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hochdramatisch

Humboldts Warnungen werden nicht ernst genommen

Der Naturforscher Alexander von Humboldt warnte schon im 19. Jahrhundert vor einem vom Menschen verursachten Artensterben: Geht ein Teil der Artenvielfalt verloren, wären die Folgen fatal, prophezeite der Gelehrte. Ein aktueller Beleg für Humboldts Erkenntnis ist das dramatische Insektensterben.

Wie sinnstiftend muss ein Forscherleben gewesen sein, wenn man am Ende eines langen Arbeitslebens für sich in Anspruch nehmen kann, dass man den Menschen das Wesen der Natur nähergebracht und ihren Blick auf die Natur für immer zum Positiven verändert hat?

Diesen Verdienst kann der Naturforscher, Entdecker und letzte Universalgelehrte Alexander von Humboldt für sich in Anspruch nehmen. Die Erkenntnisse, aber auch die Warnungen des visionären Vordenkers sind heutzutage so aktuell wie nie zuvor.

Der Adelige lässt sein privilegiertes Leben zurück
Am 14. September 1769 wurde Alexander von Humboldt als Sohn reicher Adeliger in Berlin geboren. Sein privilegiertes Leben und den für ihn vorgesehenen Staatsdienst ließ er zurück und finanzierte mit dem üppigen Erbe seiner Familie eine fünfjährige Entdeckungsreise nach Mittel- und Südamerika, die 1799 startete.

Alexander von Humboldt: Seine Erkenntnisse über das Wesen der Natur, die er auf seinen mehrjährigen Forschungsreisen erworben hatte, sind heute aktueller denn je. (Bild: MMA / PhotoResearchers / picturedesk.com)
Alexander von Humboldt: Seine Erkenntnisse über das Wesen der Natur, die er auf seinen mehrjährigen Forschungsreisen erworben hatte, sind heute aktueller denn je.

Diese Reise machte Alexander von Humboldt zu einem der berühmtesten Wissenschaftler seiner Zeit. Er sammelte Unmengen an neuen botanischen und geologischen Daten und drang in Gebiete vor, die noch kein Europäer vor ihm gesehen hatte. Der rastlose Forscher beschäftigte sich jedoch nicht nur mit Biologie und Zoologie, er war auch Kartograf und Vulkanologe, Experte für Landwirtschaft und Bergbau, und befasste sich mit Meereskunde und Meteorologie. Heute sind weltweit mehr Pflanzen, Tiere und Plätze nach Humboldt benannt als nach irgendeinem anderen Forscher.

Alexander von Humboldt warnte früh vor den Folgen von Abholzung und deren Auswirkungen auf das Klima. (Bild: Natural History Mus / Mary Evans / picturedesk.com)
Alexander von Humboldt warnte früh vor den Folgen von Abholzung und deren Auswirkungen auf das Klima.

Es waren aber nicht seine unbestrittenen wissenschaftlichen Ergebnisse, sondern vor allem sein neuer Blick auf die Natur, mit dem Humboldt seine Zeitgenossen und auch nachfolgende Generationen beeinflusste. Denn es ging ihm eben nicht nur um eine reine „Vermessung der Welt“ – wie der gleichlautende Bestseller von Daniel Kehlmann über den Naturforscher –, sondern vor allem darum, die Natur zu begreifen.

Tiefes Verständnis für die Zusammenhänge in der Natur
Humboldt beschrieb die Natur als einen einzigen lebenden Organismus, den man sich wie ein dicht ineinander verwobenes Netz vorstellen muss, in dem vom kleinsten Insekt bis zum größten Baum alles miteinander seinen unverzichtbaren Platz hat, in dem alles einander spiegelt: „Im Grunde kehrt alles Große in der Welt auch im Kleinen wider, wenn man es nur erkennen will“. Geht ein Teil davon verloren, und sei er noch so klein und scheinbar unbedeutend, seien die Folgen fatal. Ein aktueller Beleg für Humboldts Erkenntnis wäre das erst seit Kurzem thematisierte Insektensterben, dessen dramatische Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem gerade ins öffentliche Bewusstsein dringen.

Erkenntnisse akribisch zu Papier gebracht: eine von Humboldt gezeichnete Studie (Bild: Natural History Mus / Mary Evans / picturedesk.com)
Erkenntnisse akribisch zu Papier gebracht: eine von Humboldt gezeichnete Studie

Was Alexander von Humboldt heute so aktuell macht, ist außerdem, dass er der Erste war, der von einem globalen Klima sprach, der vor den dramatischen Folgen von Abholzung und Monokulturen warnte. Wenn der Mensch so weitermache, werde er unweigerlich einen Klimawandel herbeiführen, der weitreichende Folgen für Natur und Mensch haben werde – so warnte der große Gelehrte bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Die Natur nicht vermessen, sondern mit dem Herzen erfahren
Alexander Humboldt war aber nicht nur der erste Klima- und Umweltschützer. Denn trotz seiner großen wissenschaftlichen Leistungen plädierte er auch dafür, sich der Natur nicht nur mit dem Verstand, mittels Daten und Vermessungen, sondern vor allem mit dem Herzen, den Gefühlen zu nähern, um deren Schönheit und Vollkommenheit zu erfahren.

Humboldt predigte Ehrfurcht vor der Natur und ihren Geschöpfen. (Bild: Natural History Mus / Mary Evans / picturedesk.com)
Humboldt predigte Ehrfurcht vor der Natur und ihren Geschöpfen.

„Die Natur muss gefühlt werden“, lautete Humboldts Aufforderung: Wer eine Blumenwiese nach einem sommerlichen Regenschauer bestaunen, riechen und fühlen, wer die Poesie von tanzenden Meereswellen auf sich wirken lassen kann, der, so Humboldt, vermag sich der Vollkommenheit der Natur anzunähern und wird alles tun, um sie zu schützen. Wer kann dem großen Naturforscher dazu widersprechen?

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