beispielsweise im Keller einen Laden eingerichtet und daraus eine wöchentliche Anlaufstelle für kostenlose Kleidung und Haushaltswaren eingerichtet. Zudem bieten Freiwillige praktische Hilfe an, etwa bei Asylverfahren. Viele Klientinnen und Klienten kommen aus Kolumbien, Mexiko, dem Kongo und Sierra Leone.
Kirche als Begegnungsort
Aber auch viele Einheimische würden das Angebot nutzen, sagte der Pastor. Dabei würden Brücken entstehen. Die Menschen trinken Kaffee, lernen Englisch und bringen ihre Kinder mit. Mit Trumps zweiter Amtszeit macht sich jetzt Unsicherheit breit, auch bei jenen, die eigentlich keinen Grund zur Sorge haben müssen. „Wir lassen uns nicht von der Angst lähmen“, sagte Pastor Jonathan.
Wir lassen uns nicht von der Angst lähmen.
Pastor Jonathan
Das US-Justizministerium wirft Chicago vor, das Durchsetzen von Bundesrecht zu verhindern. Auch Illinois und New York gerieten ins Visier. Trump fährt einen harten Kurs: Der Republikaner stempelt Migrantinnen und Migranten aus ärmeren Ländern pauschal als Kriminelle ab. Er wies ICE an, Razzien auch in Schulen, Krankenhäusern und Kirchen durchzuführen. Geschätzt ungefähr elf Millionen Menschen leben in den USA derzeit ohne gültige Papiere. Viele von ihnen sind in der Gastronomie oder in der Landwirtschaft tätig. Frühere US-Regierungen schoben vor allem Straftäterinnen und Straftäter ab.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.