Ausgang überraschend?
Diese Kardinäle könnten Franziskus beerben
Der Gesundheitszustand des an Lungenentzündung erkrankten Papstes Franziskus wirft in Rom Fragen über seine mögliche Nachfolge auf. Für das Amt des Kirchenoberhauptes gibt es keine Kandidaten, es gibt keinen Wahlkampf, Wahlversprechen sind verboten. Der Ausgang eines Konklaves ist meist eine Überraschung. Einige Kardinäle gelten in Kirchenkreisen aber als „Papabile“ – zum Papst wählbar, einen klaren Favoriten gibt es jedoch nicht.
Da seit 1978, seit der Wahl von Johannes Paul II., immer nur ausländische Päpste zum Zuge gekommen sind, fragen sich Vatikan-Insider, ob nicht bald wieder die Stunde eines italienischen Pontifex schlagen könnte. Als geeigneter Kandidat unter den italienischen „Papabili“ zählt der Präsident der italienischen Bischofskonferenz CEI, Matteo Zuppi.
Der 68-jährige Erzbischof von Bologna ist bekannt für sein diplomatisches Geschick und seine Bemühungen um den Frieden. Er ist seit Jahren ein prominentes Mitglied der international einflussreichen Laiengemeinschaft Sant‘Egidio, die voll auf der Franziskus-Linie liegt. Aktuell ist er zudem Sondergesandter des Papstes für Frieden in der Ukraine. Der Kardinal ist politisch versiert und mit Dialog und Konflikten vertraut.
Kardinal Zuppi äußerte am Donnerstag leichte Hoffnung zum Gesundheitszustand Franziskus:
Vatikanischer Staatssekretär Parolin hat gute Aussichten
Als Alternative zu Zuppi kommt unter den Italienern der vatikanische Kardinalstaatssekretär, Kardinal Pietro Parolin, in Frage. Er ist derzeit der höchste Kurienkardinal und für seine Rolle in der internationalen Politik besonders geschätzt. Bekannt wurde der 70-Jährige für seine diplomatische Arbeit für die Beziehungen des Vatikan zu China sowie für seine Bemühungen um den interreligiösen Dialog und den Friedensprozess.
Unter den Italienern hat auch Pierbattista Pizzaballa, der erste Patriarch von Jerusalem im Kardinalskollegium, eine Chance. Im Minenfeld Nahost beweist sich der 59-Jährige seit Jahren als geschickter Diplomat und Dialogpartner. Sein Stil ist unklerikal und unkonventionell. Er steht sowohl mit jüdischen und islamischen Religionsführern ebenso wie mit jenen der Orthodoxie in einem guten Dialog. All das wäre von Vorteil bei einem künftigen Konklave.
Konservative Purpurträger hoffen auf Wende
Die konservativen Purpurträger, die seit Jahren mit Argusaugen den progressiven Kurs Franziskus‘ beobachten, hoffen auf eine Wende und setzen auf einen eigenen Kandidaten, den Erzbischof von Budapest, Peter Erdö. Der 72 Jahre alte Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen ist ein konservativer Kirchenführer, der für seine traditionelle Haltung bekannt ist.
Er hatte gute Beziehungen zum verstorbenen Benedikt XVI. Erdö kann auf eine steile Karriere zurückblicken. Mit 49 Jahren wurde er Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), mit nur 50 wurde er Erzbischof von Esztergom-Budapest, mit 52 war er 2005 der jüngste Kardinal im Konklave. Aufgrund der geografischen Lage seiner Heimat steht Erdö für die Ökumene mit der Orthodoxie, die er mit großem Engagement betreibt.
Maltesischer Kardinal Grech könnte Weg fortführen
Auf Franziskus-Kurs befindet sich der maltesische Kardinal Mario Grech (67 Jahre). Der Generalsekretär der Synode der Bischöfe und ehemalige Bischof von Gozo auf Malta ist für seine theologische Expertise bekannt. Gute Chancen werden auch Kardinal Victor Manuel Fernandez (62 Jahre), Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre und ehemaliger Rektor der Päpstlichen Universität von Argentinien, eingeräumt. Fernandez ist ein enger Vertrauter von Papst Franziskus. Als Leiter der Glaubensbehörde verfasste er das hochumstrittene Papier für die Segnung Homosexueller, das vor allem in Afrika massiven Widerspruch auslöste.
Ein Papst aus dem Fernen Osten wäre für die katholische Kirche ein Novum. Mit dem philippinischen Kardinal Luis Antonio Tagle können sich asiatische Katholiken Hoffnungen auf einen Pontifex aus ihren Breitengraden machen. Bereits vor dem Konklave 2013, das zur Wahl Franziskus‘ führte, war der damals 55-Jährige Tagle ein „Papabile“.
Kehrtwende aus Afrika?
Ein Novum für die Kirche könnte auch ein Papst aus Afrika sein. Kardinal Fridolin Ambongo Besungu (65) aus der Demokratischen Republik Kongo sorgte für Schlagzeilen, als er eine umstrittene Erklärung von Papst Franziskus, die es Priestern erlaubt, unverheiratete und gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, auf dem afrikanischen Kontinent für null und nichtig erklärte. Ein Pontifikat mit Besungu wäre eine klare Abweichung von Franziskus‘ Kurs. Der derzeitige Pontifex hatte Besungu 2019 zum Kardinal ernannt.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.