Mit Risiken verbunden

Israel zieht sich aus dem Süden Libanons zurück

Ausland
18.02.2025 10:28

Die israelische Armee ist laut Medienberichten bis auf fünf Posten in Grenznähe aus allen Teilen des Südlibanons abgezogen. Der Rückzug ist Teil einer wackeligen Waffenruhe mit der Terror-Miliz Hisbollah. Die territoriale Aufgabe birgt enorme Risiken.

Die libanesische Armee teilte mit, sie sei in von Israel geräumte Ortschaften nachgerückt. Das Militär nannte dabei die libanesischen Orte Abbasiya, Kfar Kila Marj Ajun, Adaissa, Markaba, Hula, Mais al-Jabal, Blida, Marun al-Ras, Jarun und Bint Jubail.

Die Waffenruhe, die Ende November nach einem Jahr des Kriegs zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah vereinbart worden war, sah unter anderem einen vollständigen Abzug der israelischen Truppen aus dem Libanon bis Dienstag vor. Die Frist wurde bereits einmal verlängert.

Furcht vor neuen Angriffen
Israel begründete den Verbleib in fünf Posten in Grenznähe damit, dass die libanesische Armee nicht schnell genug nachgerückt sei und damit ihre Verpflichtungen nicht erfüllt habe.

Die Stimmung im Libanon ist immer noch aufgeheizt. (Bild: IBRAHIM AMRO/AFP)
Die Stimmung im Libanon ist immer noch aufgeheizt.

Israel hat die Sorge, die Hisbollah könnte nach deren Rückkehr israelische Einwohner des Grenzgebiets angreifen, ähnlich wie die Hamas am 7. Oktober 2023. Im Grenzgebiet waren Tunnelsysteme der Miliz gefunden und zerstört worden. Rund 60.000 Einwohner des israelischen Nordens flohen während des Kriegs, die meisten davon sind nach Militärangaben bis jetzt nicht in die teilweise zerstörten Wohnorte zurückgekehrt.

Ein israelischer Militärsprecher sagte, die „vorübergehende Maßnahme“ sei mit der von den USA und Frankreich angeführten internationalen Kommission abgesprochen, die über die Einhaltung des Waffenruhe-Abkommens wachen soll und der auch Israel, der Libanon und die UN-Friedenstruppe UNIFIL angehören. Eine offizielle Bestätigung von dritter Seite gab es dafür nicht.

Rückzug gingen Drohungen voraus
Libanons mit der Hisbollah verbündeter Parlamentspräsident Nabih Berri hatte schon vor Ende der Waffenruhe betont, eine Verlängerung sei für die libanesische Regierung indiskutabel. Auch der neu ernannte Präsident Joseph Aoun hatte eine Einhaltung der Frist angemahnt und wollte Berichten zufolge am Dienstag eine offizielle Erklärung abgeben. Hisbollah-Chef Naim Qassem hatte den Israelis in einer Fernsehansprache gedroht: Sollten ihre Truppen über den 18. Februar hinaus im Libanon bleiben, handle es sich um eine Besatzung – und jeder wisse, „wie mit einer Besatzung umgegangen wird“.

Die libanesische Armee soll gemäß der Vereinbarung militärische Bewegungen der Hisbollah im Grenzgebiet verhindern. Die Miliz soll sich bis hinter den – etwa 30 Kilometer nördlich der Landesgrenze verlaufenden – Litani-Fluss zurückziehen. Auch dies ist nach israelischer Darstellung bisher nicht vollständig geschehen. Ein Hindernis dabei: Viele der Hisbollah-Anhänger stammen aus Grenzorten und leben dort normalerweise auch.

Nach dem von der Hamas angeführten Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 hatte die Hisbollah begonnen, den Norden Israels mit Raketen zu beschießen. Der Konflikt eskalierte im September 2024 und entwickelte sich zu einem blutigen Krieg zwischen der Schiiten-Miliz und dem jüdischen Staat, der im Libanon 4047 Menschen das Leben kostete und in Israel 76 Menschen.

Waffenruhe äußerst instabil
Die Vereinbarung zur Waffenruhe sah ursprünglich den Abzug der israelischen Truppen binnen 60 Tagen vor. Doch Israel veranlasste eine Verlängerung bis zum 18. Februar. Seit Inkrafttreten der Ende November vereinbarten Waffenruhe kam es von beiden Seiten zu Verstößen.

Aktiven Beschuss auf Israel gab es während der Waffenruhe nicht mehr. Libanons Armee warf Israel jedoch wiederholt Angriffe auf libanesisches Gebiet vor. Erst am Montagnachmittag wurde bei einem israelischen Angriff nahe der Küstenstadt Sidon nach Militärangaben ein Mitglied der Hamas getötet. Die Angaben der Konfliktparteien lassen sich unabhängig kaum überprüfen.

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