Terror in Villach

„Krone“-Kommentar: Asylpolitik ist unerträglich!

Kolumnen
17.02.2025 12:40

Nach dem Terroranschlag in Villach mit einem toten 14-Jährigen ist es an der Zeit, mit der Asylpolitik in Europa abzurechnen. „Krone“-Wien-Chef Michael Pommer über die Unerträglichkeit des Ist-Zustandes – und den Umgang der Politik mit Todesopfern.

Ich finde es unerträglich, dass es jetzt wieder zum Elends-Voyeurismus kommt. Politiker gehen Tatortschauen. In Deutschland noch viel widerlicher, als es bei uns der Fall ist, mit ihren Olaf Scholzes und Nancy Faesers, die für den Massenzuzug verantwortlich sind. Katastrophentourismus in Designeranzügen.

Hier ist also das Kind erstochen worden, schlimm. Grabkerze aufstellen, am besten eine mit Kompositions-Öllicht, für das Entzünden unter freiem Himmel konzipiert, weil Terror ja zumeist draußen stattfindet. Kostenpunkt 2,39 Euro im Supermarkt. Stehe ich richtig? Blick traurig genug? Jetzt hinknien, kommt immer gut. Fotografen machen Fotos, Politiker sagen Politikerzeug: „Der furchtbare Anschlag erschüttert uns, den Angehörigen spreche ich meine aufrichtige Anteilnahme aus.“ Ein schöner Satz, gleich fürs nächste Mal merken.

Ich finde es unerträglich, dass einige über den Begriff Traumata reden, als wäre es eine Entschuldigung für Massenmord. Der Täter war unzurechnungsfähig, er hat nicht schuldhaft gehandelt. Wie oft wir das in der Vergangenheit gehört haben. Bestimmt ein tröstender Gedanke für eine Mutter, die das Begräbnis ihres Kindes organisieren muss. Der kann ja nichts dafür. Ich will psychische Erkrankungen nicht bagatellisieren, schon gar nicht Kriegspsychosen, aber ich bin in einem Alter, ich habe noch die abscheulichen Schilderungen meiner Großeltern aus dem Zweiten Weltkrieg berichtet bekommen. Grauenhafte Geschichten, die heute noch die Augen meiner Großmutter glasig machen und sie immer ein klein wenig abwesend, wenn sie uns davon erzählt. Viele Erinnerungen ihres Lebens verblassen altersbedingt, wie die Farben eines historischen Gemäldes, aber die an den Krieg, die sind geblieben. Aus diesen Menschen sind Zeitzeugen geworden, keine Kindsmörder.

Ich finde es unerträglich, dass wir wieder über Sinnlos-Verbote reden. Hassprediger in den sozialen Netzwerken gehören blockiert, Punkt, keine Frage. Aber in Villach hat kein Algorithmus einen 14-Jährigen totgestochen, sondern ein terroraffiner Syrer. Wer sich für französische Bulldoggen interessiert, so wie ich, bekommt auf TikTok Videos von kuscheligen Ungeheuren mit Kulleraugen, Sportfans dürfen sich über Stabhochsprung-Content freuen, Hobby-Konditoren über Anleitungen zur perfekten Tarte au Chocolat. Ich bekomme keinen Hassprediger in die Timeline gespült, kein „Allahu Akbar“. Angebot und Nachfrage. Messerverbotszonen sind nie falsch, aber soweit ich weiß, juristisch bin ich womöglich nicht auf dem neuesten Stand, ist ganz Österreich eine Mordverbotszone, eine Terroranschlagsverbotszone, eine Vergewaltigungverbotszone. Wir können noch mehr verbieten, Essstäbchen und Gürtelschnallen, aber nicht ein Anschlag wird dadurch verhindert. Es soll nur Sicherheit vorgegaukelt werden, wo es längst keine mehr gibt.

Ich finde unerträglich, dass sich ein Gewöhnungseffekt einstellt, gegen den wir die Verpflichtung haben, anzukämpfen. Was war noch schnell der Terroranschlag vor Mannheim? Wie alt war der Bub, der in Aschaffenburg niedergestochen wurde? Wann war der erste Lkw-Massenmord auf einen Weihnachtsmarkt? War das 2016? Früher, später? Der Horror verkleidet sich als Alltag, es droht eine Immunisierung des nicht Tolerierbaren. Wie bei Amokläufen in Amerika. Schon wieder acht Tote. Randnotiz reicht. Wenn wir uns an den Terror gewöhnen, so wie an Poller und schwer bewaffnete Polizisten auf Christkindlmärkten, haben wir verloren.

Ich finde es unerträglich, dass dies nicht mein letzter Kommentar zu diesem Thema sein wird. Es wird wieder passieren. Anschlag, Grinse-Täter, Kerzen anzünden, Anteilnahme. Wann unternimmt die Politik endlich etwas dagegen? Das ewig lange Warten auf diese Antwort, das finde ich am unerträglichsten.

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