IHS-Boss Holger Bonin

Wirtschaftsforscher warnt: Europa vor dem Kollaps!

Ein Albtraum-Szenario für Europa! Holger Bonin, Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS), malt ein düsteres Bild für die Zukunft des Kontinents – und damit auch für Österreich. „Wir haben einen enormen Druck von außen“, warnt der Top-Ökonom. „Man wird darüber diskutieren müssen, wie weit man sich den Amerikanern unterwerfen muss.“

Wie sieht es in einem Jahr aus für Österreich und Deutschland? Bonin lässt kein gutes Haar an der aktuellen Politik: „Ich fürchte, nicht gut.“ Die Regierungen würden immer noch glauben, dass sie mit US-Präsident Donald Trump „Business as usual“ betreiben könnten – also alles beim Alten belassen. Doch der Experte warnt: „Es könnte Zölle geben und der Druck von außen wird groß sein. Man wird sich in Europa zwar enormen externen Herausforderungen gegenübersehen, aber keine Antworten finden.“

Und dann der Seitenhieb: „Viele in Europa glauben ja noch immer nicht, dass Trump das, was er sagt, ernst meint.“ Doch Bonin ist sicher: Der US-Präsident meint es ernst – und Europa ist nicht vorbereitet.

Holger Bonin, Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS), beklagt die Kraftlosigkeit der europäischen Politik. 

(Bild: SEPA Media)

Putin, Zölle, Chaos: Europa hat keine Antworten
Auch bei der Ukraine-Krise sieht Bonin schwarz. „Und was machen wir, wenn Putin die baltischen Staaten angreift? Man wird keine Lösungen haben“, so der Forscher. Auf die drohenden US-Zölle habe die EU ebenfalls keine Antworten: „Wir werden auf Zölle vielleicht so reagieren, dass wir umgekehrt neue Zölle auf Harley-Davidson-Motorräder verhängen. Aber wir werden wohl nicht sagen, wir schalten die amerikanischen digitalen Netzwerke ab. Das ist die Kraftlosigkeit der Politik!“

De-Industrialisierung: Europas Industrie flüchtet in die USA
Die Folgen? Eine beschleunigte De-Industrialisierung! Bonin erklärt: Wenn die USA Zölle verlangen und gleichzeitig ihr Land mit Bürokratieabbau, niedrigeren Steuern und günstigeren Energiekosten attraktiver machen, könnte das fatale Folgen für uns haben. Europäische Unternehmen könnten lieber in den USA investieren als in einem „Europa, das ewig schwach ist und keine Lösungen anbietet“.

„Warum ist Trump so faszinierend?“, fragt sich Top-Ökonom Bonin. Die Antwort: „Weil er disruptiv ist und Dinge tut, die man nicht für möglich gehalten hat. Leider tut er die falschen Dinge.“

(Bild: AP)

„Warum ist Trump so faszinierend? Weil er disruptiv ist!“
Der Hauptgrund für Europas Schwäche? Die Langsamkeit der EU. Bonin bringt es auf den Punkt: „Warum ist Trump so faszinierend? Weil er disruptiv ist und Dinge tut, die man nicht für möglich gehalten hat. Leider tut er die falschen Dinge. Aber deshalb ist ein disruptives Verhalten nicht falsch, sondern im Falle von Trump sind es nur die Ziele und die Art, wie er sie erreichen will.“

Die Menschen sehnen sich nach Veränderung, so Bonin. Sie erkennen, dass Verwaltung und Systeme nicht mehr optimal funktionieren. „Das fängt schon damit an, wenn man keinen Arzttermin bekommt.“ Doch die EU bleibt träge.

Rettungsplan: „Europa der zwei Geschwindigkeiten“
Bonins Lösung? Ein „Europa der zwei Geschwindigkeiten“. Länder, die vorangehen wollen – etwa in der Verteidigung oder Energiepolitik – sollten das auch dürfen. „Man muss in der EU in Richtung eines ,Europas der zwei Geschwindigkeiten‘ gehen und das Einstimmigkeitsprinzip verändern. Ansonsten entwickeln wir keine Handlungskraft!“ Es brauche dringend einen Neustart. Sonst wird der Kontinent von den USA und anderen globalen Playern abgehängt. Die Zeit drängt!