Hochwasser, Wellenschlag und Trockenphasen – all das setzt dem Voralrberger Frühjahrsblüher ordentlich zu.
Das gefährdete Bodensee-Vergissmeinnicht, eine praktisch nur mehr am Bodensee und einigen kleineren Seen vorkommende Pflanze, könnte ein Opfer des Klimawandels werden. Häufiger werdende ungewöhnliche Pegelstände des Bodensees beeinträchtigen die Pflanze stark. Gab es im Frühling 2007 einen Maximalwert von 200.000 Rosetten, zählte man nach dem Sommer-Hochwasser 2024 nur noch gut ein Hundertstel davon. Der niedrige Bewuchs auf dem Kies im Wasserschwankungsbereich des Mehrerauer Seeufers bei Bregenz sieht nicht spektakulär aus, dieser Strandrasen ist aber eine österreichweit einzigartige Pflanzengesellschaft, deren Entwicklung seit 2003 überwacht wird. Sie besteht aus Pflanzen, die auf Standorte spezialisiert sind, die im Sommer mitunter unter Wasser stehen, im Winter bei Niedrigwasser aber trockenfallen. Besondere Beachtung findet dabei das Bodensee-Vergissmeinnicht.
Wenn es so weitergeht, könnte es sein, dass der Myosotis rehsteineri-Bestand auf ein kleines Vorkommen zusammenschrumpft.
Markus Grabher, UMG Umweltbüro Grabher
Ungewöhnliche Pegelstände als Gefahr
Mitte der 1980er-Jahre gab es aufgrund von verschlechterten Lebensbedingungen nur mehr klägliche Restbestände der azurblau bis rosa blühenden, recht kurzlebigen Pionierpflanze. Besserung, wenn auch mit großen Schwankungen, brachten Schutzbemühungen ab dem Jahr 2002. Der aktuelle, von der Forschungsabteilung der inatura Dornbirn finanzierte Monitoringbericht des UMG Umweltbüro Grabher lässt nun aber aufhorchen: In den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, dass die vom langjährigen Mittel deutlich abweichenden Pegelstände des Bodensees ein „nicht zu unterschätzender Gefährdungsfaktor“ für das Bodensee-Vergissmeinnicht seien. Umfasste der Bestand im Frühjahr 2007 noch rund 200.000 Rosetten, war nach einer Reihe ungewöhnlich hoher Wasserstände ab 2012 im Frühjahr 2024 nur mehr ein Zehntel der Pflanzen vorhanden.
Nach dem besonders lange andauernden Sommer-Hochwasser fanden sich im Herbst 2024 nur mehr etwa 3000 Exemplare. Dabei ist vor allem der Zeitpunkt der Überflutung problematisch: 2024 standen die Pflanzen schon zur Blütezeit ab April unter Wasser – sie konnten keine Samen bilden, daher der weitere „dramatische Rückgang“. Sollten sich die Wasserstände des Bodensees normalisieren, wäre eine Erholung möglich, weil sich „Myosotis rehsteineri“ auf veränderte Bedingungen grundsätzlich rasch einstellen könne. „Aber wenn es so weitergeht, könnte es sein, dass der Bestand auf ein kleines Vorkommen zusammenschrumpft“, warnt Fachmann Markus Grabher. Trockene Sommer tun der Pflanze gut, sind es aber zu viele, übernehmen wiederum Konkurrenzpflanzen den Standort. Ebenfalls problematisch ist starker Wellenschlag durch Starkwinde und Ufererosion. Die Vorarlberger Landesregierung ließ 2024 zur Bestandssicherung sogar eigens nachgezogene Pflanzen am Seeufer bei Lochau ausbringen.
Mehr Rücksicht auf sensible Natur
Das Mehrerauer Seeufer und die Mündung der Bregenzerach stehen bereits seit 1991 unter Naturschutz. Im Juni 2024 wurde der Schwemmfächer der Bregenzerach in das Schutzgebiet integriert, das Betreten der Inseln an der Achmündung ist seither streng verboten. Das Gebiet ist aber auch ein beliebter Naherholungsraum. Weil Lagerfeuer, Müll und Lärm die sensible Natur stören, müssen die Mitglieder der Naturwacht Besucher und Besucherinnen immer wieder daran erinnern, Rücksicht zu nehmen und ihr Verhalten entsprechend anzupassen.
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