Commerzialbank-Prozess

Sechs Jahre Haft für Martin Puchers rechte Hand

Wirtschaft
18.02.2025 13:09

Commerzialbank-Prozess in Eisenstadt: Ex-Vorständin Franziska Klikovits muss für 6 Jahre und 4 Monate ins Gefängnis, während ihr ehemaliger Chef unbescholten daheim sitzen darf. 

Martin Pucher, zweifelsfrei der Hauptschuldige an der 800-Millionen-Pleite der Commerzialbank Mattersburg, der Mann, der Tausende Einlagekunden um ihre Ersparnisse brachte, hat es sich gerichtet – vor Gericht muss sich der 68-Jährige nämlich nicht verantworten. Laut Gutachten eines Psychiaters ist der Burgenländer nach zwei Schlaganfällen nicht verhandlungsfähig. Und wird es wohl nie sein: Man wird ihn irgendwann, hoffentlich noch lange nicht, als unbescholtenen Menschen zur letzten Ruhe betten.

59-Jährige bekennt sich schuldig
Den Stellvertreterkrieg am Landesgericht hat seine ehemals rechte Hand in der Commerzialbank, Franziska Klikovits, auszufechten. Die 59-Jährige hat den Mumm, sich auf die Anklagebank zu setzen und sich vollinhaltlich schuldig zu bekennen. Zu den Verbrechen der Veruntreuung, Untreue, betrügerischer Krida und Geldwäsche. Und sie entschuldigt sich bei den Kunden, die auch durch ihr Zutun einen millionenhohen Haufen Geld verloren haben.

Rechts der Unternehmer, der schuldig gesprochen wird. (Bild: HS, Krone KREATIV)
Rechts der Unternehmer, der schuldig gesprochen wird.

Beim Prozess am Landesgericht Eisenstadt geht es um einen Schaden von vergleichsweise läppischen 70 Millionen Euro. Neben Pucher und Klikovits sind drei mittlerweile pensionierte Unternehmer angeklagt. Das ungesetzliche Spiel funktionierte so: Pucher gewährte diesen zahlungsunfähigen Firmen Kredite. Die stellten Scheinrechnungen aus.

Schecks und Unterschriften gefälscht
Pucher gab ihnen Bargeld. Mit dem bezahlten sie die Raten – mit Geld, das es nie gab. Es wurden Unterschriften auf Schecks gefälscht. Als Gegenleistung sponserten die Unternehmer den Fußballverein SV Mattersburg, dem Pucher als Präsident vorstand. „Ich dachte, Pucher sponsert meinen Betrieb“, sagt der Erste des Trios, der zweieinhalb Jahre unbedingte Haft ausfasst. Die anderen Männer sind noch abzuurteilen.

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Sie hat sehr gut verdient, hatte aber keine Zeit, ihr Geld auszugeben. Das ist jetzt eh weg, weil auch sie das Konto bei der Commerzialbank gehabt hat.

Rechtsanwalt Johann Pauer vertritt Klikovits am Landesgericht

Klikovits hat beim Treiben ihres ehemaligen Chefs nicht nur zugeschaut. Sie machte auch aktiv mit. Etwa, indem sie den Unternehmern das Bargeld vorbeibrachte. Oder die fragwürdigen Kredite absegnete. Sie war zudem zuständig, dass die Bilanzen jeder Prüfung standhielten.

Mildernde Umstände
Bei einem Strafrahmen von bis zu 10 Jahren Haft fasst die Burgenländerin knackige 6 Jahre und 4 Monate aus. Mildernd wird berücksichtigt, dass sie sich vom ersten Tag an geständig verantwortet und zur Aufklärung der Causa beigetragen hat, wie auch der Oberstaatsanwalt festhält: „In meiner Laufbahn habe ich selten ein reumütigeres Geständnis gehört.“

Anwalt Johann Pauer streicht hervor, dass sich seine Mandantin nicht selbst bereichert hat. „Sie hatte nichts davon, außer, dass sie den Dreck von Martin Pucher wegräumen musste.“ Die Urteile sind nicht rechtskräftig. Und: Der große Commerzialbank-Prozess, bei dem wir dann über 800 Millionen Euro reden werden, der kommt noch.

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