Wichtig für Laien

Verletzt durch Messer: So helfen Sie am besten

Österreich
20.02.2025 14:58

Wie lange ist Ihr letzter Erste-Hilfe-Kurs her? Hätten Sie gewusst, wie Sie als Laie etwa zuletzt beim Attentat in Villach den Opfern am besten geholfen hätten? Was bei Verletzungen durch Messer zu tun ist? Wir haben die Wiener Berufsrettung um Aufklärung gebeten!

Messer sind Werkzeuge, die man schnell zur Hand hat. Dementsprechend rasch können sie auch zu Waffen werden, zeigen immer wieder brutale Angriffe in ganz Österreich – und zuletzt in Villach (Kärnten). Stellen Sie sich vor, Sie sind unterwegs, zum Einkaufen vielleicht, und kommen dann zu so einem Attentat, sichtlich verletzte Personen liegen auf dem Boden. Was tun?

Das Wichtigste ist die eigene Sicherheit!“, betont Dr. Daniel Grassmann, Oberarzt bei der Berufsrettung Wien: „So sehr man helfen möchte – bevor man sich nähert, muss man sich sicher sein, dass keine Gefahr für einen selbst besteht.“

Hat man z. B. eine Auseinandersetzung beobachtet, „dann bitte zuerst sicherstellen, dass sich die Angreiferin oder der Angreifer entfernt hat“. Erst, wenn man sich sicher ist, dass keine Gefahr besteht, sollte man sich der verletzten Person nähern.

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Das Wichtigste ist die eigene Sicherheit! So sehr man helfen möchte – bevor man sich nähert, muss man sich sicher sein, dass keine Gefahr für einen selbst besteht.

(Bild: Markus Hechenberger)

Oberarzt Dr. Daniel Grassmann, Berufsrettung Wien

Wie erkennt man nun, um welche Verletzungen es sich handelt, ob die Waffe eben ein Messer war? „Typische Hinweise auf eine Verletzung mit einem scharfen Gegenstand sind sichtbare Stich- oder Schnittwunden, starke Blutungen oder Blutlachen in der Nähe der verletzten Person“, erklärt Grassmann.

Natürlich könnten auch ein herumliegendes Messer oder andere Spuren eines Angriffs darauf hindeuten. „Weitere Hinweise sind Schmerzäußerungen der betroffenen Person oder ein erkennbar schlechter Allgemeinzustand.“

Dass jeder in die Situation kommen kann, ein Helfer zu werden, zeigte zuletzt das Messerattentat am 15. Februar in Villach (Kärnten). (Bild: APA/GERD EGGENBERGER)
Dass jeder in die Situation kommen kann, ein Helfer zu werden, zeigte zuletzt das Messerattentat am 15. Februar in Villach (Kärnten).

Harmlos oder nicht
Wann sind Messerwunden eigentlich besonders gefährlich? „Verletzungen mit scharfen oder spitzen Gegenständen sind besonders dann lebensgefährlich, wenn große Blutgefäße verletzt werden“, so Grassmann, „da es innerhalb kürzester Zeit zu einem lebensbedrohlichen Blutverlust kommen kann.“

Auch innere Organe wie Herz, Lunge, Leber oder Milz sind besonders gefährdet: „Da kann Blut in die sie umgebende Körperhöhle austreten, ohne dass es von außen sofort erkennbar ist“.

Selbst scheinbar harmlose Stichwunden können gefährlich sein, wie der Experte warnt: „Ein scheinbar kleiner Einstich kann innere Verletzungen verursachen, die zunächst unbemerkt bleiben, aber innerhalb weniger Minuten lebensbedrohlich werden können. Daher sollte jede Stichverletzung, egal wie klein sie erscheinen mag, ernst genommen werden.“

Keine Angst vor Hilfe
Wer vor einem Handeln zurückschreckt aus Unsicherheit oder Angst, etwas falsch zu machen, den kann Grassmann beruhigen: „Sofern die Umgebung sicher ist, kann man als Ersthelfer kaum etwas falsch machen. Ganz im Gegenteil – Erste Hilfe bei dieser Art vor Verletzungen bzw. vor allem bei akuten Blutungen können lebensrettend sein!“

Natürlich kommt es auf den jeweiligen tatsächlichen Einzelfall an, aber die wichtigsten Schritte, denen man in solchen Situationen folgen kann, haben wir im Folgenden für Sie aufgelistet:

  • Notruf absetzen
    „Nachdem sichergestellt ist, dass keine Gefahr besteht, muss unverzüglich der Notruf abgesetzt werden: Rettung 144, Polizei 133“, sagt Grassmann.
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Sofern die Umgebung sicher ist, kann man als Ersthelfer kaum etwas falsch machen. Ganz im Gegenteil – Erste Hilfe bei dieser Art vor Verletzungen bzw. vor allem bei akuten Blutungen können lebensrettend sein!

(Bild: Markus Hechenberger)

Oberarzt Dr. Daniel Grassmann, Berufsrettung Wien

  • Starke Blutungen stillen
    Wenn eine starke, aktive Blutung, wie z. B. eine spritzende Wunde am Oberschenkel vorliegt, muss man diese „unverzüglich durch direkten Druck auf die Wunde oder mit einem Druckverband“ versuchen zu stillen.
  • Zustand prüfen
    „Anschließend überprüft man, ob die Person ansprechbar ist“, so der Oberarzt. Das macht man mit lauter Stimme. „Durch zusätzliches leichtes Rütteln an den Schultern wird getestet, ob die Person adäquat reagiert“, erklärt Grassmann. Ist das nicht der Fall, muss sofort die Atmung kontrolliert werden.
  • Bewusstlos oder nicht
    --> „Wenn die Person bewusstlos, aber mit normaler Atmung ist, wird sie in die stabile Seitenlage gebracht“, sagt der Mediziner. Atmet sie nicht, muss sofort mit der Herz-Druck-Massage begonnen werden.
    --> „Ist die Person bei Bewusstsein, soll sie beruhigt und in eine möglichst angenehme Position gebracht werden.“
  • Weitere Verletzungen versorgen
    Anschließend sollte man die Person nach weiteren Verletzungen absuchen. „Wunden an Brustkorb und Bauch sollten – falls verfügbar – mit einem sterilen Tuch abgedeckt werden.“
  • Was tun mit Messern und Fremdkörpern
    Ganz wichtig: „Falls ein Messer oder ein anderer Fremdkörper in einer Wunde steckt, darf dieser auf keinen Fall entfernt werden!“, betont Grassmann: „Stattdessen wird der Fremdkörper mit Kompressen oder Stofftüchern fixiert, um Bewegungen und somit weitere Verletzungen zu verhindern.“ Die verletzte Person sollte sich „nach Möglichkeit gar nicht mehr bewegen, da das innere Verletzungen verschlimmern kann“.
  • Andere miteinbeziehen
    „Falls andere Ersthelfer vor Ort sind, sollten diese auf jeden Fall miteinbezogen werden“, sagt der Oberarzt. Polizisten sind in Erster Hilfe geschult, „und es gibt auch Polizeisanitäter, die erweiterte professionelle Versorgung sicherstellen können“.
Erst zur verletzten Person gehen, wenn die eigene Sicherheit gewährleistet ist. (Bild: africaimages.com (Olga Yastremska, Africa Images))
Erst zur verletzten Person gehen, wenn die eigene Sicherheit gewährleistet ist.
  • Telefonische Helfer
    Beim Rettungsnotruf 144 sind Disponenten am Hörer, „die Sie am Telefon durch die Situation begleiten und bei den Erste Hilfe-Maßnahmen begleiten“, sagt Grassmann: „Es gibt hier genaue Anweisungen zur Versorgung einer stark blutenden Wunde oder zur Herz-Druck-Massage.“
  • Hilfe für sich selbst
    Falls einem das Ganze „gedanklich nicht mehr loslässt und zur emotionalen Belastung wird, ist es wichtig, darüber zu sprechen“, appelliert der Mediziner: „Es ist völlig normal, dass eine solche Ausnahmesituation nicht spurlos an einem vorbeigeht.“ Psychologische Unterstützung sollte man also ohne Hürde in Anspruch nehmen: „Genauso, wie es wichtig ist, anderen zu helfen, sollte auch auf das eigene Wohlbefinden geachtet werden.“

In aller Kürze

  • Die Berufsrettung Wien (Magistratsabteilung 70) stellt den Großteil aller in Wien eingesetzten Rettungswagen, betreibt Leitstelle und Disposition und arbeitet mit privaten Hilfsorganisationen zusammen. 
  • Die Wiener Rettungsakademie ist ausschließlich für die Erste-Hilfe-Ausbildung von Mitarbeitern der Stadt Wien zuständig.
  • Hilfsorganisationen wie z. B. folgende bieten Erste-Hilfe-Kurse für alle an: SamariterbundJohanniter UnfallhilfeRotes KreuzMalteser Hospitaldienst

Wie Sie sich vorbereiten können
Sie sehen also: An regelmäßiger Auffrischung seiner Erste-Hilfe-Kenntnissen sollte jeder von uns interessiert sein.

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