Burn-out statt Herzinfarkt: Wer an psychischen Problemen leidet, soll künftig schon am Arbeitsplatz Erste Hilfe bekommen. Ein Programm von pro mente schult Mitarbeiter, Obacht auf die Kollegenschaft zu geben. Vorreiter ist der Faserkonzern Lenzing AG, der einen Mehrwert für die Mitarbeiter, aber auch für die Unternehmen sieht.
In der modernen Arbeitswelt gewinnt das Thema zunehmend an Bedeutung: Immer mehr Unternehmen erkennen, dass nicht nur die körperliche, sondern auch die mentale Fitness ihrer Beschäftigten ein entscheidender Faktor für den Unternehmenserfolg ist. Der Faserkonzern Lenzing AG gehört zu den Vorreitern und setzt auf das Programm „Erste Hilfe für die Seele“ von pro mente – ein Projekt, das Menschen befähigt, in psychischen Notlagen richtig zu reagieren und Betroffene zu unterstützen.
Tabus werden gebrochen
Lange Zeit waren psychische Erkrankungen in der Arbeitswelt ein unausgesprochenes Tabuthema. Doch mit steigenden Belastungen und wachsendem Bewusstsein rückt die mentale Gesundheit immer mehr in den Fokus. „Seelische Belastungen sind ebenso verbreitet wie körperliche Erkrankungen. Depressionen, Suchterkrankungen oder Angststörungen können jeden treffen. Deshalb braucht es fundiertes Wissen und das richtige Handwerkszeug, um in Notlagen angemessen zu reagieren“, sagt Andrea Viertelmayr, Projektkoordinatorin und Instruktorin für „Erste Hilfe für die Seele“ bei pro mente.
Konzern sieht mentale Gesundheit als Unternehmenswert
Die Lenzing AG hat das Programm bereits in den Arbeitsalltag integriert. „Wir wollen nicht nur unsere körperliche, sondern auch unsere psychische Gesundheit stärken“, heißt es. Das Ziel: Mitarbeiter sensibilisieren, frühzeitig Anzeichen psychischer Belastungen erkennen und Betroffene unterstützen.
Durch das umfassende Angebot von pro mente OÖ soll das gesamte Arbeitsklima profitieren. „Eine richtige Reaktion auf eine psychische Erkrankung ist genauso wichtig wie das Wissen um eine Herzdruckmassage“, betont Viertelmayr.
So funktioniert das Programm „Erste Hilfe für die Seele“
Das Programm umfasst praxisnahe zwölfstündige Seminare, in denen Teilnehmerinnen lernen, Signale psychischer Erkrankungen zu deuten und angemessen zu reagieren. „Dazu gehört es, aufeinander zuzugehen, das Gegenüber nicht zu bewerten und sich der eigenen Grenzen bewusst zu sein“, erklärt Viertelmayr. Ergänzend dazu gibt es individuelle Beratungen für Mitarbeiterinnen, psychologische Unterstützung durch Expert*innen vor Ort und Workshops zu Themen wie Burnout-Prävention und Stressmanagement.
Erste Erkenntnisse zeigen, dass sich diese Investition auch für die Unternehmen lohnt: weniger Krankenstände, eine gesteigerte Produktivität und eine höhere Attraktivität als Arbeitgeber.
Die Zeit der Jugend bringt viele emotionale Momente mit sich – sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Um Herr über die eigene Gefühlslage zu bleiben, muss der richtige Umgang damit gelernt sein.
Soziallandesrat Christian Dörfel, ÖVP
Psychische Gesundheit auch bei Jugendlichen fördern
Allerdings wird das dieses Tabuthema nicht nur am Arbeitsplatz verstärkt behandelt. Das Jugendressort des Landes Oberösterreich setzt früh an, um junge Menschen mental zu stärken. Workshops wie „Ich schau auf mich“ oder „GROW – Mentale Gesundheit & Resilienz stärken“ helfen Jugendlichen, Herausforderungen zu bewältigen und psychische Belastungen frühzeitig zu erkennen.
Die Initiative „Erste Hilfe für die Seele“ wurde 2023 mit dem österreichischen Gesundheitskompetenzpreis ausgezeichnet und gilt als Vorzeigemodell für den präventiven Umgang mit psychosozialen Herausforderungen. Bisher wurden rund 6000 Ersthelfer in Österreich ausgebildet – davon 1500 allein in Oberösterreich.
Soziallandesrat Christian Dörfel sagt zu dieser Initiative, die vom Land Oberösterreich unterstützt wird: „Die Zeit der Jugend bringt viele emotionale Momente mit sich – sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Um Herr über die eigene Gefühlslage zu bleiben, muss der richtige Umgang damit gelernt sein.“
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