Stimmungbild in Bayern

„Die Politik ist auch bei uns ein Trauerspiel“

Salzburg
20.02.2025 07:00

Der Ruck nach rechts, Sicherheitssorgen, die schwächelnde Wirtschaft: Mit unseren „liebsten Nachbarn“ verbindet uns viel. Ein Stimmungsbild aus bayrischen Grenzstädten kurz vor der Wahl.

Beim Bäcker schräg gegenüber der Kirche in Freilassing wird gerade heftig diskutiert. Das politische Hin und Her regt vor der Wahl am Sonntag auch an der Grenze auf. „Es geht um viel“, meint eine Einheimische. „Wer Merz wählt, wählt den Krieg“, so ihre klare Position gegen die Ukraine-Politik der Union.

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Die Zeiten sind schwierig. Die Leute haben viele Sorgen. Ich wünsche mir wieder ein besseres Deutschland.

(Bild: Markus Tschepp)

Marie Koch, Laufen

Freilassing wird noch als sicheres Pflaster eingestuft. Aber die Sorgen werden mehr. Auch zum Thema Migration. Es geht den Bayern nicht um den syrischen Bäcker oder die philippinische Pflegekraft, aber um den illegalen Zustrom.

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Das Leben ist auch in Deutschland zu teuer. Ich möchte später einmal ein eigenes Haus haben und nicht mein Leben lang in Miete sein.

(Bild: Markus Tschepp)

Theresia Klinger aus Teisendorf

Manche trauen der AFD bessere Lösungen zu, sprechen aber höchstens hinter vorgehaltener Hand. „In Österreich ist das mit der FPÖ ja ähnlich“, solidarisiert man sich an der Grenze. Eine höhere Sensibilität gegenüber rechten Gedanken, die Deutschland immer pflegte, sei mittlerweile dahin, meinen Gegner.

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Es ist schwer abzuschätzen, wie die Wahl ausgehen wird. Ich glaube aber, dass die Union vorne sein wird.

(Bild: Markus Tschepp)

Martin Gröschl, Freilassing

Vertrauensverlust auf beiden Seiten der Grenze
Und es gibt noch eine Parallele zu den Ösis: „Die Politiker könnten wenigstens halten, was sie sagen.“ Der Vertrauensverlust sei immens. Nach der Münchner Sicherheitskonferenz mit umstrittenen Worten des US-Vizepräsidenten wiegt das noch schwerer: „Unsere Politiker machen das, was die USA sagen. Selbst haben sie gar keine Meinung mehr. Das ist ein Trauerspiel“, grantelt ein Kunde an der Kassa.

„Die Wirtschaft muss dringend wieder anziehen“, ergänzt Daniel Huemer, Unternehmer in der Freilassinger Fußgängerzone. Nicht nur er bekam in den letzten Monaten verstärkt zu spüren, dass die Menschen sparen. Die Straße wirkt am Mittwochvormittag verlassen. „Ich sehe Freilassing als Tor zu Salzburg. Ohne diese Nähe wäre ich nicht hier geblieben“, meint eine Frau, die eigentlich aus Norddeutschland kommt, im Vorbeigehen.

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Ich will keine Panikmache-Themen. Zentral ist, dass wir die Wirtschaft wieder ankurbeln müssen. Die Leute sparen, das merkt man.

(Bild: Markus Tschepp)

Daniel Huemer, Unternehmer aus Freilassing

Wohnkosten explodieren, Sorge um Pensionen
Und auch beim Wohnen ist der bayrische Grenzraum längst keine Insel der Seligen mehr: Die Kosten explodierten zuletzt. „Jeder muss in Miete wohnen. Wir wollen uns auch noch etwas aufbauen können“, meint Theresia Klinger, stellvertretend für wohl alle junge Menschen. Die ältere Generation reiht sich in den Kanon der vielen Sorgen ein. In Deutschland gilt bereits 67 als Pensionsantrittsalter. „Das ist eine Katastrophe“, ist eine Verkäuferin enttäuscht und erhofft sich von der Politik gar nichts mehr.

Die Prognose für Sonntag: „Im Grenzraum wird die traditionell starke Union gewinnen“, so ein Passant. Eine Hochburg der AFD will er nicht sein.

Porträt von Salzburg-Krone
Salzburg-Krone
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