Theater an der Wien: Die erste Runde im Wiener „Norma“-Match ist geschlagen. Asmik Grigorian begeistert als rasend glutvolle Titelheldin und hat in der Adalgisa von Aigul Akhmetshina ihre grandiose Konkurrentin.
Manchmal finden angesagte Sensationen doch statt. Selbst wenn sie – im wahrsten (Opern)Sinn des Wortes – „angesagt“ sind. Denn Theater-an-der-Wien-Intendant Stefan Herheim entschuldigte vor der mit Hochspannung erwarteten Premiere partout die Titelheldin Asmik Grigorian als angeschlagen, nachdem Vorkühlung und Co. bereits die Proben gestört hatten.
Der Mond ging trotzdem prachtvoll über Grigorians Norma auf, als sie anmutig ihr „Casta Diva“ anstimmte. Spätestens nach diesem Auftrittsschlager war den ärgsten Zweiflern klar, dass Grigorian auch dieses neue Opernabenteuer meistern wird.
Die Norma ist eine Mörderpartie im für sie neuen Belcanto-Fach. Doch Grigorian erobert sie sich und durchlebt die Rolle auf ihre ganz persönliche Weise. Wobei sie keine Läufe und Höhen schuldig bleibt, Bellinis Vorgaben allerdings nicht als Stimmkunstnummer serviert, sondern sich unter Hochspannung als starkes, zerrissenes, ergreifendes Frauenschicksal von der Seele singt – und spielt.
Norma ist in der überzeugend kammerspielkonzentierten Regie Vasily Barkhatovs keine Druidenpriesterin. Hier, Mitte des 20. Jahrhunderts, führt sie als Capo eine religiöse Kommune an, leitet eine Brennerei für Engelsstatuen. Als die Gemeinde von Fremden erobert wird, stellt man auf Diktatorenköpfe um.
Die Dreiecksgeschichte um Pollione, der mit Norma Familie hat, die an seiner Liebe zur Novizin Adalgisa zerbricht, funktioniert dennoch. Auch dank der mit Pracht-Mezzo auftrumpfenden Aigul Akhmetshina als ebenbürtige Rivalin. Kein Wunder, dass der gern überforcierende Pollione von Freddie De Tommaso etwas verloren wirkt.
Bis der Arnold Schoenberg Chor bravourös zum Aufstand ruft, während die unter Francesco Lanzillotta redlich um leichte Italianità bemühten Wiener Symphoniker aus dem akustisch katastrophalen neuen Graben vor allem dumpf tönen.
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