42-Jährige eingewiesen

Messerattacke: Therapie löste Psychose aus

Gericht
17.02.2025 17:00

In den meisten Fällen begeben sich Patienten in psychologische Betreuung, wenn sie bereits wissen, dass etwas nicht stimmt. Bei einer 42-jährigen Akademikerin – sie hat selbst einen Abschluss in Psychologie – war es genau andersherum: Durch eine Gruppentherapie, die sie aus Interesse besuchte, zeigte sich ihre paranoide Psychose – und das endete für einen anderen Teilnehmer fatal. Nun beantragt die Staatsanwaltschaft Wien die Einweisung.

Die 42-Jährige im Wiener Landesgericht entspricht nicht dem klassischen Bild einer Betroffenen. Das zeigt sich schon bei den persönlichen Daten, die Richterin Nicole Baczak mit der Deutschen durchgeht. In ihrer Heimat besuchte sie das Gymnasium, machte Abitur und studierte danach Mathematik. An der Universität forschte sie und unterrichtete auch. 

Psychologie in Wien studiert
Mit 38 Jahren schlug sie schließlich eine andere Richtung ein: Sie zog nach Wien, um Psychologie zu studieren, schloss dort auch ihren Bachelor ab. Nebenbei arbeitete sie als Schulassistenz für autistische Schüler an einem Wiener Gymnasium. Ein Vorzeigewerdegang – der nun aber vor Geschworenen im Landl endet ...

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Ich wollte Psychotherapeutin werden. Ich hab‘ die Gruppentherapie damals nur aus Lernzwecken gemacht.

42-jährige Betroffene im Wiener Landl

„Ich wollte Psychotherapeutin werden. Ich hab' die Gruppentherapie damals nur aus Lernzwecken gemacht“, erklärte sie der Richterin Baczak. Zweieinhalb Jahre lang besuchte sie die Therapie, die für die Akademikerin und einen weiteren Patienten verheerend endete. „Das war ein schleichender Prozess, den ich am Anfang nicht bemerkt habe“, erinnert sich die 42-Jährige zurück. Es hätte mit Halluzinationen angefangen. „Ich dachte, das gehört zur Therapie.“ Später hätte sie Schwächeanfälle gehabt, gedacht, sie müsse deswegen sterben.

Kuchenmesser an Unterarm geklebt
Am 5. November vergangenen Jahres dann die Eskalation. „Die Betroffene hat ohne, dass es einen Grund gibt, eine Abneigung gegen einen Herren in ihrer Gruppentherapie entwickelt“, so die Staatsanwältin. „Sie hatte an dem Tag das Bedürfnis, sich zu bewaffnen.“ Mit Klebeband fixierte sie zwei Küchenmesser an ihren Unterarmen, versteckte sie unter einem Pullover. So aufmunitioniert fuhr sie schließlich öffentlich in die Wiener Innenstadt zur Therapie – aus dem Nichts stach sie zweimal auf das Opfer ein.

Anwältin Clara Abpurg verteidigt die kranke Akademikerin. (Bild: Sophie Pratschner)
Anwältin Clara Abpurg verteidigt die kranke Akademikerin.

„Ich wollte ihn eigentlich nicht umbringen. Ich wollte, dass er still ist. Dass er weg ist“, versucht die nun medikamentös eingestellte Deutsche zu erklären. „Ich weiß, dass ich Angst hatte. Angst, dass meine Seele stirbt. Ich hatte das Gefühl, ich muss gegen den Herren kämpfen.“ Die Stiche in den Bauch und die Brust überlebt das Opfer glücklicherweise. Die Staatsanwaltschaft beantragt wegen versuchten Mordes die Unterbringung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum der 42-Jährigen. Gerichtspsychiater Peter Hofmann attestiert ihr nämlich eine paranoide Psychose – die machte sie unzurechnungsfähig.

AKH schickte sie mit Beruhigungsmittel heim
Dass sie professionelle Hilfe braucht, sieht die Frau ein – wohl auch wegen ihres einschlägigen Studienabschlusses. „Sie hat sich nie gegen Medikamente gewehrt“, so Verteidigerin Clara Abpurg. Ob sie sich vorher schon einmal Hilfe gesucht hatte außerhalb der Gruppentherapie, möchte Richterin Nicole Baczak wissen – „Ich war einmal in der Notambulanz im AKH.“ Da habe man ihr auf der Psychiatrie jedoch lediglich Beruhigungsmittel gegeben und die Betroffene nach Hause geschickt ...

Nun erhält sie in einem forensisch-therapeutischen Zentrum die nötige Behandlung und Therapie. Die Geschworenen stimmen dem Antrag der Staatsanwaltschaft nämlich einstimmig zu. 

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