Ukraine-Krieg

Trump will Bodenschätze – aber Putin ist nah dran

Außenpolitik
20.02.2025 10:49

Russland und die USA sind beide an Bodenschätzen der Ukraine interessiert. Der Kreml schafft jedoch Fakten. Zwar sind sie nicht das Hauptkriegsziel Moskaus, dafür aber ein strategisches.

US-Präsident Donald Trump hat erklärt, er wolle, dass die Ukraine im Gegenzug für militärische Hilfe große Mengen wichtiger Bodenschätze an die USA abgibt. Tatsächlich aber ist es der russische Präsident Wladimir Putin, der immer mehr Kontrolle darüber erlangt. „Angesichts des Tempos auf dem Schlachtfeld ist es wahrscheinlich, dass die Russen in den kommenden Wochen in dieses Gebiet vordringen werden“, erklärte Konrad Muzyka, Direktor des Militärberaters Rochan in Polen.

„Die ukrainischen Kommandeure, mit denen ich gesprochen habe, sagten, wenn sie sich ansahen, in welche Richtung und auf welcher Achse die Russen angriffen, sei klar gewesen, dass ihr Ziel auch die Eroberung der Bodenschätze war“, so Muzyka.

Inzwischen sind russische Soldaten nah an ein großes Lithium-Vorkommen auf ukrainischem Gebiet herangerückt. Es trennen sie nur noch wenige Kilometer von dem Gebiet Schewtschenko, und sie nähern sich ihm aus drei verschiedenen Richtungen, wie der ukrainische Militärblog Deep State unter Berufung auf Insider berichtet.

Ein Karnevalswagen mit Donald Trump, Wladimir Putin und Kim Jong Un zieht durch Nizza. (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Ein Karnevalswagen mit Donald Trump, Wladimir Putin und Kim Jong Un zieht durch Nizza.

Russischer Konzern Rosatom interessiert
Lithium ist eine weltweit begehrte Ressource, die in einer Vielzahl von Branchen und Technologien – von Mobiltelefonen bis hin zu Elektroautos – eingesetzt wird. Nach Schätzungen der USA verfügt die Ukraine über Reserven von etwa 500.000 Tonnen. Schewtschenko liegt in Donezk, einer der vier ukrainischen Regionen, die Moskau als sein eigenes Territorium beansprucht. Es ist eines der größten Lithiumvorkommen in der Ukraine und liegt in einer Tiefe, die einen kommerziellen Abbau ermöglicht.

Wladimir Ezhikow, ein hochrangiger russischer Beamter in Donezk, hatte im Jänner gesagt, der staatliche russische Atomkonzern Rosatom habe Interesse an der Lagerstätte. Das zuständige russische Ministerium werde aber erst eine Lizenz zur Förderung vergeben, wenn die Zeit dafür reif sei. Derzeit sei es wegen des militärischen Konflikts zu früh dafür. Es werde aber auf jeden Fall Investitionen und den Abbau von Lithium geben.

Selenskyj zeigte „geheime Karte“
Selenskyj hatte bei einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters im Februar in seinem Büro eine einst als „geheim“ klassifizierte Karte gezeigt. Darauf waren zahlreiche Vorkommen von Mineralien verzeichnet, darunter ein breiter Landstreifen, der als Lager für Seltene Erden gekennzeichnet war. Etwa die Hälfte davon schien auf der russischen Seite der derzeitigen Frontlinien zu liegen. Laut Selenskyj weiß Russland aus geologischen Untersuchungen aus der Sowjetzeit genau, wo die wichtigen Bodenschätze der Ukraine sind. Es gibt nur wenige zuverlässige Schätzungen darüber, welchen Anteil davon Russland bereits kontrolliert. Unbestritten ist jedoch, dass die Ukraine allmählich die Kontrolle über ihre Bodenschätze verliert.

Der Wirtschaftswissenschaftler und Analyst Wasili Koltaschow führte aus, Trumps Wunsch nach einem großen Mineralien-Deal werde hinfällig, sollte die Ukraine den Krieg verlieren. „Nicht er (Trump) und sein Appetit auf Seltene Erden werden darüber entscheiden, wer was bekommt“, erklärte Koltaschow jüngst im russischen Staatsfernsehen. Es werde vielmehr Russland sein, das im Krieg gewinne. Für viele Russen ist die Eroberung ukrainischer Bodenschätze auch eine wichtige Kriegsbeute. Das wurde im Jänner deutlich, als der von Russland im Donezk unterstützte Beamte Denis Puschilin erklärte, die Lagerstätte Schewtschenko sei erobert worden – und dafür enormen Beifall in der russischen Presse erhielt. Die Aussage erwies sich aber als falsch, weil Puschilin die Vorkommen mit der Eroberung einer anderen Siedlung gleichen Namens an anderer Stelle verwechselt hatte.

Russland zieht Parallelen zu Nazis
Entsprechend verhalten ist bisher Moskaus Reaktion auf den US-Vorschlag, die Ukraine in ein Abkommen einzubinden, das den USA Zugang zu ukrainischen Bodenschätzen im Wert von 500 Milliarden Dollar verschaffen soll als Ausgleich für bereits geleistete US-Hilfe. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte dazu lediglich, Trumps Vorschlag zeige, dass die Ukraine für jede künftige US-Hilfe zahlen solle, anstatt sie weiter kostenlos zu erhalten.

Maria Sacharowa, Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, gab sich unverblümter. Sie warf Selenskyj vor, den USA Ressourcen anzubieten, die die Ukraine angesichts der Frontlinien gar nicht mehr kontrolliert. Sie zog auch Parallelen zu der Ausplünderung der Ukraine durch die Nazis. „Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebiet der ehemaligen Sowjetukraine beschlagnahmt, und Nazis machten sich daran, die Volkswirtschaft auszuplündern“, führte Sacharowa vor Reportern aus. Sie hätten Vieh gestohlen und Bodenschätze mitgenommen. „Jetzt geschieht das alles gewaltlos, weil das Kiewer Regime alles hergibt.“

Die Ukraine und die USA haben den Vorwurf zurückgewiesen, dass die USA auf unfaire Weise versuchen, den Ressourcenreichtum der Ukraine auszubeuten. Vielmehr liege eine Einigung in beiderseitigem Handels- und Sicherheitsinteresse. Russische Kriegsblogger und Nationalisten hatten indes geschrieben, Trump wolle sich den Zugriff sichern. „Dazu gibt es nur eines zu sagen“, hatte sich etwa der Blogger Starshe Eddy auf Telegram wütend gezeigt, wo er rund 600.000 Follower hat. „Die Bodenschätze der Ukraine gehören dem russischen Volk und niemandem sonst.“

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