Nach tollem Start 2018 und der Verleihung der Gault-Millau-Haube 2023 schlitterte das Gasthaus Post in Hellmonsödt (OÖ) in die Insolvenz. Passiva von 175.000 Euro stehen Aktiva von 30.000 Euro gegenüber. Ob das Lokal nach den beiden Ruhetagen am Donnerstag wieder aufsperrt, entscheidet der Insolvenzverwalter.
Gar nicht zum Feiern war Martin Rittberger an seinem 42. Geburtstag. „Nach fast sieben intensiven und erfolgreichen Jahren haben meine Frau Julia und ich letzten Freitag, zwei Tage vor meinem Geburtstag, die schwere Entscheidung getroffen, unser Lokal im Zuge eines Insolvenzverfahrens zu schließen. Es war ein langer und intensiver Kampf, doch nun müssen wir schweren Herzens einen Schlussstrich ziehen. Wir haben aber die Gewissheit, dass wir alles versucht haben“, so der Chef des Gasthofs Post in Hellmonsödt.
Corona veränderte alles
2018 übernahm das Duo das Lokal. Die Kombination aus traditionellem Wirtshaus am Marktplatz und gehobenem Restaurant schien zu funktionieren. „Wir waren richtig gut unterwegs. Dann kam Corona. Die Pandemie war aber nicht das Problem: Nur das, was danach kam“, schildert Rittberger.
Gesundheitliche Belastung
Die vergangenen Jahre hätte die Gastro-Branche stark gefordert. „Steigende Kosten, Kollektivvertragsanpassungen und der allgemeine Rückgang der Bereitschaft zur Wochenendarbeit haben die wirtschaftliche Führung unseres Betriebs zunehmend erschwert. Trotz für uns erheblicher Investitionen und unermüdlichem Einsatz müssen wir nun erkennen, dass die Belastung für uns wirtschaftlich, aber auch persönlich – gesundheitlich wie familiär – zu groß geworden ist“, ist Rittberger geknickt.
Ihn ärgert die Darstellung der Branche als Inflationstreiber. „Das hat den Betrieb zunehmend erschwert. Wir sind von Lieferanten, steigenden Löhnen, Mieten und Energiekosten abhängig.“
Gerüchte über neues Projekt
Wie es jetzt weitergeht, ist derzeit noch offen. „Jetzt liegt unser Fokus darauf, alles geordnet abzuwickeln und die ganze Situation sacken zu lassen.“ Ob es eine Zukunft in der Gastronomie geben wird oder die Zeit für eine Neuorientierung gekommen ist, stehe auch noch in den Sternen. Die Gerüchte über eine Übernahme eines Lokals in der Region dementiert Rittberger: „Es gibt keine Gespräche mit benachbarten Wirtshäusern, in denen wir potenzielle Nachfolger sein könnten. Der Schritt zum Aus der Post fiel sehr kurzfristig.“
Fortführung wird geprüft
Am Montag hatte das Lokal noch offen. Am Dienstag und am Mittwoch ist Ruhetag. Und danach? Laut Angaben im Insolvenzantrag ist die Schließung und Liquidierung des Unternehmens geplant. „Der eingesetzte Insolvenzverwalter wird prüfen, ob eine vorübergehende Fortführung für die Gläubiger wirtschaftlich vorteilhaft ist“, so Petra Wögerbauer vom KSV1870, der die Gläubiger vertritt.
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