Grazer Auswanderer

Eine Geschichte von Schwarzenegger und Montreal

Steiermark
20.02.2025 11:00

Breites Lächeln und Kanada-Kappe: Im Grazer Operncafé ist Ferdinand Heinrich kaum zu übersehen. Der steirische Auswanderer ist für die Ski-WM in Saalbach von Kanada nach Österreich gereist. Mit der „Krone“ spricht er über sein Leben und Arnold Schwarzenegger.

„Ich glaube, heute würde ich nicht noch einmal nach Kanada gehen. Ich würde viel früher herausfinden, was ich wirklich will“, sagt Ferdinand Heinrich nachdenklich. Der 79-jährige Grazer ist vor knapp 60 Jahren ausgewandert. Seither lebt er in Montreal ein Leben, das viele bewundern.

Einmal um die Welt
Heinrich ist ein wahrer Weltenbummler: Sechs von sieben Kontinenten hat er bereits bereist, der achte soll schon bald folgen. „Zu meinem 80er im nächsten Jahr plane ich eine Reise in die Antarktis. Die fehlt mir noch“, erzählt der rüstige Pensionist.

Als er 1967 nach Nordamerika kam, machte er die Ausbildung zum Piloten. „Anfang der 70er-Jahre wurden aber keine Piloten gebraucht. Darum hab ich mich auf Business Administration eingelassen“, erinnert er sich zurück. Danach war er für diverse Fluglinien und später für Reiseveranstalter tätig. Mit dieser Arbeit konnte er seine Leidenschaft zum Beruf machen: „Reisen war für mich immer wichtig.“

Ferdinand Heinrich bei der Ski WM in Saalbach. (Bild: Pail Sepp)
Ferdinand Heinrich bei der Ski WM in Saalbach.

Von Graz bis Montreal 
Seine Kindheitstage verbrachte Heinrich in Graz. Lachend blickt er zurück: „Der Arnold Schwarzenegger ist in einer Klasse ein Jahr unter mir auf derselben Hauptschule gewesen.“ Die Wege der beiden Herren sollten sich aber schon bald erneut kreuzen. Nach der Lehre absolviert Heinrich seinen Grundwehrdienst beim österreichischen Bundesheer in einer Grazer Kaserne, Arnold Schwarzenegger war auch hier mit von der Partie.

Ob sich Schwarzenegger heute noch an den Kompagnon von damals erinnere? „Ich weiß nicht, ob mich der Arnold noch kennen würde. Aber wenn ich daran zurückdenke oder davon erzähle, kann ich darüber lachen“, sagt der 79-Jährige.

„Ich wollte einfach nur weg“
Nach seinem Militärdienst wusste Heinrich nicht so recht, was er mit sich anfangen sollte: „Die wollten, dass ich verlängere und dabei bleibe. Ich wollte aber einfach nur weg.“ Familiäre Beziehungen verschlugen ihn nach Kanada, wo ihn seine Tante willkommen hieß. Aus einem Besuch wurden ein paar Monate, ein Jahr, ein ganzes Leben. „Ich habe zu meinen Eltern gesagt, ich bleibe so lange in Kanada, bis sie mich besucht haben“, erinnert er sich zurück. Und bis es so weit war, fand Heinrich nicht nur einen Job, sondern auch die Liebe im fremden Land. 

„Ich habe immer Heimweh gehabt. Es hat 20 Jahre gedauert, bis das besser wurde.“ Für seine mittlerweile geschiedene Ex-Frau war es jedoch unvorstellbar, nach Österreich zu kommen. Gemeinsam zogen die beiden drei Söhne groß: „Meine Frau hat nur Französisch mit den Kindern gesprochen, ich nur Deutsch. Als Familie haben wir uns auf Englisch miteinander unterhalten.“ Bei der Frage, wie viele Sprachen er spricht, lacht Heinrich: „Das kommt immer ganz darauf an, wie viel ich getrunken habe.“

Zitat Icon

Das Reisen hält mich am Leben. Ich lerne so viel, da bleibe ich jung.

Auswanderer Ferdinand Heinrich 

Im Laufe des Gesprächs fischt er seine Geldtasche hervor und legt eine Visitenkarte auf den Tisch: „Da kann ich eine lustige Geschichte erzählen.“ Auf der Karte eines kanadischen Reiseveranstalters, die wie ein Gepäckanhänger aussieht, steht nicht der Name Ferdinand Heinrich, sondern Fred Heinrich. „Als ich in Kanada zu arbeiten begonnen habe, war mein Name immer zu lange. Ich hab ihn abgekürzt mit Ferd. Heinrich. Die Leute dachten, ich hätte mich verschrieben und so wurde aus mir ein Fred. Heute kennen mich in Montreal alle als Fred“, erzählt der Auswanderer.

Österreich zuerst, aber danach Kanada
Im Moment ist Heinrich auf Heimatbesuch in Österreich. Die Ski-WM in Saalbach hat ihn angelockt: „Ich war als Freiwilliger bei der WM. Das war so eine schöne Erfahrung.“ Heinrich war überall im Einsatz, wo er gebraucht wurde. Egal ob er im Mediencenter abservierte oder bei der Akkreditierung der Journalisten half, er war mit vollem Einsatz bei der Sache.

Der Auswanderer zeigt ein Bild von einer Reise nach Tahiti. (Bild: Jauschowetz Christian)
Der Auswanderer zeigt ein Bild von einer Reise nach Tahiti.

Sein persönliches Highlight waren natürlich die Goldmedaillen der Österreicher: „Das waren die schönsten Momente.“ Ob er die österreichischen Athleten oder die kanadischen anfeuerte, stand für ihn außer Frage: „Österreich kommt immer zuerst, aber ich konnte mich für zwei Nationen freuen.“

Die Ski-WM war für Heinrich aber nicht nur aus sportlicher Sicht wichtig: „Österreich ist das schönste Land auf der Erde. Dass diese tollen Bilder von Saalbach in die ganze Welt gesendet wurden, ist einfach ein Wahnsinn“, freut sich der Pensionist. 

„Das Alter ist nur eine Zahl“
Langweilig wird Heinrich auch in nächster Zeit nicht: „Ich arbeite immer noch für einen Reiseveranstalter und begleite zwei- bis dreimal jährlich Reisegruppen auf Schiffsreisen. Außerdem bin ich an zwei Tagen in der Woche in der VIP-Lounge am Flughafen Montreal als Barkeeper im Einsatz. Ich kann einfach nicht zu Hause sitzen.“ Und das mit fast 80 Jahren. Sein Geheimnis? „Das Reisen hält mich am Leben. Ich lerne so viel, da bleibe ich jung“, verrät er im Gespräch. 

Die Frage, ob er denn zurück nach Österreich kommen wolle, beantwortet er sehr schnell: „Wenn ich zurückkommen würde, würde ich nicht zu 100 Prozent hierher passen. So wie ich drüben auch nicht zu 100 Prozent reinpasse. Ich glaube, wir alle passen nirgends zu 100 Prozent.“ Danach fängt er sein Handy hervor und sucht ein Bild von Tahiti, über 20-mal war er bereits auf dieser Insel im Südpazifik. „Das nächste Mal treffen wir uns aber dort“, lacht er, lehnt sich zurück und blickt zufrieden aus dem Fenster. 

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Steiermark



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt