Ein letztes Mal

Heidi Haschek geht in Opernball-Regie-Pension

Unterhaltung
22.02.2025 06:00

Seit 1999 rückt die Klosterneuburgerin Heidelinde Haschek das alljährliche Monsterprojekt Opernball als Regisseurin für den ORF ins rechte Licht. Nach einem Vierteljahrhundert geht sie mit 28. Februar in Staatsgewalze-Pension. Für die „Krone“ erinnert sie sich im Gespräch an technische Probleme, Kooperationen und einen ganz besonderen Sekt mit Brooke Shields.

So ganz ohne Wehmut wird der letzte Einsatz am 27. Februar nicht über die Bühne gehen, das ist Heidelinde Haschek bewusst. Zum 25. und allerletzten Mal wird sie für den ORF die Regie des Opernballs leiten. Das Staatsgewalze verfolgen alljährlich rund 1,5 Millionen Menschen im TV und es mit nichts anderem zu vergleichen, wie sie der „Krone“ im Interview erzählt. „Ich kenne sonst keine Sendung, wo rund fünf Stunden live gesendet wird und es ein so großes Gewusel am roten Teppich gibt. Bei den Oscars oder anderen großen Events bleiben die Stars stehen, aber beim Opernball stürmen sie einfach rein. Das ist ein völlig anderer Zugang.“ Im Laufe ihrer bunten Karriere hat Haschek so Unterschiedliches wie verschiedene „Starnächte“, den „Life Ball“ oder die „Dancing Stars“ ins rechte Licht gerückt, doch nichts ist mit der Intensität und dem Glamour des Opernballs zu vergleichen.

Im Sinne des Publikums handeln
Die Opernball-Karriere der Klosterneuburgerin begann bereits 1979 – dort tanzte sie als Debütantin. 20 Jahre später übernahm sie erstmals die Regie für den Opernball und hielt ihm die Treue. „Ich habe sehr viele verschiedene Direktoren und Ballorganisatoren erlebt. Es war immer etwas Anderes und etwas Neues. Es wurden ständig neue Ideen gesponnen und wir haben versucht, sie für das Fernsehen so gut wie möglich umzusetzen. Ich habe mit den Organisatoren immer eng zusammengearbeitet. Welche Räume sind wichtig? Welche Geschichten sollen wir erzählen?“ Der Einfluss von Haschek und ihrem Team ist größer, als so mancher von außen wahrnehmen würde. „Man handelt immer im Sinne des Publikums, aber ja, wenn ich jemanden nicht zeigen möchte, dann wird er nicht gesendet. Ich stelle mir aber immer die Frage, was ich daheim vor dem Fernseher sehen möchte – in einer Fünf-Stunden-Sendung muss man gut koordiniert sein.“

Haschek mit Kameramann Wolfgang Hirschl und Kamerafrau Marion Steiner im Ballettsaal der Oper. (Bild: ZvG)
Haschek mit Kameramann Wolfgang Hirschl und Kamerafrau Marion Steiner im Ballettsaal der Oper.

Haschek baut beim Opernball auf ein Team von rund 100 Menschen, ohne die nichts gehen würde. So gut eingespielt alle Mitarbeiter auch sind, die Wiener Staatsoper als Übertragungsort stellt sie alljährlich vor besondere Herausforderungen. „Es gibt einerseits natürlich ein budgetäres Limit, andererseits ist die Oper ein altes Gebäude, das für die Funkstrecken zum Senden immer schwierig ist. Wir hatten auch mal einen groben Ausfall und mussten dann auf die Kameras mit Kabel setzen, das war schon schweißtreibend.“ Als Verantwortliche muss ihr der richtige Spagat gelingen. Man will einerseits die Prominenz, aber auch den imperialen Glamour abseits der großen Namen sehen. „Da muss das ganze Team auch sattelfest sein. Wir müssen die Promis und die Politiker kennen, die Jüngeren und die Älteren. Es gibt den Promi-Teil und den kulturellen Teil. Interviews, die Tänze, die Logen – alles muss gezeigt werden.“

Kompromisse finden
Die Opernball-Übertragung im ORF separiert sich auf die drei Teile „Ankunft der Gäste“, „Die Eröffnung“ und „Das Fest“ – fünf Stunden Liveschalte bedeuten für Haschek aber ein ganzes Jahr Vorbereitung. „So richtig los geht es immer ab dem September vor dem nächsten Opernball“, präzisiert die 64-Jährige, „aber eigentlich ist der Tag nach dem Opernball jener Tag, wo es bereits wieder mit dem neuen losgeht.“ Die Schwierigkeiten bei der Übertragung sind vielseitig. Manchmal verhindert der Bau- und Denkmalschutz der Staatsoper Innovationen, manchmal scheitert man an den Lichtverhältnissen. „Natürlich wollen alle im Ballsaal eine schöne Lichtstimmung haben, für das Fernsehen ist das aber zu wenig, da muss es heller sein. Wir haben es aber bislang immer geschafft, einen guten Kompromiss zu finden.“

Ein Gruppenfoto mit den Aufnahmeleitern und Floormanagern des Wiener Opernballs. (Bild: ZvG)
Ein Gruppenfoto mit den Aufnahmeleitern und Floormanagern des Wiener Opernballs.

Trotz all der Vorbereitungen und Planungen bleibt bei einer Opernball-Liveschalte auch sehr viel Raum für Spontanität – gezwungenermaßen. „Manchmal verlieren sich der Reporter und der Kameramann im Gewusel. Dann lässt sich auch nicht immer sagen, wann welche Interviews stattfinden. Man muss adaptiv sein, agieren und reagieren können.“ Jeder Opernball ist für Haschek etwas Besonderes. „Man fährt nicht oft um 14 Uhr mit dem Ballkleid in die Oper, das ist definitiv kein normaler Arbeitstag. Am Nachmittag ist auch noch ein bisschen Zeit, um die Atmosphäre aufzusaugen, weil außer meinem Team, den Technikern und Leuten von der Oper noch niemand da ist. Man spürt, dass etwas Großartiges passiert, überall duftet es und alles ist wunderschön hergerichtet.“

Wehmut nicht ausgeschlossen
Wer genau nachrechnet, kommt von 1999 bis 2025 auf 27 Opernbälle – doch 2021 und 2022 fiel das prestigeträchtige Event den Corona-Bestimmungen wegen ins Wasser. So beendet Haschek ihre Regietätigkeit tatsächlich mit einem Jubiläum und unzähligen tollen Erinnerungen. Etwa als Richard Lugners Stargast Brooke Shields 2016 die Flucht in den Fernsehübertragungswagen antrat. „Sie ist der Veranstaltung entfleucht und wir haben mit ihr zusammen Sekt getrunken. Wir hatten zum Glück zwischen Eröffnung und dem Fest gerade eine Viertelstunde Pause, das war wirklich lustig.“ Der Tod von „Mörtel“ Lugner wird dem Opernball zumindest langfristig nicht schaden, hofft Haschek. Ihre Nachfolgerin Fabienne Pinter wird schon seit längerem eingeschult. Wie sehr sie die Veranstaltung im nächsten Jahr vermissen wird, weiß die 64-Jährige noch nicht. Eines ist aber sicher: „Ich schaue mir den Opernball dann nicht im Fernsehen an. Da wäre die Wehmut dann wohl zu groß.“

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