Vom „Eselspapst“ bis zur wütenden Hofratsköchin: Warum wir uns zur Faschingszeit zum Narren machen und auf Krapfen abfahren, erklärt uns der steirische Brauchtumsexperte Karl Veitschegger.
Um den Faschingskrapfen rankt sich eine amüsante Legende: Die Hofratsköchin Cäcilie Krapf, so erzählte man sich, soll sich bei einem Streit so über ihren Mann geärgert haben, dass sie einen Batzen Germteig nach ihm schmiss. Der landete aber nicht auf dem Gatten, sondern zischend in einem Topf mit heißem Fett – damit ward der Krapfen geboren.
Brauchtumsexperte Karl Veitschegger schmunzelt darüber, kennt aber den wahren Grund, warum der Krapfen zum kulinarischen Botschafter der Faschingszeit wurde. „Früher wurde die Fastenzeit sehr ernst genommen“, schildert der Steirer. „Das heißt, keine tierischen Produkte wurden gegessen, keine Feste gefeiert, keine Hochzeit gehalten.“
Deswegen wurde alles kompakt in die Vor-Fastenzeit gepackt! „Im Februar, wo ja auch die Arbeit der Bauern verstärkt ruhte, fanden viele Hochzeiten statt. Viele Feste, wie heute noch die Bälle. Und weil man die tierischen Produkte aufbrauchen musste, wurde eben der Krapfen aus Eiern und viel Schmalz ,erfunden’.“ Der auch viel Energie gab für die anstrengenden winterlichen Holzarbeiten.
Anbetung des Gottes Saturn
Warum aber die Masken? „Das kann schon Wurzeln in den römischen Saturnalien haben. Im Rahmen der Ehrerbietung für den Gott Saturn wurden in der Winterzeit Rollen getauscht, der Sklave wurde zum Herren, reiche Damen zu Dienerinnen. Da wurde man dann auch für einen Tag zu jemand ganz anderem, konnte auch seine Meinung sagen. Könige hatten ja auch den Narr, der die Wahrheit sagte.“
Das Bedürfnis, für kurze Zeit in die Rolle eines anderen zu schlüpfen, ist Jahrtausende alt. Und im Fasching immer noch ungebrochen.
Brauchtumsexperte Karl Veitschegger
Freilich – unangenehme Wahrheiten können mit einem bösen Erwachen einhergehen, „daher machte man sich gerne mit einer Maske unkenntlich“. In den Klöstern wurde diese Art der Verkleidung auch betrieben: „Da wurde dann der kleine Mönch zum Narrenabt oder ,Eselspapst’, der alles sagen durfte.“ Das Wort Maskerade habe seinen Ursprung im Arabischen:, „Maskhara bedeutet Spott, Verhöhnung“.
Viele Steirer lieben den Fasching. Der ja auch eine Auszeit aus dem Alltag mit sich bringt.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.