Papst Franziskus

Ein Kämpfer für Arme und gegen Kirchenfürsten

Ausland
21.04.2025 10:13

Auf dem gesamten Erdball erklangen dumpfe Glocken, in Rom flossen viele Tränen: Das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Franziskus, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Jose Mario Bergoglio galt als bescheiden und der Kurie gegenüber kritisch. Viele Gläubige vermissten Reformen.

Dumpfes Glockengeläut in der Ewigen Stadt. Gläubige, die in Kirchen und vor den Fernsehschirmen zum Gebet innehalten. Menschen, die sich auf dem Petersplatz weinend in den Armen liegen: Papst Franziskus ist tot! Die katholische Kirche muss Abschied nehmen von ihrem Oberhaupt, Rom von seinem 266. Bischof, der Vatikan vom Regierungschef.

Jorge Mario Bergoglio schloss im Alter von 88 Jahren für immer seine Augen. Vom Vatikan kam die offizielle Bestätigung: „Wir müssen mit großer Traurigkeit mitteilen, dass der Heilige Vater von uns gegangen ist.“

Papst Franziskus bei einer Ostermesse (Bild: AFP)
Papst Franziskus bei einer Ostermesse

Lungenprobleme seit seiner Jugend
Der gebürtige Argentinier war seit 2013, als sein Vorgänger Benedikt XVI. sich zurückgezogen hatte, Papst. Er hatte seit Jahren unter gesundheitlichen Problemen gelitten, bereits in seiner Jugend musste ihm der obere Teil des rechten Lungenflügels entfernt werden. Im Februar 2024 musste der Pontifex wegen einer polymikrobiellen Atemwegsinfektion und einer Lungenentzündung in die Gemelli-Klinik in Rom gebracht werden.

„Papa Francescos“ Leben
Bescheiden und der Kurie gegenüber kritisch

Rückblick auf ein bewegtes Leben: Papst Franziskus wurde am 17. Dezember 1936 am „anderen Ende der Welt“, im argentinischen Buenos Aires, geboren. Er war damit der erste Mann in Weiß seit dem 8. Jahrhundert, der nicht aus Europa stammte. Der Sohn italienischer Auswanderer schloss zunächst eine Chemietechnik-Lehre ab und arbeitete als Türsteher und Hausmeister, bevor er sich mit 21 Jahren dazu entschloss, Priester zu werden.

Jesuit, Kardinal und mit 76 Jahren Papst
1958 trat er dem Jesuitenorden bei und studierte zunächst Geisteswissenschaften in Chile. Nach seiner Rückkehr nach Argentinien widmete er sich dem Philosophie- sowie Theologiestudium und empfing 1969 die Priesterweihe. Nach Jahren als Weihbischof, Bischof und Erzbischof wurde der Armen-Seelsorger im Jahr 2001 zum Kardinal ernannt.

Klicken Sie sich durch das bewegte Leben des Papstes:

Papst Franziskus als junger Mann (Bild: Reuters)
Papst Franziskus als junger Mann
Für wenige Jahre lebten zwei Päpste in Rom: Benedikt XVI. und Franziskus. (Bild: AP/Copyright 2016 The Associated Press. All rights reserved. This material may not be published, broadcast, rewritten or redistribu)
Für wenige Jahre lebten zwei Päpste in Rom: Benedikt XVI. und Franziskus.
Franziskus mit Queen Elizabeth II. und Prinz Philip im Jahr 2014 (Bild: AFP)
Franziskus mit Queen Elizabeth II. und Prinz Philip im Jahr 2014
Papst Franziskus mit dem österreichischen Kardinal Christoph Schönborn (Bild: zVg)
Papst Franziskus mit dem österreichischen Kardinal Christoph Schönborn
Zuletzt hatte der Papst mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, erlitt eine Lungenentzündung. (Bild: EPA)
Zuletzt hatte der Papst mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, erlitt eine Lungenentzündung.

Dass er nach dem Rücktritt von Benedikt XVI. auch Pontifex werden würde, ahnte niemand: Mit 76 Jahren schien er schlicht zu alt dafür zu sein. Dennoch erhielt Bergoglio im Konklave von 2013 nach mehreren Wahlgängen die Mehrheit der Stimmen und begrüßte mit den Worten „Buona sera“ („Guten Abend“) als neuer Bischof von Rom die Tausenden Gläubigen vor dem Petersdom. Eine unübliche und richtungsweisende Geste.

Sein Name geht auf Franz von Assisi zurück
Richtungsweisend insofern, als mit der unorthodoxen „Antrittsrede“ der Weg seines Pontifikats vorgezeichnet schien: Franziskus, dessen Papstname auf den „Tierheiligen“ Franz von Assisi zurückgeht, stellte sein Wirken in den Dienst von schwächeren Gesellschaftsschichten und Randgruppen. Schon als Bischof von Buenos Aires hatte er Armenviertel besucht. Allein, zu Fuß.

Der Kampf für mehr soziale Gerechtigkeit begleitete den mitunter forsch auftretenden Mann auch während seiner Amtszeit im Vatikan. Er besuchte Obdachlose, wusch Gefängnisinsassen demütig die Füße. Handlungen, die man von seinen Vorgängern nicht kannte.

Auch seine Bescheidenheit hob „Papa Francesco“ von den meisten anderen Kirchenchefs ab: Anstatt in den Apostolischen Palast umzuziehen, blieb er im vatikanischen Gästehaus wohnen. Sein eisernes Brustkreuz tauschte er nicht gegen ein goldenes, seine schwarzen orthopädischen Schuhe nicht gegen die päpstlichen roten.

Das Leben des Jorge Mario Bergoglio

  • Papst Franziskus wurde am 17. Dezember 1936 als Jorge Mario Bergoglio im argentinischen Buenos Aires geboren.
  • Der Pontifex hatte vier jüngere Geschwister.
  • Er war Bischof in Buenos Aires und später auch Kardinal.
  • Franziskus sprach mehrere Sprachen, darunter Italienisch, Spanisch, Deutsch, Englisch, Französisch und Portugiesisch.
  • Der Argentinier wurde am 13. März 2013 zum Pontifex gewählt. Damit war Franziskus der erste Papst seit mehr als 1000 Jahren, der nicht in Europa geboren wurde. Dass er dem Jesuitenorden angehörte, war ebenfalls eine Premiere.
  • Franziskus sprach sich zeitlebens für eine „arme Kirche für die Armen“ aus. Ein wichtiges Anliegen war dem Geistlichen auch die Umwelt. Als der Papst einen alten Renault 4 geschenkt bekam, verzichtete er auf das „Papamobil“ und ließ sich stattdessen in dem Gebrauchtwagen chauffieren.
  • Die erste Reise nach seiner Wahl führte den Mann in Weiß auf die Flüchtlingsinsel Lampedusa, wo er die Gleichgültigkeit der Europäer anprangerte.
  • Zeitweise lebten zwei Päpste im Vatikan – Franziskus und sein mittlerweile ebenfalls verstorbener Vorgänger Benedikt XVI.
  • Österreich besuchte er nie – am nächsten kam er unserem Land, als er 2024 nach Triest reiste. 

Papst hielt eisern an Kirchen-Dogmen fest
Dass er römischen Würdenträgern bisweilen die Leviten las und ihnen gewohnte Privilegien und Luxus wegnehmen wollte, brachte viele in der Kurie gegen ihn auf. Sträuße focht Franziskus auch mit allzu reformfreudigen deutschen Bischöfen aus, denen er mehrmals scharfe Rügen erteilte. Und viele Gläubige stießen sich am Umgang des Papstes mit Missbrauchsfällen und seinem Festhalten an jahrhundertealten Dogmen.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt