Ein erst 14-jähriger Jugendlicher plante ein Blutbad am Wiener Westbahnhof – inspiriert vom IS. Über TikTok soll er sich radikalisiert haben, Skizzen eines Anschlags waren bereits angefertigt. Doch die Anwältin des „Milchbubis“, Anna Mair, hat den Eindruck: „Grundsätzlich ist er ein unauffälliges Kerlchen ...“
„Mein Mandant hat absolut keine religiöse Vergangenheit. Er hat sich im vergangenen Sommer auf TikTok radikalisiert“, erklärt Mair am Mittwoch im Gespräch mit der „Krone“. Laut Anwältin sei der 14-Jährige ein unauffälliges Kerlchen. Doch der Eindruck täuscht: Der Wiener mit türkischen Wurzeln soll ein Blutbad auf dem Wiener Westbahnhof geplant haben – inspiriert vom IS.
Denn dass es sich bei dem Vorhaben um keine Hirngespinste im Kinderzimmer gehandelt hat, zeigt allein die Tatsache, was der junge Bursche in seiner Hosentasche trug: ein Messer mit einer Säge und einer fünf Zentimeter langen Klinge. Sofort wurden Erinnerungen an jenen 16-Jährigen wach, der am 11. September 2022 ein Messermassaker auf dem Hauptbahnhof geplant hatte.
Monate hinweg auf TikTok radikalisiert
Aber zurück zum 14-Jährigen, dessen Fall nur wenige Tage nach dem Terror-Horror von Villach schockiert. Zuerst postete der Bursch quasi als U-Boot seine Storys und Videos mit islamistischem Gedankengut auf zig TikTok-Profilen. Beamte der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) bekamen einen Tipp eines befreundeten Nachrichtendienstes und kamen relativ schnell auf die Identität des jungen IS-Fanatikers.
Mit einer Festnahmeanordnung (Verdacht der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung bzw. kriminellen Organisation) der Staatsanwaltschaft Wien im Gepäck marschierten Staatsschützer und Beamte der Spezialeinheit WEGA am 10. Februar in die elterliche Wohnung des Burschen im 18. Bezirk und nahmen den 14-Jährigen fest.
Skizzen von Westbahnhof angefertigt
Er hatte offenbar Großes vor. Sichergestellte handschriftliche Skizzen zeigen ein großes Gebäude mit der Aufschrift Westbahnhof, ebenso Strichmännchen mit Macheten und Maschinengewehren, die Passanten und Polizisten töten.
Auf einer weiteren Zeichnung war die Anleitung für die Herstellung eines Zünders für eine Bombe skizziert. Das dazu passende Material entdeckten die Beamten im Kellerabteil des Wohnhauses – Aluminiumrohre, Tischbeine, Panzertape.
Letztlich dem IS zugewandt
Eigentlich befand sich der Bursche gerade im Endspurt seiner Mittelschulausbildung und wollte eine Lehre beginnen. Jetzt sitzt er stattdessen in U-Haft. Er habe sich am Ende des Tages dem IS zugewendet, sagt Mair – weil der für ihn „Stärke“ ausdrücke.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.