Am 27. Februar feiert Austropop-Legende Rainhard Fendrich seinen 70. Geburtstag. Neben dem Nummer-eins-Album „Wimpernschlag“ tourt er das ganze Jahr quer durchs Land. Mit der „Krone“ blickt er zurück auf seine einzigartige Karriere und reflektiert sein buntes Leben.
Und es ist wieder passiert. Natürlich landete Rainhard Fendrichs neues Studioalbum „Wimpernschlag“ auf Platz eins der österreichischen Charts. Für den Wiener Barden ist das kein neues Gefühl. Seit 1991 landeten sämtliche Alben des Künstlers auf dem Thron, die Beliebtheit Fendrichs ist trotz seiner zunehmenden Politisierung in Songtexten und Interviews ungebrochen. Am 27. Februar feiert der „Sonnyboy“ des Austropop seinen 70. Geburtstag. Die Feierlichkeiten begeht er 2025 fulminant. Neben dem neuen Erfolgsalbum gibt es zum 45. Bühnenjubiläum auch eine ausladende Tour, die ihn quer durch Österreich und unter anderem zweimal in die Wiener Stadthalle führt. „Es ist ein bisschen ein Gefühl wie vor einer Schularbeit, weil die Erwartungshaltung so groß ist“, erzählt er der „Krone“ im Gespräch, „ich tue aber mein Bestes, um diesen Erwartungen gerecht zu werden.“
Beständige Querverbindung
Als Sohn einer Sudetendeutschen wuchs Fendrich in Wien ambivalent auf. Umsorgt von mütterlicher Liebe, aber auch vorangetrieben von unerbittlicher Strenge väterlicherseits. Sieben Jahre lang besuchte er ein katholisches Internat, was vor allem seinen Zugang zum Glauben und der Religion immer wieder veränderte und neu kalibrierte. Mit 15 bekam Fendrich seine erste Gitarre und fand endgültig den Weg in die Welt der Kultur – zuerst aber auf die Theaterbühne. In den frühen 80er-Jahren gab er am Theater an der Wien den Judas im Musical „Jesus Christ Superstar“ und wurde von Theaterdoyen Hans Gratzer für den „Hamlet“ am Schauspielhaus verpflichtet. Parallel dazu bekommt er seinen ersten Plattenvertrag und reüssiert als Musiker. Die Querverbindung bleibt bei ihm bis heute bestehen. „Wenn ich ins Theater gehe, will ich, dass es nachwirkt. Das würde ich mir auch wünschen, wenn das Publikum meine Lieder hört.“
Zu den Großzeiten des Austropop feiert Fendrich in den 80er-Jahren bahnbrechende Erfolge. Songs wie „Strada Del Sole“, „Schickeria“, „Macho, Macho“ oder „Weus’d a Herz hast wia a Bergwerk“ rotieren in den Radios und erobern die Charts, doch im Gegensatz zu Kollegen wie Wolfgang Ambros, Georg Danzer oder Ludwig Hirsch wird Fendrich medial gerne die Ernsthaftigkeit und textliche Tiefe abgesprochen. „Als ich begann, herrschte die große Zeit der Liedermacher – dorthin wollte ich auch. Ich muss mich aber auch selbst verteidigen und sagen, dass jeder vermeintlich leichte Song einen tieferen Hintergrund hat. ,Macho, Macho‘ nimmt übertriebenes Männlichkeitsgehabe aufs Korn, in ,Blond‘ geht es um Männer, die so blöd sind und nur auf Äußerlichkeiten gehen und ,Schickeria‘ beruft sich auf die Neidgesellschaft.“ Zu „Oben ohne“, einem seiner frühesten Hits, findet Fendrich heute aber keinen Zugang mehr. „Damals war das ein Thema, weil es erlaubt war. Im Nachhinein betrachtet ist das natürlich überhaupt nicht wichtig.“
Triumphe und Tragödien
Die 80er-Jahre schloss er – anfangs unbemerkt – fulminant ab. 1989 erschien der Song „I Am From Austria“, der zuerst gar kein Hit war, sich über die Jahre aber zur heimlichen Nationalhymne Österreichs mauserte und zuletzt etwa das Fußballnationalteam bei der EM in Deutschland zu Höchstleistungen animierte. Ähnlich wie Bruce Springsteen mit seinem „Born In The USA“ fühlte sich Fendrich bei seinem Lied zuweilen missinterpretiert. 1993 rückt Fendrich erstmals ins Fernsehen. Er übernahm von Publikumsliebling Rudi Carrell die Moderation für „Herzblatt“ und begeisterte die Fans bis 1997. 2000 war er der erste Moderator von „Alles ist möglich“, die Show, die später zum bis heute erfolgreichen ORF-Produkt „Millionenshow“ werden sollte. 1997 entstand aus einem anfangs einmaligen Benefiz-Auftritt mit Ambros und Danzer das All-Star-Projekt Austria 3, mit dem die drei Freunde bis zur Trennung 2006 große Erfolge feierten. Doch neben all den Triumphen musste Fendrich auch viele Tragödien überstehen.
Seine Tochter Theresa verstarb 1989 im Alter von nur 17 Monaten an einer Viruserkrankung, was laut Fendrich der Beginn seiner später medial ausgeschlachteten Drogensucht war. 2006 gestand er den Kokainkonsum, wurde öffentlich an den Pranger gestellt, gilt seither aber als clean. Mit dem Lungenkrebs-Tod von Danzer 2007 starb das Projekt Austria 3 endgültig. Fendrichs Vorschlag, EAV-Frontmann Klaus Eberhartinger zu integrieren, artete in einen langen Streit mit Ambros aus. „Ich war früher sehr vorlaut und bin heute etwas vorsichtiger geworden“, gesteht Fendrich gegenüber der „Krone“ heute ein, „mein Lieblingsbuch ist ,Mit der Reife wird man jünger‘ von Hermann Hesse. Das stimmt auch, denn man wird zumindest besonnener und hat einen anderen Blickwinkel auf Dinge. Die einen gehen in den Altersstarrsinn, die anderen versuchen, weiter ihren Horizont zu öffnen. Ich versuche, zur zweiten Gruppe zu gehören.“
Zeit für Reflexion
Dem Theater, der Schauspielerei und vor allem der Musik blieb Fendrich über all die Jahre treu. Künstlerisch wurde er mit zunehmendem Alter immer politischer – diese Richtungsänderung nimmt auch auf seinem neuen Werk „Wimpernschlag“ einen wichtigen Platz ein. Kurz vor dem 70er bleibt auch Zeit zur Reflexion. „Wenn ich mich heute umdrehe, denke ich mir oft, ich hätte die Jahre nur vor mich hergeschoben. Mit 30, 40 und 50 gab es eine Midlife-Crisis oder ein anderes Riesentheater – das bleibt einem in Erinnerung. Dass ich irgendwann 70 werden würde, war mir schon klar. Aber jetzt, wo der runde Geburtstag so knapp vor der Tür steht, hat er schon eine Wucht.“ Auf dem Artwork seines neuen Albums ist Fendrich aktuell und in jungen Jahren abgebildet. „Damit stehe ich zu meinem Alter und meiner Erfahrung. Ich bin so wie ich bin und werde mich sicher nie liften lassen.“
Fendrich befindet sich mit 70 sowohl körperlich als auch geistig in einem guten Zustand und hat mit der ausladenden Tournee viel vor. „Ein Freund sagte mir, mit 70 wäre ich schon in der Nachspielzeit des Lebens, da kann man sich irgendwann nichts mehr schönlügen. Die Zeit ist kostbarer geworden, deshalb wurde ich auch zum Frühaufsteher. Die zwei, drei Stunden, die ich vor allen anderen wach bin, ist meine ,Me-Time‘.“ Wenn man schon von der Nachspielzeit des Lebens redet – mischen sich da auch Ängste und Sorgen in den Alltag? „Natürlich kommen Gedanken über die Vergänglichkeit auf, ich bin aber zum Glück besser beieinander, als ich mir das mit 70 jemals vorgestellt hätte – da geht es anderen bei weitem nicht so gut. Ich habe keine Angst vor dem Tod, aber vorm Sterben. Man weiß schließlich nie, wie es passiert und das kriegst du nie ganz aus den Gedanken raus.“
Tour durch Österreich
2025 geht Rainhard Fendrich auf große „45 Jahre live“-Tour – bei den Tickets (www.oeticket.com) muss man zuweilen schon schnell sein, will man noch bei den Konzerten dabei sein. Unter anderem spielt er am 25. April und 16. Mai in der Wiener Stadthalle, am 27. April und 17. Mai in der Salzburgarena, am 1. Mai in der Dornbirner Halle 11, am 5. Mai in der Linzer Arena, am 6. Juli in der Klagenfurter Ostbucht, am 28. Oktober in der Grazer Stadthalle und am 31. Oktober in der Innsbrucker Olympiahalle. Unter www.fendrich.at finden Sie alle Konzerttermine und Infos zu den Karten.
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