„Krone“-Interview

Milow: „Ich wollte kein One-Hit-Wonder sein“

Musik
20.02.2025 06:00

Seine Hits wie „Ayo Technology“ und „You Don’t Know“ sind bis heute Ohrwürmer. Doch Milow beweist mit neuen Werken einmal mehr, dass er kein „One-Hit-Wonder“ sein will. Mit der „Krone“ sprach er über seine aktuelle Single, sein neues Album, seine Zeit an der Filmschule und die Herausforderungen als Musiker.

Jonathan Ivo Gilles Vandenbroeck, besser bekannt als Milow, feierte 2008 mit seiner Coverversion von „Ayo Technology“ (Original von Justin Timberlake und 50 Cent) seinen Durchbruch. Seitdem ist der leidenschaftliche Musiker fester Bestandteil der Musikszene und entwickelt sich stetig weiter. Nun erscheint mit „Boy Made Out of Stars“ sein mittlerweile zehntes Album. Das Werk umfasst 15 Titel, die auch neue Hörer dazu einladen sollen, Milows Musik für sich zu entdecken. Wir trafen den Künstler zusammen mit der Sängerin Florence Arman, mit der er seine aktuelle Single „Cast Aways“ aufnahm. 

„Dieses Album bringt mich zurück zu meinen Wurzeln. Ich mag den Gedanken, dass jemand, der meine Musik noch nie gehört hat, mit diesem Album anfangen kann und sofort versteht, wer ich bin“, erzählt der Sänger im Gespräch mit der „Krone“. Auch seine Familie spielt eine große Rolle auf dem Album – besonders sein verstorbener Vater, dem er einen Song gewidmet hat: „Mein Vater war wahrscheinlich derjenige, von dem ich meine musikalische Seite geerbt habe. Er war Singer-Songwriter, wenn auch nicht beruflich.“

Sein neues Album „Boy Made Out Of Stars“ kommt am 21. Februar.  (Bild: Kevin Zacher)
Sein neues Album „Boy Made Out Of Stars“ kommt am 21. Februar. 

Auf die Frage, ob ihm das Songwriting nach all den Jahren leichtfällt und welche Herausforderungen es gibt, zeigt sich der 43-Jährige nachdenklich: „Es gibt immer noch diese Unsicherheit – bei jedem Album. Jedes Mal, wenn ich ein neues Album schreibe, frage ich mich: ,Werde ich jemals wieder einen guten Song schreiben können?‘ Dieses Gefühl verschwindet nie ganz.“

Kein schlechtes Verhältnis zu alten Songs
Trotz dieser Unsicherheit treibt Milow seine Musik immer weiter voran. Vielleicht ist genau das der Schlüssel zum Erfolg – sich nicht auf Vergangenem auszuruhen, sondern sich immer wieder neu zu erfinden. Doch bedeutet das auch, sich bewusst von seinen eigenen Hits zu distanzieren? Nicht selten passiert es nämlich, dass alte Songs eines Künstlers, die er vielleicht nicht mehr so gerne hört, Jahre später auf TikTok und Co. ein zweites Leben bekommen: „Ehrlich gesagt hasse ich keinen meiner Titel. Natürlich liebe ich nicht alle gleich, und ich spiele einige der alten Nummern nicht mehr so oft, aber ich habe kein schlechtes Verhältnis zu ihnen.“

Ein Stück allerdings habe ihn besonders geprägt – und zugleich überschattet: „Ayo Technology.“ „Das ist wahrscheinlich der Song, der mich am meisten überschattet hat. Er hat mir so viele Türen geöffnet.“ Doch Milow blickt längst nach vorne, denn das neue Album zeigt, wie vielseitig er als Musiker geblieben ist. Besonders einige Lieder wie „Dancing To Sad Songs“ oder „Family Tree“ sind ihm davon ans Herz gewachsen. Aber der Song „Cast Aways“ ist für den Belgier ganz besonders. Nicht nur wegen der modernen, groovigen Klangfarbe, sondern auch wegen der besonderen Zusammenarbeit mit der Sängerin Florence Arman. 

Milow mit Sängerin Florence Arman.  (Bild: Ö3/Tom Wunderlich)
Milow mit Sängerin Florence Arman. 

Die Single entstand eher zufällig in Berlin: „Nach zwei Tagen im Studio trafen wir Florence in einer Bar. Ihr Bruder fragte: ‘Willst du hören, woran wir gearbeitet haben?‘ Sie fand den Song sofort cool – und so begann alles“, erinnert sich Milow. Auch für die 29-Jährige war es eine „wunderschöne Erfahrung“, wie sie erzählt. Die Chemie zwischen den beiden stimmte sofort – so sehr, dass Florence sogar mit auf Tour gehen wird. „Ich bin ein riesiger Fan ihrer Musik und glaube, dass mein Publikum sie genauso lieben wird“, schwärmt Milow.

Auch weiteren gemeinsamen Projekten steht nichts im Weg. „Never say never! Wir harmonieren so gut, dass ich mir durchaus vorstellen kann, in Zukunft mit Milow zu schreiben“, so die gebürtige Tirolerin. Selbst der aufwendige Videodreh zu „Castaways“ war für sie kein Problem: „Die Idee mit dem Cowboyhut und beide allein im kalten Ozean – das fand ich sofort cool. Ich dachte nur: Ja, genau so muss das Video aussehen!“ Im Gespräch mit beiden ist uns aufgefallen, dass das Video ein wenig an den Film „Cast Away – Verschollen“ mit Tom Hanks erinnert, doch eine direkte Inspiration sei es nicht gewesen, erklärte uns Milow: „Ich liebe es einfach, kleine popkulturelle Referenzen einzubauen – es gibt eine winzige Anspielung für aufmerksame Fans.“ Vielmehr dient der Ozean im Video als Metapher für zwei Menschen, die sich verlieren und wiederfinden.

Von der Filmschule geflogen
Dass Milow ein besonderes Auge für visuelle Details hat, kommt nicht von ungefähr – ursprünglich wollte er Filmregisseur werden. „Ich war ein gescheiterter Filmstudent. Ich habe ein Jahr Film studiert, dachte, ich würde das vier Jahre lang machen, aber die Schule meinte dann: ‘Nein, das funktioniert nicht für uns.‘ Also bin ich durchgefallen.“ Doch letztlich fand er seine kreative Erfüllung in der Musik – und seine „Rache“ bestand darin, trotzdem Musikvideos zu drehen. Für sein neues Album entstanden gleich 15 Videos. Ob in Bildern oder Songs – Milow steckt viel Herzblut in seine Kunst.

Doch worauf ist er in seiner langen Karriere eigentlich am meisten stolz? „Ich wusste lange nicht, ob es jemals klappen würde mit der Musik“, erzählt er. Sein Durchbruch kam erst mit 27 – nach zehn Jahren harter Arbeit in Bars vor kleinem Publikum. Als es dann endlich so weit war, hatte er nur einen Gedanken: „Bitte lass es länger dauern als diesen kurzen Moment!“ Also schrieb er weiter, veröffentlichte sein zweites Album – und wollte vor allem eines beweisen: dass er kein One-Hit-Wonder ist. Und wenn man ihn heute fragt, worauf er wirklich stolz ist, sagt er: „Dass ich immer noch hier bin – und dass die Menschen sich noch für meine Musik interessieren.“

Und so bleibt sich der Künstler aber auch treu: Immer in Bewegung, mit neuer Musik, neuen Geschichten – und längst mehr als nur ein One-Hit-Wonder.
Wer spätestens jetzt im Milow-Fieber ist, der kann sich freuen, denn im November sollte der Belgier bei uns in Wien spielen. Für die ganz ungeduldigen Fans: Er ist dieses Jahr auch bei der „Starnacht am Neusiedlersee“ am 6. und 7. Juni live zu sehen. Tickets gibt es unter www.oeticket.com – schnell sein lohnt sich!

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