Tiroler Forscher:

Alternde Hirnzellen vergessen, wer sie sind

Wissenschaft
17.02.2025 15:48

Alternde Gehirnzellen vergessen teils, wer sie eigentlich sind. Das haben Forscher an der Universität Innsbruck herausgefunden, die „Mini-Gehirne“ – sogenannte Organoide aus menschlichen Stammzellen – in Laborschalen wachsen ließen und bei diesen künstlich Alterungsprozesse ausgelöst haben.

Daraufhin seien Markierungen auf dem Erbgut der Gehirnnervenzellen, die ihre Identität bestimmen, berichtet Frank Edenhofer von der Uni Innsbruck, der mit seinen Forscherkollegen damit erstmals zeigen konnte, dass Organoide altern können, in einer Aussendung des Wissenschaftsfonds (FWF).

Miniatur-Organoide aus Stammzellen sind hervorragende Versuchsmodelle für menschliche Organe wie Herz und Hirn, aber die Sache hatte gerade für die Altersforschung bisher einen Haken, sagte Edenhofer vom Institut für Molekularbiologie der Uni Innsbruck im Gespräch: „Es handelt sich dabei nämlich um ganz junges Gewebe, ähnlich wie bei einem Fötus.“ Es gäbe aber bekannte Erkrankungen aufgrund von genetischen Defekten, die frühzeitiges Altern auslösen, zum Beispiel beim Eiweißstoff Progerin.

Forscher brachten Mini-Gehirn zum „Rosten“
Die Forscher brachten nun die Vorlage (das Gen) für verändertes Progerin in die Hirn-Organoide ein und konnten daraufhin Alterungsprozesse bei ihnen beobachten. Wie in echten Menschengehirnen im fortgeschrittenen Alter lässt bei ihnen etwa die Aktivität der „Zellkraftwerke“ (Mitochondrien) nach und die Mini-Gehirne „rosten“ buchstäblich, sagte Edenhofer. Sauerstoff verursache in ihren Zellen genauso wie bei Eisen „oxidative Schäden“, die sich mit der Zeit häufen und die Funktion beeinträchtigen.

In dem Maß, wie die „Rostschäden“ am Erbgut zunahmen, erodierten dort die Zelltyp-prägenden „epigenetischen Marker“, so der Stammzellforscher: „Wir haben ein Gen gefunden, das sowohl für die Erbgut-Reparatur wichtig ist als auch für den Erhalt dieser epigenetischen Marker.“ Tests in den Mini-Gehirnen sollen nun zeigen, ob man damit das Altern der Denkorgane eventuell verzögern könnte.

Suche nach Neuro-Jungbrunnen
Der Forscher will auch prüfen, ob man Gehirnnervenzellen mit verschiedenen pharmakologischen Interventionen verjüngen kann. Es gibt eine Reihe von Stoffen, die dafür in Betracht kommen, zum Beispiel Spermidin, sagte er: „Wir können nun erstmals ihre Wirkungsweise in einem Modell analysieren und vielleicht neue Wirksubstanzen und Strategien entdecken.“

Mit den Mini-Hirnen wäre es möglich, die Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen wie M. Alzheimer oder M. Parkinson im Labor genauer zu untersuchen. Zusammen mit Luxemburger Kollegen haben die Innsbrucker Forscher deshalb Mini-Gehirne wachsen und altern lassen, bei denen die frühen Auswirkungen der Parkinson-Erkrankungen erkennbar sind.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt